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Im vorliegenden Buch wird dem für die Geschichte der antiken Historiographie zentralen Phänomen der Konkurrenz zwischen Geschichtsschreibern nachgegangen. Schon Herodot schrieb in überbietender Konkurrenz zu Hekataios und Thukydides in Rivalität zu Herodot. Die frühe und hohe Kaiserzeit ist aber eine besonders gut geeignetet Epoche, um die Mechanismen der kompetitiven Geschichtsschreibung auszuloten. Das liegt nicht nur an der vergleichsweise großen Dichte des Materials, sondern auch daran, dass zusätzlich viele programmatische Äußerungen von Geschichtsschreibern und Angaben über den Literaturbetrieb vorliegen. Zu den Repräsentanten des kaiserzeitlichen Literaturbetriebs gehörten Probeleser, aufmerksame Zuhörer in unterschiedlich besetzten Auditorien, Buchhändler, Käufer und Raubkopierer. Innerhalb dieser engmaschigen sozialen Struktur hatte sich jeder Autor durchzusetzen. Dies gilt in gleicher Weise für Geschichtsschreiber wie Biographen, die sich durch Quellenrecherche, Lektüre, Autopsie und Wahl des Materials wie der Gattung gegen Konkurrenten positionierten und dabei unterschiedliche Konnotationen von >Wahrheit< generierten. Für die Fragestellung wurden neben eher unbekannten, fragmentarisch überlieferten Historikern und Biographen wohlbekannte Autoren wie Dionysios von Halikarnassos, Velleius Paterculus, Plutarch, Sueton, Flavius Iosephus, Tacitus, Florus, Appian und Cassius Dio ausgewertet. Die Konkurrenz um literarischen Ruhm war auch eminent politisch. Sie ist deshalb ein wichtiger Faktor für die Bedingungen von Autorschaft im Prinzipat.
Jack W. G. Schropp, Studium und Promotion in Innsbruck, war Mitarbeiter an der Kommission für Alte Geschichte und Epigraphik des DAI und der LMU München, seit 2023 an der Universität Zürich.