mutig, mutig

»Der Spatz trippelt hin und her. Und her und hin.
"Nun ... Nun also ...Nun, also, ich ...
Nun, also, ich mach ...
... ich mach nicht mit."«
Die Maus, die Schnecke, der Frosch und der Spatz sitzen am Ufer des Weihers - da kommt dem Frosch eine Idee: »Wir machen einen Wettkampf, wer von uns am mutigsten ist!« Und so taucht die Maus durch den ganzen See, der Frosch verspeist eine riesige Seerose, die Schnecke kriecht einmal um ihr eigenes Haus und der Spatz ... der Spatz macht einfach nicht mit! Und alle jubeln: »Ja, das ist Mut!«

Lorenz Pauli, geboren 1967, arbeitet seit 1989 als Erzieher; längst mit halbem Pensum, denn oft ist er unterwegs als Erzähler. Mit wenigen Requisiten und mit sympathischer Bühnenpräsenz fasziniert er Kinder und Erwachsene. Er lebt mit seiner Familie in Bern.

Das jetzt im Miniformat veröffentlichte Bilderbuch ist eine für die Grundschule ganz hervorragend geeignete Klassenlektüre! Warum? Zunächst einmal geht es nicht um irgendeinen mehr oder weniger belanglosen Text. Die Frage nach dem rechten und richtigen Mut ist vielmehr fundamental, um mit sich selbst, mit den anderen, vor allem den Freunden oder Klassenkameraden, und mit der Welt zurechtzukommen. Aber, wie schon Aristoteles wusste, diese Tugend muss geübt werden, sie ist nicht "einfach da". Und genau dazu hält dieses Buch an! Der Text ist in der Wortwahl für Erstleser gar nicht so einfach, aber es geht für die vier Freunde Maus, Schnecke, Frosch und Spatz ja schließlich darum, etwas ganz Besonderes leisten zu wollen, und nur darin zeigt sich ihrer Auffassung nach wahrer Mut. Deshalb braucht es auch beim Sprechen und Lesen schwierigere Wörter wie "mickrige Mücke" oder "flinke Fliege". Die ganz schwierigen werden im Dialog mehrfach wiederholt, "schongutschongut" zum Beispiel, und so kann man sie beim dritten Mal schon fast von selbst lesen. Und man kann sie auch wunderbar gemeinsam nachsprechen - und sogar nachspielen, wie das "Alle klatschen in die Pfoten, Flügel, Fühler". Ja, das Nachspielen ist ohnehin die wichtigste Animation, die das Buch durch Text und Bild leistet: Da werden ganz viele Anlässe zum Spiel mit Sprache und Gestik geboten, wenn zum Beispiel der Frosch "auf einen Sprung vorbei" kommt, oder wenn alle den Kopf schütteln, wenn die Maus "tief Luft" holt, "ganz tief", und wenn die Schnecke kriecht und kriecht und kriecht, ganz langsam, langsam, langsam. Zudem wechseln ständig Sprecher und Perspektiven: Man kann also das Ganze in Rollen lesen und spielen! Und die Bilder erst! Sie illustrieren den Text nicht nur, sondern inszenieren ihn, geben Regieanweisung: Wenn man sich in die Bilder vertieft, muss man einfach ganz heftig mit dem Frosch würgen, der eine Seerose verspeist, oder mit dem Spatz hin und her und her und hin tippeln und einfach nicht mit der Sprache herauswollen - und man muss natürlich genau so verdutzt schauen und staunen, was uns hier alles als Mut vorgeführt wird, wie das Frosch, Schnecke und Maus auf einer herrlich ausdrucksstarken Doppelseite am Ende des Buches tun. Als Klassensatz besorgt, hat dann jedes Kind dieses wunderbare Büchlein zur Hand. So lernt man Lesen, und zwar nicht irgendein Zeug, sondern wunderbare mutige Sprache und Inhalte, die dabei helfen können, besser durchs Leben zu kommen! (Rezension von Gabriele Hoffmann aus dem LibriFachkatalog Harry & Pooh 2009/2010)