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In seinem Debüt "drüben!" erzählt der junge Zeichner und Autor Simon Schwartz von der schwierigen Entscheidung seiner Eltern, Anfang der 1980er Jahre die DDR für immer zu verlassen.
Damit opponieren beide nicht nur gegen die allgegenwärtige Diktatur des Arbeiter- und Bauernstaates, sondern zwangsläufig auch gegen Teile ihrer eigenen Familien und ihrer Herkunft. Ab diesem Zeitpunkt sollte ihr einziger Sohn zwischen zwei deutschen Staaten aufwachsen. Simon Schwartz verknüpft in seiner Erzählung ein wichtiges Kapitel der jüngeren deutschen Vergangenheit mit seiner eigenen persönlichen Geschichte.
Eine Graphic-Novel (nicht nur) zum 20. Jahrestag der Maueröffnung!
Simon Schwartz zeichnet diese Episoden humorvoll, ohne Zynismus oder falsche Anklage. Er macht dabei plausibel, wie sich Simons Vater, der ernsthafte und nachdenkliche, in seinen Lebensauffassungen immer stärker durch das DDR-Weltbild eingeschränkt fühlt. Der Vater findet schließlich keinen anderen Ausweg, als auch den Bruch mit dem liebevoll, aber eben sehr autoritären sozialistischen Elternhaus zu riskieren. Mit der DDR ist er nach der Verhaftung vieler Freunde und der Militarisierung des Alltags ohnehin fertig. Obwohl, das sagt sich so leicht. Simon Schwartz zeichnet seinen Vater in Rückblenden öfter als gespaltene Person: mal im Look des korrekten Sozialisten, mal im Style des humanistischen Dissidenten. Ein Glück, dass die Mutter offenbar weniger ideologischen Ballast mit sich herumschleppte und unbekümmerter, freier und entschlussfreudiger sein konnte.
Schwartz bricht mit "drüben!" den großen Kalten Krieg und das innere Scheitern des Staatskommunismus auf die Erzählung einer kleinen subjektiven Geschichte herunter. Seine großflächigen Schwarzweiß-Zeichnungen lassen dabei viel Gespür für westliche Popkultur und östliche Ikonografie erkennen. Schwartz zoomt sehr nah an das Leben seiner Eltern und Großeltern in der DDR heran, ohne dass dies voyeuristisch wirkt. Das Kind als Medium, es steckt ja auch immer selbst mittendrin. Der junge Autor erzählt aus einer Nach-1989er-Perspektive auf sehr intime Weise vom ermattenden Glanz einer großen und dann doch wiederum sehr kleinen Idee.
Andreas Fanizadeh, taz, 14.10.2009