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Die spätmittelalterliche französische Geschichte gilt vielen Forschern bislang als ein Entstehungsort des ,modernen Staates'. Tatsächlich erfahren die Verwaltungsinstitutionen der Monarchie in dieser Zeit einen unerhörten Aufschwung: Sie dringen in alle Lebensbereiche ein und scheinen den Eigenwillen der ,feodalen' Herrschaftsträger weitgehend zu brechen. Der Autor macht deutlich, dass die tatsächlichen Herrschaftsrealitäten viel komplexer waren. Er kann zeigen, dass die sozialen Strukturen der politischen Gesellschaft vielfach mit den Diskursen und Verfahrensnormen des monarchischen Staates im Konflikt lagen. Darüber hinaus wird auch deutlich, dass Adel und lokale Herrschaftsträger zwar oft über die Verdichtung monarchischer Staatlichkeit klagten, aber deren Institutionen auch ihren eigenen Zielsetzungen nutzbar zu machen wussten.
Georg Jostkleigrewe ist Privatdozent an der Universität Münster, wo er Mittelalterliche Geschichte und Historische Hilfswissenschaften lehrt. Zu seinen Forschungsgebieten zählen die volkssprachliche und lateinische Historiographie des hohen und späten Mittelalters und die Untersuchung spätmittelalterlicher politischer Interaktionsmechanismen. Der geographische Schwerpunkt seiner Arbeiten liegt auf dem deutschen und westeuropäischen Raum sowie dessen transmediterraner Verflechtung. Weitere Forschungsinteressen betreffen die Entwicklung scholastischer Kontingenzkonzepte, die er im Münsteraner Sonderforschungsbereich 1150 "Kulturen des Entscheidens" untersucht hat, sowie die Analyse volatiler Machtstrukturen in frühmittelalterlichen Gesellschaften.