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Bei Doris Gercke, Grande Dame des politischen Kriminalromans, waren Fiktion und Realität eng miteinander verschlungen. Die Arbeit an Texten hat sie so sehr geliebt wie das Lesen und hätte gern noch mehr geschrieben, wir gern mehr verlegt, doch zuletzt fehlte ihr die Zeit. Ihre verbliebenen paar Texte gab sie uns kurz vor dem Tod: ein Hefter, teils handschriftlich, betitelt mit den Worten Von den Bewohnern der Städte. Es sind kurze Szenen, einige Prosagedichte, auch drei Geschichten dabei. Ihr finsterer Realismus, nüchtern und unbotmäßig, nie humor- oder zahnlos, schimmert in allen Formen durch, der vertraute, entschiedene Ton hallt nach.
Doris Gercke, 1937 in Greifswald geboren, Tochter einer Arbeiterfamilie, Beamtin, Hausfrau und Mutter, Begabtenabiturientin und Jurastudentin, war eigentlich auf dem Weg ins Richteramt, als sie sich ab 1988 stattdessen der politischen Kriminalliteratur zuwandte. Als Schöpferin der international berühmten unangepassten Ermittlerin Bella Block schrieb sie Literaturgeschichte, beließ es aber nicht dabei. Sie verfasste weitere Geschichten und Romane, sägte mit ihrem kritischen Realismus an der Erzählhoheit im Genre. Erhielt 2000 den Ehrenpreis des Glauser für ihr Lebenswerk. 'Für mich ist Krimi eine Kunstform. Kunst hat etwas mit Abbildung von Wirklichkeit und Wahrhaftigkeit zu tun. Je wahrhaftiger ein Krimi ist, desto besser finde ich ihn.' Doris Gercke starb am 25.7.2025 in ihrer Wohnung in Hamburg.
