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Wolfgang Menges Karriere umspannte zwei Jahrhunderte und vier deutsche Staaten. Geboren wurde er 1924 in Berlin, Hauptstadt der ersten deutschen Demokratie. Seine Jugend erlebte er, Sohn einer Jüdin und eines >arischen< Vaters, im Dritten Reich. Im Zweiten Weltkrieg wurde er eingezogen, desertierte und schoss sich den Weg frei. Nach Kriegsende, gerade 21 Jahre alt, betrieb er Schwarzhandel und landete im Gefängnis.
Lebensentscheidende Lehrjahre verbrachte er seit 1947 in London, unter deutsch-jüdischen Emigranten. Seine steile Karriere als Autor gelang Wolfgang Menge nach der Gründung der Bundesrepublik - in fünf Medien. Für Zeitungen und Radio schrieb er Hunderte von Reportagen und Glossen, in Hamburg und Berlin, aus Tokio und Hongkong. Zurück in Deutschland, verfasste er Theaterstücke und ein Dutzend Drehbücher für populäre Spielfilme wie »Polizeirevier Davidswache«. Seine künstlerische Heimat aber fand er im neuen Massenmedium Fernsehen: Die Krimi-Reihe »Stahlnetz«, die Serien »Ein Herz und eine Seele« (»Ekel Alfred«) und »Motzki«, die preisgekrönten Fernsehspiele »Die Dubrow-Krise«, »Millionenspiel« und »Smog« machten ihn einem Millionenpublikum bekannt. In den 1970er und 1980er Jahren war »Glatzkopf« Menge zudem Deutschlands markantester Talkshow-Host, berühmt-berüchtigt für seinen Witz und respektlose Schlagfertigkeit. Mit dem Fall der Mauer erfüllte sich seine größte politische Sehnsucht: die Wiedervereinigung.
Am 10. April hätte Wolfgang Menge seinen hundertsten Geburtstag gefeiert.
Gundolf S. Freyermuth ist Professor für Medienwissenschaften und Game Studies
und Gründungsdirektor des Cologne Game Lab der TH Köln. Zuvor arbeitete
er als Redakteur für TransAtlantik, Ressortleiter und Reporter für den stern und
Chefreporter für Tempo. Der Autor zahlreicher Monografien, Sachbücher, Drehbücher
und Romane war ein Vierteljahrhundert Menges jüngster Freund. Aus
nächster Nähe und zugleich kritischer Distanz schildert er das bewegte Leben und
einzigartige Werk dieses 'Televisionärs'.