Unsere Empfehlungen

Die Buchhändlerin empfiehlt im Februar 2023

Das Volk der Ewigkeit kennt keine Angst Shani Boianjiu

kartoniert

Die Buchhändlerin empfiehlt im Oktober 2013

Shani Boianjiu wurde 1987 in Jerusalem geboren. Als Kind lebte sie in einem Dorf an der libanesischen Grenze in Westgaliläa. Nach ihrem 2-jährigen israelischen Wehrdienst studierte sie Harvard.

Drei Freundinnen aus einem Dorf nahe der libanesischen Grenze sind die Hauptpersonen des Romans. Yael, Lea und Avishag kennen sich von Kind auf, ihre Freundschaft zueinander ist einem recht herben Wechsel ausgesetzt. Das Augenmerk liegt stark auf der Wehrdienstzeit, den die jungen Frauen nicht zusammen verbringen, jede erlebt die Militärzeit vollkommen anders. Einsam fühlen sie sich allerdings alle. Ihre Strategien gegen das Gefühl der Langeweile, der Vergeblichkeit ihres Tuns, der Frage nach dem Sinn des Soldatendaseins und des Heimwehs fallen unterschiedlich aus: Sex ist immer eine gute Möglichkeit, aber auch das Errichten von Traumwelten oder ein gesteigertes Interesse an Waffen.Lea schiebt Wache an einem Grenzposten, sie kontrolliert Palästinenser. Die Willkür, mit der die Kontrollen ausgeführt werden, bekommt man beinahe wie nebenbei erzählt. Wie diese Arbeit einerseits nur durch Tagträumereien auszuhalten ist, wie sie andererseits extrem gefährlich ist, wird durch eine der markantesten Szenen des Romans illustriert.

Angst, Trauer, Depression auf der einen Seite, auf der anderen exzessives Ausleben der Gefühle - das ist ja nicht untypisch für junge Menschen, doch das Leben als junge Soldatinnen in einem Land, das sich als permanent gefährdet sieht und es objektiv auch ist unterscheidet sich doch wesentlich von dem Leben weiblicher Teenager in anderen Ländern. Terror, Geiselnahmen, gefallene Brüder, getötete Geliebte, das Leben hart an der Grenze des Erträglichen findet hier Platz neben Gedanken daran, wie man am besten mit dem Freund zu Hause Schluss macht, mit Erinnerungen an banale Schulprobleme, mit Erinnerungen an Partys und der Frage wie es weitergehen soll mit dem Leben überhaupt. Wie kann ein selbst bestimmtes Erwachsenwerden aussehen in einem Land, das immer in einem gefühlten oder echten Kriegszustand ist? Wie tief können Gefühle gehen, wenn man sich doch eher innerlich abstumpfen sollte um nicht ganz kaputt zu gehen?

Shani Boianjiu hat einen ungewöhnlichen Stil, der zwischen harten und schockierenden Betrachtungen der Umwelt und sehr eindringlicher und packender Sensibilität pendelt. Das Ganze wird gewürzt mit Stellen voll trockenem Witz, der dann aber ganz schnell zu einer Art schwarzen Humor tendiert. Die abgebrühte Lakonie verstörte mich beim Lesen immer wieder, die Distanziertheit, die Coolness der Mädchen, die ja vom Alter her noch fast Kinder sind, erwischt einen kalt.Ein echtes Highlight dieses Bücherherbstes!

