Installieren Sie die genialokal App auf Ihrem Startbildschirm für einen schnellen Zugriff und eine komfortable Nutzung.
Tippen Sie einfach auf Teilen:
Und dann auf "Zum Home-Bildschirm [+]".
Bei genialokal.de kaufen Sie online
bei Ihrer lokalen, inhabergeführten Buchhandlung!
Diplomarbeit aus dem Jahr 2001 im Fachbereich Politik - Region: Osteuropa, Note: sehr gut, Universität Bremen (Studiengang Politikwissenschaft), Sprache: Deutsch, Abstract: Die nationalsozialistische Bevölkerungs- und Vernichtungspolitik während des Zweiten
Weltkrieges kann mit einem einzigen Begriff treffend charakterisiert werden. Er lautet:
Selektion. Die Bevölkerung Osteuropas wurde in drei Gruppen selektiert, in jene, die zu
Deutschen erklärt wurden und später in ökonomischer Hinsicht als Siedler privilegiert werden
sollten, in jene, die unter sklavenartigen Bedingungen für deutsche Interessen arbeiten sollten
und in jene, die durch mangelnde Versorgung oder in Vernichtungslagern ermordet wurden. Es
entstanden gigantische Pläne, die die Besiedlung weiter Teile Osteuropas mit Deutschen oder
angeblich Deutschstämmigen vorsahen. Diese wurden allerdings während des Krieges
weitgehend nicht in die Tat umgesetzt. Millionen Menschen wurden schon während des
Krieges größtenteils mit physischer Gewalt gezwungen, unter sklavenartigen Bedingungen als
sog. Fremdarbeiter im Altreich zu arbeiten. Hunderttausende Menschen wurden in Ghettos
oder Kriegsgefangenenlagern durch bewußt unzureichende Versorgung mit Lebensmitteln und
Brennstoffen umgebracht. Millionen Menschen wurden in Todesfabriken vergast, deren
einziger Zweck es war, möglichst viele Menschen in möglichst kurzer Zeit zu ermorden.
Entsprechend hoch war die Zahl der Todesopfer. Mehr als 3 Millionen christliche Polen und
etwa ebensoviel jüdische Polen verloren ihr Leben. Nur ein ganz geringer Teil von ihnen kam
in den erbitterten Verteidigungskämpfen um; die meisten starben durch die Politik, die die NSBesatzungsbehörden
betrieben. Noch höher war die Zahl der Toten in der besetzten
Sowjetunion. Der sowjetische Historiker Alexandr Kvasa geht von insgesamt 26 bis 27
Millionen Menschen aus, die durch Kriegseinwirkungen getötet wurden.1 Hervorzuheben ist,
daß diese Menschen keineswegs aufgrund einer Notsituation, die durch den Krieg entstand,
umkamen, sondern daß es sich um eine bewußte Politik oder besser gesagt um Massenmord
handelte.
Die Nationalsozialisten sprachen also ganz offensichtlich - aus welchen Gründen auch immer -
ganzen Bevölkerungsgruppen - Juden und großen Teilen der Russen und Polen - ein Recht
auf Leben ab. Es ist deshalb gerechtfertigt von einer "Vernichtungspolitik" zu sprechen. Diese
Vernichtungspolitik stand im fundamentalen Gegensatz zu dem bereits gegen Ende des 18.
Jahrhunderts in zahlreichen Bürger- und Menschenrechtserklärungen verkündeten Recht auf
Leben. [...]
1 Vgl. Hass, Weltkrieg - Okkupation - Genozid, S. 245