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Die meisten der jetzt Lebenden werden von einer solchen Glocke gehört haben, sie selbst gesehen oder ihren Klang vernommen hat wohl niemand. Man meint zu wissen, sie sei den Kirchenglocken gegenüber nur von winziger Größe gewesen, etwa kaum zwei Schuh hoch, und habe ein feines und heftiges Geläute gehabt, womit sie den Verurteilten auf dem Todeswege begleitete, vom Austritt aus dem Gefängnis in die freie Morgenluft bis hin zur Femstätte und bis er sein armes Leben dem Schwerte oder dem Feuer, dem Galgen oder dem Rade hingegeben hatte. Von wo aber jenes jetzt bis zur Vergessenheit verschwundene Glöcklein seinen Klang erschallen ließ, ob von den Kirchentürmen neben den großen Glocken, ob aus einem eigenen Balkengefüge oder von dem Dache eines Gefangenhauses, das wird kaum jemand zu beantworten wissen. Die Sünderglocke im Magdalenenturm zu Breslau war erst auf Bitten ihres Meisters, dem sie zu Tode läutete, zu diesem Dienst geweiht worden.In einem Kirchturm unserer nördlichen Städte aber soll zu Anfang des siebzehnten Jahrhunderts ein Armesünderglöcklein gehangen haben, ein Dutzend Leiterstiegen unterhalb der drei großen Kirchenglocken. Hinter einer schmalen Turmluke, die nach Norden hinaus gelegen, wo vor der Stadt neben des Bürgermeisters Fischteich die Femstätte oder, wie die Leute sagten, der Galgenberg gewesen ist, soll es seine Stätte gehabt haben. So ein armer Sünder seinen letzten Gang hat antreten müssen, hat man die Luke aufgestoßen und dann unten auf dem Grund des Turmes das Glockenseil gezogen, damit das Geläute den Verfemten in den harten Tod geleite.
Hans Theodor Woldsen Storm ( 14. September 1817 in Husum, Herzogtum Schleswig; - 4. Juli 1888 in Hanerau-Hademarschen) war ein deutscher Schriftsteller. Mit seiner Lyrik und Prosa gehört er zu den bedeutendsten Vertretern des Poetischen Realismus. Storm ist vor allem für seine Novellen bekannt, empfand sich allerdings in erster Linie als Lyriker und sah die Gedichte als Ursprung seiner Erzählungen. Für ihn war das Erlebnis das Fundament seiner Gedichte, während er der Gedankenlyrik fernstand. Einige Verse und Novellen richten sich gegen den Adel und kritisieren die Beamtenhierarchie sowie die Verbindung weltlicher und geistlicher Kräfte.
Neben den frühen lyrisch-stimmungsbetonten Werken wie Immensee und Angelica finden sich in der Novellistik seiner mittleren und späten Jahre weitere Themen und Impulse. Zu ihnen gehören religions- und sozialkritische Ideen wie in Veronica, Im Schloß oder Ein Doppelgänger. Mit Kunstmärchen und unheimlichen Novellen wie Draußen im Heidedorf und Renate, Eekenhof und schließlich Der Schimmelreiter steht sein Werk in einem Spannungsverhältnis zu Vorgaben des Realismus.