Elvira Hanemann

zum Produkt € 9,99*

Besser Doris Knecht

kartoniert

Die Buchhändlerin empfiehlt im September 2013

Seit 2005 erscheint im "Kurier"die Kolumne"Jetzt erst Knecht". Mit ihrem Romandebüt "Gruber geht" 2011 kam sie auf die Longlist zum Deutschen Buchpreis. Einige kürzere Bücher hatte sie vorher schon in verschiedenen Verlagen veröffentlicht. Antonia ist eine junge Frau, die mit ihrem Leben nicht nur zufrieden sein könnte, sondern die es meistens auch ist. Sie, aus einer ganz anderen Gesellschaftsschicht kommend, hat mit Adam, ihrem Ehemann und dem Vater ihrer beiden kleinen Kinder einen wirklich "guten Fang" gemacht. Adam ist nicht nur wohlhabend (oder reich? Wo genau ist da die Grenze zu ziehen?) und großzügig zu ihr und ermöglicht ihr ein finanziell sorgenfreies Leben, sondern er ist auch noch freundlich, klug, ein guter Vater - und er liebt sie. Antonia, die sich zwar innerlich nie ganz zugehörig fühlt zur Wiener "Bobo"- Szene (Bourgeois Bohemiens) zu diesen arrivierten Ex-Hipstern, ist Adam dennoch unendlich dankbar, dass er sie aus ihrem früheren Leben regelrecht gerettet hat. Sie versucht alles, ihren beiden Kindern, von denen gerade der Sohn etwas schwierig ist, eine gute Mutter zu sein, sie mag ihren Mann, dennoch hat sie oft das Gefühl, ihn hereingelegt zu haben, weil sie ihm von Anfang an immer etwas vorgespielt hat und das immer noch tut. Die Tatsache, dass Antonia einen Liebhaber hat, von dem nur ihre Schwester Astrid und ihr bester Freund Moritz etwas wissen, belastet ihr Gewissen zwar auch, aber eher ist es ihre Vorgabe, eine andere zu spielen als sie wirklich ist. Die Künstlerin in ihrem Atelier, das ihr Adam gekauft hatte, die fürsorgliche Mutter, die Gastgeberin - das ist die eine Seite, doch die andere, die sich aus ihrer Vergangenheit speist, blitzt immer nur in Momenten auf. Eine Alkoholkranke Mutter, eine große Schwester, die sie hasst und verleugnet, Drogensucht und ein Mann mit einer Narbe am Hals ¿ diese Stichworte beschreiben eine dunkle Vergangenheit, die sich immer wieder in die doch eigentlich helle Gegenwart drängen. Erst als die Gegenwart sich ebenfalls verdunkelt, als in ihrem Haus eine schreckliche Gewalttat begangen wird - an der sie sich indirekt schuldig fühlt - kommt es zu einer Konfrontation, zu einer Klärung. Ein etwas überraschendes Ende setzt dann noch einmal einen interessanten Kontrapunkt zu dem Happy End, das sich vorher vage abzeichnete. Doris Knecht schreibt in einem knappen Stil, mit ironisch zugespitzten Dialogen, vielen Gedanken und inneren Monologen, eine Sprache, die sich durchaus traut, nicht einfach chronologisch eine Story hintereinander weg zu erzählen. Ich kannte die Autorin vorher nicht, aber sie ist in Österreich eine bekannte Kolumnistin, ihre Glossen ¿Alles was Knecht ist¿ scheinen einen hohen Beliebtheitsgrad zu haben. Auch hatte sie mit ihrem Vorgängerroman ¿Gruber geht¿ einen Achtungserfolg erzielt. Ich kann mir gut vorstellen, dass sie eine exzellente Kolumnistin ist, denn sie schreibt scharfzüngig, bissig, dann wieder emotional und alles andere als belanglos. Mir jedenfalls gefällt ihr abwechslungsreicher und locker zu lesender Stil, der dennoch immer wieder zum Innehalten und Nachdenken anregt, sehr gut. Als ich das Buch -ohne großes Vorwissen- begann, war mir nach wenigen Seiten klar, dass ich es mochte, dass es eines der Bücher wird, die ich auch schnell durchlesen möchte. Stellenweise begeisterte es mich sogar richtiggehend. Knechts Art souverän abzuwechseln zwischen amüsanten Beschreibungen von Antonias Mitmenschen, die sie von einer distanzierten Warte aus regelrecht zerlegt und dann wieder dem depressiven Graben in ihrer dunklen Vergangenheit -das hat was! Ich fand es auch spannend, heraus zu finden, was eigentlich mit der Protagonistin früher los war, die Andeutungen die in Richtung Heroin, Gewalt und Kriminalität gehen, reizten zum Weiterlesen. Am stärksten fand ich den Roman an den Stellen, an denen Knecht ausbricht aus ihrer amüsanten Ironie und die "Bobos", die ja zum Teil ihre Freunde sind, als echte Menschen mit echten Schicksalen beschreibt.

