Unsere Empfehlungen

Die Großwäscherei Andor Endre Gelléri

gebunden

Ich habe neulich ein Wochenende in der
"Großwäscherei" von Andor Endre Gelléri verbracht.

Donnerlittchen, und jetzt stehe ich vor dem Problem, dass ich kaum über das Buch sprechen kann, ohne wie ein verknallter Teenager zu klingen. Also seht mir die Schwärmerei mal kurz nach, es geht wirklich nicht anders.

Wie bei allen Büchern aus dem Guggolz Verlag fängt es schon mit Optik und Haptik an: Handschmeichler ist ein schrecklich abgedroschenes Wort, aber irgendwie liegen alle Bücher aus diesem Haus nahezu unverschämt angenehm in den Händen. Fast seidig und weich, dabei ohne künstlichen Schnickschnack, mit bestechend schlichter Gestaltung, feiner Typografie, gutem Papier, Fadenheftung, in der perfekten Größe ...
Man merkt diesen Büchern vom Coverdesign bis zum Text auf dem Rücken einfach an, dass sie rundum klug und liebevoll gedacht und gemacht sind.

Nun zu Gelléri, dieser ungarischen Wiederentdeckung:
Der Autor starb 1945 mit nur 39 Jahren an einer Typhusinfektion im damals gerade befreiten KZ Mauthausen.
"Die Großwäscherei" ist sein einziger Roman und erschien erstmals 1931. Gelléri hat bereits als junger Erwachsener eine beachtliche Anzahl Erzählungen und Novellen geschrieben, stets in dem Gefühl, das abbilden zu müssen, was er gerade vor Augen hatte. Und da er immer auch Brotberufen nachgehen musste, strotzen sie vom prallen Leben der arbeitenden Schicht.

So auch das gerade erschienene Buch "Die Großwäscherei", das bunt schillernd, eine Budapester Arbeiterszene in ihrem eigenen, kleinen Kosmos vor unseren Augen heraufbeschwört. Und vielleicht liegt es daran, dass Gelléri tatsächlich mal in einem solchen Betrieb hat schuften müssen, dass die Gerüche, die Geräusche, der Gestank, der Dampf, die beißenden Laugen, die Hoffnungen und Leiden der Kragenwäscher-Mädchen, der Färber und Waschjungen, der Bügelfrauen und Vorarbeiter tatsächlich vom ersten Satz an so mitreißend beschrieben sind.
Vielleicht liegt es aber auch schlicht und ergreifend an Gelléris erzählerischem Talent.
Und spätestens wenn man das Nachwort der Übersetzerin Timea Tankó liest, wird klar, wie viel kluge Überlegung und übersetzerisches Geschick auch hierbei am Werk waren.

zum Produkt € 22,00*

Im Frühling sterben Ralf Rothmann

gebunden

Der Deutsche Buchpreis ist nicht Alles.

Bereits im Juli 2015 hat der Autor Ralf Rothmann die Nominierung seines Romans "Im Frühling sterben" für den Deutschen Buchpreis abgelehnt. Nicht nur die poetische Absage mit den Worten „Ich möchte lieber nicht“ (ein Zitat aus Melvilles Bartleby, dass ich in der wundervoll illustrierten Ausgabe des Verlags Jacoby & Stuart empfehle) verdient dabei Beachtung, sondern viel mehr noch einer der besten deutschen Romane des Jahres, der nun, wo alle von Frank Witzels "„Die Erfindung der Roten Armee Fraktion durch einen manisch-depressiven Teenager im Sommer 1969“ sprechen, leider aus dem Fokus gerät. Witzel erhält den Buchpreis völlig zu Recht, denn die Prämierung seines irrwitzigen Romans ist ein unbedingtes Bekenntnis zur Vielfalt und Fantasie literarischen Schaffens. An dieser Stelle möchte ich allerdings um den Blick ins Dunkle bitten, jenseits des Rampenlichts dieser Tage.

„Und was ist mit dem, der schießen muss? Was vererbt der?“

Nur wenige Romane habe ich bisher gelesen, in denen (fast) keine Metaphern vorkommen. Rothmann erzählt die Geschichte von zwei Jungen, die in den letzten Kriegstagen 1945 zwangsrekrutiert werden und dann die ganze Grausamkeit des sinnlosen Tötens erfahren mit den Mitteln eines radikalen Realismus. Keine auktorialen Wertungen, keine Euphemismen, keine schillernden Bilder. Und doch liegt in seinen Schilderungen etwas sehr Poetisches. In den sinnlichen Beschreibungen der Natur, den Gerüchen, den Lichtverhältnissen werden Momente der Schönheit gefeiert die dann in einem krassen und schmerzhaften Gegensatz stehen zum Handeln der Figuren. Der einzelne Mensch in Im Frühling sterben ist fremdbestimmt und immer Teil einer alles zerstörenden Maschinerie. Jeder der sich dagegen aufbegehrt und Selbstbestimmung sucht wird zermahlen. Und eben weil Rothmann auf die Mittel der Verfremdung so konsequent verzichtet, entsteht eine Fatalität des Dargestellten, die einerseits hoch spannend ist – auch dort, wo es ‚nur‘ um den Alltag auf einen Bauernhof geht – und andererseits entsetzt, traurig stimmt und verzweifeln lässt.

Romane wie dieser müssen immer wieder geschrieben (und gelesen!) werden, weil sie durch die Erzählungen vom Krieg starke Argumente für einen fundierten Pazifismus darstellen. Rothmann hat mit "Im Frühling sterben" ein herausragendes Beispiel dafür vorgelegt.

zum Produkt € 19,95*

Fragmente einer Sprache der Liebe Roland Barthes

gebunden

Pünktlich zum 100. Geburtstag von Roland Barthes im November legt Suhrkamp "Fragmente einer Sprache der Liebe" in einer wunderschön gebundenen, erweiterten Ausgabe vor.
Vor 38 Jahren erstmals erschienen, kann man Barthes Werk mittlerweile als einen Klassiker bezeichnen, an dem sich ganze Generationen von Liebenden philosophisch abgearbeitet haben mögen.
Von A wie Abhängigkeit, über E wie Erwartung, bis Z wie Zugrundegehen widmet Barthes 70 Begriffen des Gefühlslebens sezierende, infragestellende oder erklärende Texte.
20 bisher unveröffentlichte Worte sind in Barthes berühmten Pariser Seminaren hinzugekommen und liegen nun zum ersten Mal öffentlich vor.
Eine fabelhafte Gelegenheit, Barthes (wiederzu)entdecken, zu verschenken und immer, immer wieder neu zu denken.

zum Produkt € 24,95*

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