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Eva Gesine Baur erzählt Mozarts dissonantes Leben, ohne zu beschönigen, dass der Schöpfer unfassbarer Musik auch eine schwarze Seite hatte: Sich seines göttlichen Talents bewusst, log, trickste und intrigierte er. Er verschenkte Glückseligkeiten und verteilte Bösartigkeiten. Die Biographie versucht, diesen Abgrund auszuloten. Mozart selbst hat das Problem in die Welt gesetzt, mit der sich seine Verehrer und seine Biographen herumschlagen: Er schrieb Briefe, die seine menschlichen Schwächen bloßlegen. Auch andere Zeitzeugnisse zeigen einen Genius, der alles andere als göttlich war. Seinen Vater, Salieri oder seine Frau Constanze zu Sündenböcken zu machen, verbieten die Fakten. Das Verständnis für das Werk und den Mann Mozart voneinander zu trennen erklärte bereits der Philosoph Norbert Elias als 'künstlich, irreführend und unnötig'. Wer weiß, wie rastlos und ruhelos seine Mitmenschen den Zappelphilipp Mozart erlebten, dem erschließt sich, warum er auf etwa 600 vollendete Werke 160 Fragmente hinterließ. Mozarts Leiden an seiner äußeren Hässlichkeit hilft, seine Begierde nach dem Schönen zu verstehen. Eva Gesine Baur macht deshalb den Widerspruch als Essenz von Mozarts Wesen und Werk zumKern der Lebenserzählung: Es ist derselbe Widerspruch, der den Eros kennzeichnet, wie er in Platons 'Gastmahl' geschildert wird. Mit diesem Eros teilt Mozart die Rastlosigkeit. Mit ihm teilt er seine Tragik und sein Geheimnis: Er ist ein Mittler zwischen dem Überirdischen und dem Irdischen. Und daher ein unfassbares Phänomen.
Eva Gesine Baur ist promovierte Kunsthistorikerin und hat zudem Literatur- und Musikwissenschaft, Psychologie und Gesang studiert. Sie hat zahlreiche Bücher über kulturgeschichtliche Themen und unter dem Namen Lea Singer mehrere Romane veröffentlicht. 2010 wurde ihr der Hannelore-Greve-Literaturpreis für herausragende Leistungen auf dem Gebiet der deutschsprachigen Literatur verliehen. 2016 erhielt sie den Schwabinger Kunstpreis.
Inhalt Vorwort Mozart, der große Widerspruch Eine Gebrauchsanweisung für dieses Buch I. 1756: Poros und Penia Oder: Sohn eines Strategen und einer Bedürftigen II. 1761-1763: Zwischen Unverstand und Weisheit Oder: Ein Kleinkind tanzt, rebelliert und komponiert III. 1763-1766: Blüht auf und gedeiht, ermüdet und stirbt dahin Oder: Reisen zwischen Todesnähe und Triumphen IV. 1767/1768: Nirgendwo zu Hause Oder: Auf der Flucht vor Pocken, Intrigen und Unverständnis V. 1769/1770: Kühn, stark, beharrlich Oder: Eine Blamage in Bologna, ein Sieg in Mailand VI. 1771: Strebt nach Höherem Oder: Ein Teenager träumt von der Hofanstellung VII. 1772/1773: Auswege finden und Fallen stellen Oder: Strategien und Tricks von Vater und Sohn VIII. 1774/1775: Auf der Schwelle Oder: Die Entdeckung der Liebe IX. 1776/1777: Nicht gut und schön Oder: Ein Jungmann ohne Reize und Rücksichtnahme X. 1778: Sohn der Penia, immer bedürftig Oder: Reise nach Paris mit großen Verlusten XI. 1779/1780: Bote zwischen Göttern und Menschen Oder: Die Erfindung des Idomeneo XII. 1781: Ein gewaltiger Jäger Oder: Ein Künstler auf der Fährte des Menschlichen XIII. 1782: Ein Ränkeschmied Oder: Verleumdung und Lügen für Erfolg und Entführung XIV. 1783: Was er heute gewinnt, zerrinnt ihm morgen Oder: Eine Fahrt nach Salzburg bereichert und verarmt XV. 1784: Schwebt wie Eros zwischen Himmel und Erde Oder: Entrückung am Klavier, Vaterfreuden und Freimaurerleiden XVI. 1785: Vom Dämon beseelt Oder: Rastlos als Unternehmer und Erfinder XVII. 1786: Ein Weisheitsliebender Oder: Figaro und das Verbergen der Wahrheit XVIII. 1787: Weder gut noch schlecht Oder: Die Feier des Wüstlings und Helden Don Giovanni XIX. 1788: Weder reich noch arm Oder: Sinfonische Juwelen und Bettelbriefe XX. 1789: Der Liebende aber ist anders beschaffen Oder: Ein sehnsüchtiger Ehemann allein unterwegs XXI. 1790: Trachtet nach Erkenntnis der Wahrheit Oder: Così fan tutte und die Abgründe des Alltags XXII. 1791: Bindet so das All zusammen Oder: Zauberflöte, Requiem und das Ende Anhang Das Wesen des Eros Der Dialog Diotimas mit Sokrates aus Platons Symposion Mozarts Wohnungen in Wien Anmerkungen Literaturauswahl Abbildungen Namenregister