zum Produkt € 12,00*

Gleis 4 Franz Hohler

kartoniert

Die Buchhändlerin empfiehlt im August 2013

Franz Hohler "Gleis 4"


Luchterhand Verlag


17,99 €



Der große alte Mann der Schweizer Literatur hat nach seinen Erzählungsband "Der Stein", aus dem er 2011 bei uns in der Buchhandlung gelesen hatte, nun wieder einen Roman herausgebracht.


Franz Hohler wurde 1943 in Biel, Schweiz, geboren, er lebt heute in Zürich und gilt als einer der bedeutendsten Erzähler seines Landes.

In "Gleis 4" erzählt er eine Geschichte, die einen von Anfang an fesselt und deren Verzweigungen eine weithin unbekannte Facette der Schweiz zeigt.


Ganz harmlos fängt es damit an, dass Isabelle, eine Altenpflegerin, die sich sehr auf ihren wohlverdienten Urlaub freut mit ihrem schweren Koffer am Bahnhof steht. Ein freundlicher älterer Herr bietet ihr an, den Koffer für Sie die Treppe hinauf zu tragen.

Gerne akzeptiert Isabelle diese Hilfe, doch am Bahnsteig angekommen, kippt der Mann einfach um und bleibt liegen. Herzinfarkt!

Isabelle, von einem schlechten Gewissen geplagt (vielleicht war ihr Koffer doch zu schwer?), sagt ihren Urlaub ab und nimmt Kontakt mit der Witwe auf, die in Kanada lebt und nun kurzfristig zu Isabelle zieht. Martin Blancpain, so hieß der Tote, war ursprünglich Schweizer, doch er hatte mit seiner Frau sehr wenig über seine Kindheit und Jugend gesprochen.


Nach und nach findet Isabelle mit Hilfe ihrer Tochter und der Witwe Blancpains einiges über seine Vergangenheit heraus und stößt auf eine erschütternde Familiengeschichte.


Wie der Schweizer Staat willkürlich armen Familien ihre Kinder entzogen hatte, wie wenig sie sich dagegen wehren konnten und welche Auswirkungen das manchmal hatte - ich nenne als Stichwort "Verdingkind" - und bis heute noch hat, das zeigt dieser Roman sehr eindringlich.

Auch die heutige Schweiz ist nicht unbedingt nur ein Hort von Volksdemokratie, Wohlstand und Toleranz, Isabelles Tochter, deren Vater ein Afrikaner ist, kann auch davon ein Lied singen.


Nun ist Franz Hohler kein typischer "Nestbeschmutzer", aber in dieser sehr leicht zu lesenden und locker geschriebenen Familiengeschichte wirft er ein Schlaglicht auf eine bisher unbeleuchtete Seite des Landes.

Sehr spannend, mit vielen zum Teil sehr unerwarteten Wendungen, zieht Hohler uns Leser seinen Bann und erfreut mit einer richtig guten Story und seiner eleganten leichten Sprache.


Ich hoffe, dass uns Franz Hohler noch lange erhalten bleibt!

