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Der 27-jährige Leonhard Hagebucher war an der Universität Leipzig eingeschrieben, lief jedoch von zu Hause fort und ging nach Ägypten, wo er beim Durchgraben der Landenge von Suez helfen wollte. Von Chartum aus ins Landesinnere vordringend geriet er 1848 in die Gewalt der Baggara, eines nomadisch lebenden Volkes von Viehhirten. Von diesen wurde er nach Abu Telfan, einer Stadt in Dar-Fur, in die Sklaverei verkauft. Nach elf Jahren der Erniedrigung wurde er schließlich von einem Tierhändler namens Kornelius van der Mook freigekauft. 1860 kehrt Leonhard in seinen Heimatort Bumsdorf, nahe dem Städtchen Nippenburg in einem nicht benannten Zwergstaat, zurück. Sein Vater, der pensionierte Steuerinspektor Hagebucher, hatte ihn bis dahin für tot gehalten. Die spießbürgerlichen Bewohner seines Dorfes waren davon ausgegangen, daß er vermutlich im Dienst des Vizekönigs von Ägypten Muhammad Ali gegen die Nubier gefallen sei. Zumeist erzählt Raabe die Geschichte der Heimkehr seines 'Afrikaners' Leonhard Hagebucher mit leichter Ironie. Viele Orte im Roman sind rein fiktiv oder werden nur kursorisch gezeichnet. Überdies fungiert Leonhard als Beobachter der deutschen Kleinstaaterei nach der Revolution 1848.
Wilhelm Raabe (1831-1910) war ein Vertreter des poetischen Realismus, bekannt für seine gesellschaftskritischen Erzählungen, Novellen und Romane. In Berlin studierte er als Gasthörer Philologie an der heutigen Humboldt-Universität. In dieser Zeit entstand sein erster Roman 'Die Chronik der Sperlingsgasse', der nach seinem Bekunden sein größter schriftstellerischer und auch wirtschaftlicher Erfolg war. In den fast fünfzig Jahren zwischen 1854 und 1902 verfaßte Raabe nicht weniger als 68 Romane, Erzählungen und Novellen. Das Spektrum seines Werkes reicht von großen, realistischen Romanen und meisterhaften Novellen bis hin zu alltäglicher Unterhaltungsliteratur. Raabe beobachtete besonders stark die irreparablen Risse zwischen Altem und Neuem, zwischen Geborgenheit und technischer Industrialisierung, welche sich auf Kosten der Natur und der Gemütskultur vergrößerten und vertieften. Als einer der ersten Umweltromane gilt sein Werk 'Pfisters Mühle', in dem er den Niedergang eines idyllischen Ausflugslokals auf die Wasserverschmutzung durch eine nahe Zuckerrübenfabrik zurückführt. Das Lokal muß schließlich dem Neubau einer Fabrik weichen. Raabe sah also die dunklen Seiten des Fortschritts, des Daseins überhaupt, und nahm die Haltung eines Pessimisten an. In diesem Grundzug wurzelt auch Raabes Humor. So war Raabe kein Mensch der Idylle, obwohl er oft so gelesen wurde, sondern blieb vielmehr ein entschiedener Kritiker seiner Zeit.