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Im Türkischen gibt es einen Ausdruck: Dertle-elim - "Lass uns einander unser Leid klagen." Aussprechen befreit. Sprache ermächtigt. Leid, zur Sprache geworden, wird Leidenschaft. Melancholie ist ein Grundton im Milieu arbeitender Menschen, ein Musikinstrument der arbeitenden Klasse. Die Gedichte, ihre Anordnung, die Komposition sind Manifestationen dieses Grundtons. Das Buch bewahrt die Zweifel an der Verzweiflung im Angesicht des Alltags in der Klassengesellschaft und inmitten der sozialen Kämpfe der Gegenwart.
Das BuchKeine Sprache ist so ehrlich wie Lyrik. Sie ist hart und zart. Sie ist schamlos direkt. Die Gedichte sind Spiegelbilder des Lebens in Großstädten und die Fortsetzung sozialer Kämpfe in Sprache. Sie schaffen mit einem Blick von unten für Leser:innen, am Arbeitsplatz oder mitten in einer Demo, Anlässe, um mit geschärftem Realitätssinn über die Zukunft als eine Verbündete zu sprechen. Schwermut ist was anderes, Nostalgie ein Dasein ohne Zukunft. Melancholie ist Quelle utopischer Kraftgewinnung.
Mesut Bayraktar ist 1990 in Wuppertal geboren und aufgewachsen. Nach dem Studium der Rechtswissenschaften und Philosophie in Düsseldorf, Köln, Lausanne und Stuttgart arbeitete er in einer Kanzlei für Arbeitsrecht, in einer Zeitungsredaktion und in einer Theatergewerkschaft. Er schreibt Essays für diverse Zeitungen und ist Mitgründer des Literaturkollektivs nous - konfrontative Literatur.