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Libyen führt generell ein Schattendasein in der Berichterstattung über Nordafrika und den Mittleren Osten. Das relativ bevölkerungsarme Land, in dem nur ein kleiner Küstenstreifen Landwirtschaft erlaubt, spielt allerdings trotz seiner peripheren Lage immer wieder eine wichtige Rolle in der nordafrikanischen und europäischen Politik. Zuletzt kam Libyen v.a. in den Fokus der europäischen Flüchtlingsbekämpfungspolitik. Während sich in Libyen rivalisierende Regierungen und Milizen bekämpfen, kooperiert die EU mit genau diesen Gewaltunternehmern, um Wege von Flüchtlingen und Migranten durch die Sahara und das Mittelmeer zu blockieren.
Der Politikwissenschafter und Sozial- und Kulturanthropologe Thomas Schmidinger, der Libyen zwischen 1996 und 2025 mehrmals bereist und unter teils schwierigen Bedingungen im Land geforscht hat, beschreibt nicht nur diese jüngste Phase europäisch-libyscher Kooperation, sondern auch die internen Konflikte und die besonders blutige Geschichte des italienischen Kolonialismus, die bis heute Nachwirkungen hat. Sein Buch gibt vielfältige Einblicke in ein fragmentiertes Land, das zwischen lokalen und geopolitischen Interessen zerrissen ist.
Thomas Schmidinger ist Associate Professor und Institutsvorsteher des Instituts für Policy and International Relations an der University of Kurdistan Hawlêr im Irak und unterrichtet an der Universität Wien und der Fachhochschule Oberösterreich.