Elvira Hanemann

zum Produkt € 10,00*

Alle Toten fliegen hoch Joachim Meyerhoff

kartoniert

Die Buchhändlerin empfiehlt im Juli 2013

Joachim Meyerhoff , Alle Toten fliegen hoch - Amerika

Kiepenheuer und Witsch Verlag 9,99 €

Joachim Meyerhoff wurde 1967 in Homburg geboren, er ist Regisseur, Schauspieler (am Wiener Burgtheater) und nun auch Schriftsteller. In seinem Romandebüt, das als Trilogie angelegt ist, geht es um einen Jungen aus der Provinz, der in die große weite Welt aufbricht. Etwas prosaischer gesagt: ein 17-jähriger der sich für ein Austauschjahr in den USA bewirbt. Er landet in einem kleinen Kaff in Wyoming, bei einer recht netten Familie, deren jüngster Sohn im allerdings das Leben sehr schwer macht. Zwischen dem Bemühen, in die Basketballmannschaft aufgenommen zu werden, ein Date mit Maureen, dem Mädchen mit der Betonfrisur zu bekommen, Annäherungsversuchen an ein sich sträubendes Pferd und einem Besuch in dem Todestrakt eines Gefängnisses spielen sich jede Menge absurde, witzige, skurrile und auch stinknormale Episoden ab. Unterbrochen wird das Auslandsjahr durch ein entsetzliches Unglück: sein Bruder ist durch einen Unfall ums Leben gekommen, Joachim entschließt sich dennoch, nach der Beerdigung wieder in die USA zurückzukehren und genießt trotz der großen Trauer seine restliche Zeit dort. Ich habe das Buch unheimlich gerne gelesen und freue mich sehr auf die kürzlich im Hardcover erschienene Fortsetzung "Wann wird es endlich wieder so wie es nie war". Ein wie locker dahin geschrieben wirkender, dabei aber stellenweise sehr bewegender Entwicklungsroman, der mich häufig zum Lachen reizte. Meyerhoff ist ein prima Geschichtenerzähler, er amüsiert und unterhält ohne oberflächlich zu sein. Wer "Tschick" mochte, wird "Alle Toten fliegen hoch" lieben!

Elvira Hanemann

zum Produkt € 13,00*

Das Verschwinden des Philip S. Ulrike Edschmid

kartoniert

Die Buchhändlerin empfiehlt im Juni 2013

Ulrike Edschmid wurde 1940 in Berlin geboren und wuchs in der Rhön auf.

Nach einem Studium der Pädagogik und Literaturwissenschaft ging sie in Berlin an die Deutsche Film- und Fernsehakademie. Seit 1977 publiziert sie und veröffentlichte einige Biographien, Sachbücher und Romane.In ihrem kürzlich erschienenen Roman "Das Verschwinden des Philip S." wird sie autobiographisch. Der Schweizer Filmemacher Philip Werner Sauber war ihr Lebensgefährte, sie lernten sich auf der Filmakademie kennen und lieben. Beide waren politisch aktive Menschen, doch nur Philip radikalisierte sich. Er kam in Kontakt mit der Bewegung 2. Juni und ging schließlich in den Untergrund. Er starb 1975 bei einem Schusswaffengefecht mit der Polizei, über dessen genauen Hergang es bis heute Unklarheiten gibt.Ein leises und sensibles Buch, eine Art Requiem für den verlorenen Freund, der den Menschen Philip in seinen unterschiedlichen Facetten zeigt: als Geliebten, als einen, der sich ihres Sohnes verantwortungsvoll und zärtlich annahm, als einen talentierten und kreativen Künstler und als jemand, der sich - als er politisch "konsequenter" wurde, Gesprächen verschließt und immer stummer wird. Sein langsames und trauriges Verschwinden aus ihrem Leben - und letztendlich auch aus seinem eigenen - wird unpathetisch und dennoch mit Gefühl erzählt. Je enger Philips Kontakte zum politischen Untergrund werden, desto weniger erzählt er von sich, desto mehr versandet die Beziehung trotz der Liebe, die auf jeden Fall vorhanden und auch tief war.Dieses hochinteressante Zeitdokument ist keine nachtragende Heldenverehrung, sondern das literarisches Protokoll einer Beziehung und einer Zeit, in der das Persönliche immer auch das Politische war.

Unbedingt lesenswert!


Elvira Hanemann

zum Produkt € 9,00*

Diese Dinge geschehen nicht einfach so Taiye Selasi

kartoniert

Die Buchhändlerin empfiehlt im April 2013

Taiye Selasi wurde in London geboren, ihre Eltern kommen aus Ghana. Sie studierte in den USA, ist Schriftstellerin,Fotografin und gilt als aufstrebendes literarisches Talent.

