Bildung im Zeitalter der Digital-Moderne

Was ist ‚Bildung‘? Zunächst einmal ist die Bezeichnung Bildung nur ein von Menschen geprägter Begriff, der, wie alle Begriffe, menschliche Verständigung mittels Sprache und Schrift erst möglich machen. Bildung ist mehr als nur
Wissen und bringt idealerweise selbstbestimmte, aufgeklärte Persönlichkeiten hervor. Es sind deshalb Formen des Verhaltens in und gegenüber der Welt, die grundlegende Bildung ausmachen, aber auch weitere Bildung ermöglichen.
Bildung bedeutet Kompetenz, Haltung und ein angemessenes Verhalten anderen und sich selbst gegenüber. Dazu gehören kognitive Fähigkeiten, wie sie von den Kernfächern der Schule: den Sprachen, der Mathematik, der Biologie, der Literatur, der Kunst und Musik, der Geschichte und Politik usw. gefordert werden.
Seit der ersten Kanzlerschaft Angela Merkels, als noch der Pisa-Schock nachwirkte, besteht ein Leitprinzip der deutschen Bildungspolitik darin, so vielen
Menschen wie möglich die Option eines Studienabschlusses zu gewährleisten. Das hat zu einem fundamentalen Strukturwandel der schulischen und universitären Bildung geführt: Die Universität von heute ist nicht nur ein Massenbetrieb, der sich auf Massenausbildung eingestellt hat und immer schmalere, zweckgerichtete Wissensbestände vermittelt, sondern diese auch in möglichst zeitsparender Weise in immer kürzeren Frequenzen abprüft. Diese Art der Wissensvermittlung aber ist das Gegenteil von Bildung. Sie dient hauptsächlich dazu, die jeweiligen jungen Absolventen so schnell wie möglich dem ‚freien Markt‘ zuzuführen.
Was wir aber brauchen, ist eine Bildungspolitik, die nicht ‚Bildungsprozesse‘ steuern und kontrollieren will, sondern die den Bildungseinrichtungen das gibt, was sie am meisten brauchen: mehr humanistische Ausbildung des Lehrpersonals sowie finanzielle Unterstützung und mehr Zeit und Raum für individuelle Lernbedürfnisse, welche die Voraussetzung für humanistische Bildungserfahrungen sind.