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Christian Kracht besitzt Kultstatus. Seine Romane sind in zahlreiche Sprachen übersetzt, und mit Recht kann man ihn zu den wenigen deutschsprachigen Gegenwartsautoren von Weltrang zählen.
Als ein Stilistiker der Ambivalenz, der sowohl eine Sprache der Lakonik wie auch der Opulenz beherrscht, schafft er mit seiner Literatur einen ganz eigenen Kosmos. Von den popliterarischen Anfängen mit seinem Roman "Faserland" über das hellsichtige "1979" und die Dystopie "Ich werde hier sein im Sonnenschein und im Schatten" bis zu seinen beiden jüngsten, viel diskutierten Romanen "Imperium" und "Die Toten" schreibt Kracht dabei immer wieder im Grenzbereich von Fakten und Fiktionen. Angereichert mit komplexen Medienreflexionen und einer Zitatpraxis, die sowohl die high als auch die low culture umfasst, jongliert er auf ironische Weise mit historischen Versatzstücken und eröffnet teils komische, teils abgründige Alternativwelten.
Das Heft geht dieser Poetik der Uneindeutigkeit anhand so verschiedener Facetten wie den ambivalenten Ordnungen des Erzählens, Krachts literarisch betriebener Geopolitik oder den paratextuellen Rahmungen seiner Romane nach. Es wird ergänzt um Essays zeitgenössischer Autoren, die den Einfluss des Hermann-Hesse-Preisträgers auf die Gegenwartsliteratur dokumentieren.
Christoph Kleinschmidt, geb. 1979, Akademischer Rat am Deutschen Seminar der Universität Tübingen; Forschungsschwerpunkte im Bereich der Neueren deutschen Literatur zur Romantik, Literarischen Moderne und Gegenwartsliteratur; Publikationen u.a.: "(Be-)Richten und Erzählen. Literatur als gewaltfreier Diskurs?" (2011, hg. mit Moritz Baßler, Cesare Giacobazzi und Stefanie Waldow), "Topographien der Grenze. Verortungen einer kulturellen, politischen und ästhetischen Kategorie" (2011, hg. mit Christine Hewel), "Intermaterialität. Zum Verhältnis von Schrift, Bild, Film und Bühne im Expressionismus" (2012), "Experimentelle Gegenwartsliteratur" (2017, hg. mit Torsten Hoffmann und Lehel Sata)