Unsere Empfehlungen

Weg sein - hier sein

gebunden

Seit über einem Jahr ist das Wort ‚Flüchtling‘ omnipräsent in den deutschen Medien. Selten wird es allerdings im Kontext individueller Not verwendet, sondern meist als Polarisierungsvokabel in politisch-nationalistischen Argumentationen. Dass hinter dem politischen Schlagwort einzelne Biografien stehen, geht in der täglichen Nachrichtenflut zwischen Bombardierungen, Grenzschließungen und Landtagswahlen oft unter.
Schon immer ist es (auch) eine Aufgabe der Literatur gewesen, allgemeine gesellschaftliche Problemlagen anhand individueller Schicksale emotional erfahrbar zu machen. (Was wüssten wir über die Leiden der Frau im 19. Jahrhundert ohne Madame Bovary? Woher wüssten wir um das Grauen der Schützengräben ohne Paul Bäumer?) Doch welche Stimme haben diejenigen, die nur mit dem nötigsten aus Aleppo oder Homs geflohen sind, im deutschsprachigen Flüchtlingsdiskurs? Was wissen wir von denen, die da kommen? Was bedeuten die gesellschaftliche Problemlagen im Mittleren Osten für jeden Einzelnen? In Syrien, dem Jemen oder im Irak werden kritische Autorinnen und Autoren nicht verlegt, sondern verfolgt. In Deutschland angekommen, hindert die Sprachbarriere sie daran, verstanden zu werden.
Dank des Secession Verlag für Literatur ist nun ein Buch erschienen, in dem jene vormals abstrakten Flüchtlinge zu konkreten Stimmen werden. 19 Autorinnen und Autoren nutzen ihr Mittel, das der Literatur, um von dem zu erzählen, was in den Nachrichten verborgen bleibt. Sie erfinden Figuren, die aufgrund ihrer Empfindungen und Entwicklung plastisch werden für uns. Und deren Leid darum nachfühlbar wird. Jedem AfD-Mitglied, jedem Pegida-Anhäger, jedem, der jenen Hilfe verwehren will, die aus der schlimmsten Not geflohen sind, wünsche ich die Lektüre dieses wichtigen Buches. Auch allen klugen Menschen empfehle ich diese Texte, als Bereicherung in dieser wichtigen Auseinandersetzung mit unserer Wirklichkeit. Nicht nur Schreiben kann ein politischer Akt sein - auch Lesen wird hier zu einem.

zum Produkt € 24,00*

Der Alkohol und die Wehmut Mathias Énard

gebunden

Ein Mann setzt sich in Moskau in einen Zug Richtung Osten. Während der Fahrt trinkt er, viel. Und er erinnert sich an seine Lebenslieben, eine Frau, einen Mann, das Opium, die russische Literatur. Von all dem sieht er nur die letzten Reste, wie die verbrannten Birken in der vorbeiziehenden Landschaft. Diese Zugfahrt ist eine Erinnerungsbewegung, die verschiedene Stationen passiert und auf Schienen dem unausweichlichen Ziel zusteuert. Die Erkenntnis unwiederbringlich verlorener Zeit.

Der Prix Goncourt Preisträger Mathias Ènard hat ein Buch geschrieben, an dem alles stimmt: Titel, Sprache, Handlung. Genial.

zum Produkt € 16,00*

Der kleine Warumwolf Sylvia Englert

gebunden

Das ist das perfekte Vorlesebuch für die Zeit nach dem Schulanfang.
Finn läuft nämlich jeden Tag zur Schule und ist total gelangweilt, weil seine Mutter ihm auseinandergesetzt hat, warum sie es noch nicht für sinnvoll hält, dass er schon in der zweiten Klasse täglich mit dem Roller losrast.
Der Weg ist öde, die Minuten werden ihm lang, aber alles ändert sich schlagartig, als ihm eines Morgens der Warumwolf zuläuft.
Der begleitet ihn nämlich von nun an und die beiden besprechen unterwegs so allerhand. Der Warumwolf stellt kluge Fragen und Finn erfindet in wirklich erfrischenden Geschichten die Realität neu.
Das ganze Buch ist kindgerecht und trotzdem nicht oberlehrerhaft.
Es ist witzig ohne lächerlich zu werden. Es ist fantasievoll, ohne zu übertreiben.
Und hier und da fallen mir als Vorleserin pädagogisch angenehme Konstellationen auf. (Zum Beispiel dass Finns Papa nicht sein leiblicher Vater ist oder dass der Schulhausmeister nicht wirklich ein böser Mensch ist, sondern einfach schrecklich überarbeitet.)
Außerdem sind die Geschichten wunderbar kurz und trotzdem perfekt in sich abgeschlossen.
Man lacht sich vor dem Einschlafen nochmal gemeinsam ein bisschen scheckig und hofft, dass dem eigenen Kind bald auch mal ein Warumwolf zuläuft.

zum Produkt € 14,00*

Jean Batten, Pilotin Fiona Kidman

kartoniert

Fiona Kidman zeichnet höchst unterhaltsam, vor allem aber mit einem großem Gespür für Zwischentöne, das Leben der Flugpionierin Jean Batten nach.
(Die umwerfend schöne Coverillustration stammt übrigens von Kat Menschik.)
1936 flog die gebürtige Neuseeländerin als erste Frau überhaupt solo von England nach Neuseeland und hielt über lange Zeit den Rekord für beide Strecken.
Doch wer war diese Frau wirklich, die wegen des weißen Seidenkleids, das sie stets im (ansonsten wirklich strikt überlebensorientierten) Fluggepäck hatte, die "Garbo der Lüfte" genannt wurde? Woher nahm sie, ein Mädchen aus einer sogenannten gescheiterten, unbegüterten Familie den Mut ihrem Traum zu folgen und die Kraft, den unzähligen Widerständen zu trotzen?
Kidman legt mit "Jean Batten, Pilotin" ein wunderbar detailiertes, interessantes Porträt einer willensstarken Persönlichkeit vor. Zugleich ist es aber auch ein Buch über die Macht von Mutter-Tochter-Beziehungen, ein Buch vom Fliegen, Lieben und (sich) Versagen.

zum Produkt € 25,00*

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