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Frank Wedekind wusste, wie es um sein Autorbild bei den Zeitgenossen
bestellt war: In einem Notizbuch sammelte er im Jahr 1909
>Schimpfworte<, Auszüge aus Rezensionen des Berliner Tageblatts.
Doch er registrierte nicht nur im Stillen, wie die Tagespresse seine
Autorschaft und sein Werk aufnahm. Er setzte sich seit Jahren aktiv
mit der Rezeption auseinander: Nachdem schon seine frühen Gedichte
wirkungsbezogenen Fragen nachgegangen waren, adressierten bald
Paratexte explizit und öffentlichkeitswirksam das Publikum. Dieses
Publikum blätterte im Kaffeehaus durch die Zeitung, las in den eigenen
vier Wänden ein Buch, saß dicht gedrängt im Theater. Und begegnete
dabei in unterschiedlichen Rezeptionsmodi einem Autor, der
in Texten, Abbildungen und Auftritten paratextuell kommunizierte,
um die eigene Rezeptionsgeschichte mitzugestalten sowie den literarischen
Betrieb und die staatliche Zensur kritisch zu kommentieren.
Wedekind forderte dabei die Verantwortung des Publikums ein: weg
vom passiv kulturkonsumierenden Zuschauer, hin zum mündigen
Rezipienten, der die Produktions- und Rezeptionsbedingungen von
Literatur kennt. Zugleich aber musste der Autor in einer sich ausweitenden
Mediengesellschaft die Grenzen auktorialer Lenkung und die
Macht anderer Akteure im literarischen Feld eingestehen.
Susanne Fejer interessiert sich für kulturwissenschaftliche, interdisziplinäre
Werkzugänge. In Frankfurt am Main und St. Louis (Missouri,
USA) hat sie Germanistik, Kunstpädagogik sowie Film- und Medienwissenschaften
studiert, in Mainz promoviert. Heute unterrichtet sie
in München.