Die Protagonisten dieses Familienromans bewegen sich auf höchst unterschiedlichen Schauplätzen: Ghana, London, Boston und Nigeria

.Der Roman beginnt mit einem negativen Höhepunkt: Kwako, der Familienvater stirbt in Ghana mit 51 Jahren an einem Herzinfarkt. Schwenk zurück in die Vergangenheit auf eine Neugeborenenstation in Boston, Kwako ist gerade 24 Jahre alt, er und seine Frau Fola haben einen Sohn Olu und Zwillinge, den Jungen Kehinde und das Mädchen Taiwo, nun kommt Sadie zur Welt. Die Ängste um das kranke Baby verkomplizieren das Verhältnis der Geschwister zueinander.Die starke Fola und der aufstrebende Kwako haben eigentlich alles geschafft, was sie sich erhofft hatten. Eine eigene Familie, ihre Liebe zueinander, beruflichen Aufstieg und erfolgreiches "Ankommen" in den USA. Als eines Tages durch eine Intrige Kwako, dem eine Patientin nach einer Operation stirbt, die Schuld daran gegeben wird und er seine Stelle verliert, ändert sich alles. Der Wandel ist massiv, die Ehe zerbricht, die Familie driftet auseinander und Kwako geht alleine nach Afrika.Die Nachricht vom Tod des Vaters trifft die weit verstreut voneinander Lebenden sehr und zwingt sie, sich ihren Erinnerungen zu stellen. Es kommt zu einer lange gefürchteten Konfrontation der seelisch schwer beschädigten Familienmitglieder.

Ob sich dieses Treffen als ein Fiasko erweisen wird oder als neue Chance lasse ich offen. Ein fesselnder und gut geschriebener afrikanisch-britisch-amerikanischer Familienroman, den zu lesen sich lohnt!

Elvira Hanemann

zum Produkt € 12,00*

Unsere schönen neuen Kleider Ingo Schulze

kartoniert

Die Buchhändlerin empfiehlt im Februar 2013

Ingo Schulze

Unsere schönen neuen Kleider

Hanser Berlin 10 €

Ingo Schulze, der mit vielen Literaturpreisen ausgezeichnete Schriftsteller ist eher bekannt für seine erfolgreichen Romane wie "Neue Leben" oder "Simple Stories", doch mit diesem schmalen Bändchen widmet er sich einem politischen Thema.

Bei dem mit "Gegen die marktkonforme Demokratie - für demokratiekonforme Märkte" untertitelten Buch handelt es sich um eine Rede, die Schulze 2012 in Dresden gehalten hat. Er setzt sich darin mit der Frage auseinander, wie es zu der Entwicklung kommen konnte, dass der ungebremste Kapitalismus nach und nach die Demokratie entmachtet. Anhand Andersens Märchens vom Kaiser und seinen neuen Kleidern zieht er Vergleiche, die zum Nachdenken anregen. So wie das kleine Kind im Märchen eine simple aber eigentlich offensichtliche Wahrheit als einziger aussprach, so kommt Schulze sich auch manchmal vor: seht ihr nicht, dass alles gar nicht so ist wie gesagt wird? Die Finanz- und die Eurokrise, die Bankenpleite und die fehlenden Folgen daraus werden ebenso thematisiert wie die Abschaffung der Vermögenssteuer, der Abbau der sozialen Ausgaben und die - wenn auch nicht neue - aber leider immer noch wahre Tatsache, dass ein Bruchteil der Bevölkerung fast das ganze Vermögen in der Hand hält. Man spürt Schulzes Empörung darüber, dass Lobbyisten, Banken und Wirtschaftsgrößen sich über demokratische Errungenschaften hinwegsetzen und dass ihnen nahezu niemand Einhalt gebietet. Auch wenn man nicht jeder einzelnen seiner Analysen und Forderungen zustimmen muss, handelt es sich um eine treffend formulierte Parabel und um eine sehr ehrlichen und politisch notwendigen literarischen Zwischenruf, der durchaus auch als Aufruf sich zu engagieren verstanden werden darf.

Elvira Hanemann

zum Produkt € 10,00*

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