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Diese Studie bestimmt die Metamorphose als eine poetische Anschauungsform, in der die literarische Imagination den Fluß der Zeit in anschauliche Zeitpunkte zerlegt. Begegnet das Konzept einer kontinuierlichen Metamorphose bevorzugt in der Naturphilosophie von der Antike bis Goethe, so reflektieren und kritisieren komplexe Verwandlungserzählungen insbesondere das Konzept einer diskontinuierlichen Metamorphose, das in Mythologie und Religion eine wichtige Rolle spielt.
Der systematischen Rekonstruktion einer Poetik epischer Metamorphosen folgen exemplarische Interpretationen von Ovids »Metamorphosen« sowie von Verwandlungserzählungen des 20. Jahrhunderts (Kafka und Carl Einstein, Ch. Ransmayr und Steffen Mensching).
Je nach literarischem Prätext und historischem Kontext reflektieren und kritisieren die untersuchten Texte die Metamorphose einerseits als zum Phantastischen tendierende poetische Anschauungsform, wobei dem Problem ihrer Darstellbarkeit in den verschiedenen Künsten besondere Bedeutung zukommt. Andererseits gibt die Verwandlung ein poetologisches Modell für Prozesse der Produktion und Rezeption von Literatur ab, auf das sich die Tradition erzählter Verwandlung immer wieder bezieht.