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In den sozialen Medien können wir leicht schreiben: "Wer Faschisten wählt, macht sich mitschuldig." Wer Faschisten wählt, fährt aber auch unsere Kinder zur Schule, steht nachts an der Tankstelle und erneuert das Pflaster auf dem Kirchplatz. In Debattenräumen können wir uns leicht zurückziehen: Wir sind nicht aufeinander angewiesen, müssen uns nicht einigen und keine Aufgaben erledigen. Die meisten Menschen in unserem Land sind aber stärker von Erfahrungen geprägt als von Debatten. Clemens Tangerding führt uns weg von den Polarisierungen und zurück in jene Erfahrungswelt, wo die Fähigkeit, auch unter erschwerten Bedingungen zusammenzufinden, erstaunlich lebendig ist.
Wie so viele kommt Clemens Tangerding vom Dorf und ist fürs Studium in die Großstadt gezogen. Als promovierter Historiker kehrt er nun aufs Land zurück und diskutiert mit Bürgerinnen und Bürgern über die umstrittene Geschichte ihrer Heimatorte. In einem Mix aus Memoir und politischem Essay erzählt er von Begegnungen in Oerlinghausen und Radeberg, Dietramszell und Neuenbürg. Tangerdings Berichte überraschen, indem sie eingeübte Wahrnehmungen und Erwartungen enttäuschen: Die viel debattierte gesellschaftliche Spaltung und antidemokratische Stimmung gibt es eigentlich nicht. Stattdessen zeigen seine Erfahrungen mit verschiedenen Gruppen - seien es Feuerwehrleute, Lokalpolitiker oder Mitglieder von Heimatvereinen oder der Antifa - eine Vielfalt von Lösungsansätzen und Formen des Umgangs mit Dissens. Die Rückkehr nach Rottendorf, die Clemens Tangerding uns allen empfiehlt, ermutigt dazu, es mal ernsthaft mit gesellschaftlicher Pluralität zu versuchen und eine Vielzahl von Perspektiven auszuhalten, auch wenn sie unbequem sind.
Clemens Tangerding ist freiberuflicher Historiker und Projektleiter in der historisch-politischen Bildungsarbeit. Er stammt aus Rottendorf, war Messdiener und hat mit 16 als Gruppenleiter einer katholischen Jugendgruppe seine „Bodycount"-CD an eines seiner Gruppenkinder verkauft, weil er dringend Geld für Tabak brauchte. Er hat eine Journalistenschule besucht und in Dresden und Paris in Geschichte promoviert. Um sein Studium zu finanzieren, hat er auf einer Tankstelle, im Sprechchor des Würzburger Stadttheaters und als Weihnachtsmann im Supermarkt in Kitzingen gejobbt. Fast 15 Jahre lang arbeitete er als Historiker die Geschichte von Unternehmen auf. Dann begann er, im Rahmen mehrerer Projekte mit Menschen auf dem Land über die Geschichte ihrer Orte zu sprechen. Mit seiner Familie ist er 2019 von Berlin ins brandenburgische Luckenwalde gezogen. Er hat sich eine Tauchsäge, eine Handkreissäge und eine Tischkreissäge gekauft, um sich schneller zu integrieren.