Inmitten des Schweigens ihrer Familie hat Franka sich schon immer verloren gefühlt. Bereits ihre Großmutter, genannt die Fuchsin, hortete Geheimnisse wie die schwarzen Steine in ihrer Schürze. Als Franka mit Ende Zwanzig in die fränkische Provinz mit den Himmelweihern und Spiegelkarpfen zurückfährt, sieht sie endlich hin: Wie das war in den Nullerjahren, als Deutschland Weltmeister im eigenen Land werden wollte. Als ihr Vater starb und sie in Patrick und Janna Gleichgesinnte fand, die Unsicherheit mit Krawall, Frustration mit Faustschlägen übertünchten. Als sie immer tiefer in die rechte Szene einstieg. Sie beginnt Fragen zu stellen und sucht nach einer Haltung zur Vergangenheit.
Ein hochaktuelles Debüt über eine Jugend auf dem Land zwischen der Sehnsucht nach Zugehörigkeit, radikaler Wut und den blinden Flecken der eigenen Familie.
ANNEGRET LIEPOLD, geboren 1990 in Nürnberg, hat Komparatistik und Politikwissenschaften in München und Paris studiert. Für die Arbeit an ihrem Debüt Unter Grund erhielt sie zahlreiche Auszeichnungen, u.a. das Literaturstipendium der Stadt München sowie die Einladung zur 15. Schreibwerkstatt der Jürgen-Ponto-Stiftung und zur Romanwerkstatt des Literaturforums im Brecht-Haus Berlin. 2022 war sie Finalistin des open mike. Sie arbeitet für die »Bayerische Akademie des Schreibens« am Literaturhaus München.
Moderation: Sabine Horstmann
Schweizer Literaturpreis 2025 & Shortlist für den Schweizer Buchpreis 2024
In einer beschaulichen Kleinstadt in der Schweiz passiert Erstaunliches: Kaum gegründet, mischen Sabine und Schanti mit ihrem Verein »Polyphon Pervers« die Kulturszene auf. Risikofreudig und clever agierend steigen sie als Theater-Produzentinnen zu nationalen Grössen auf und scharen eine illustre Runde um sich: vom eitlen Regisseur Lucien über den versoffenen Ghostwriter Yves, den Lebemenschen und DJ Milan und die opportunistische Schauspielgrösse Chantal bis zu Jules und seinen Hanf-Bauern, die unversehens als Performance-Künstler brillieren. Dem Erfolg ordnet der Verein für Unterhaltung im Laufe der Geschichte alles unter, und so folgen auf erste Unsauberkeiten schon bald alle möglichen Formen des Betrugs.
Rothenbühler belebt mit seinem zweiten Roman die Tradition des Schelmenromans neu – diesmal mit schlagfertigen Hochstaplerinnen. Seine satirische Reise durch Kultur, Unterhaltung und Geld ist nicht nur clever, sondern selbst ein Meisterwerk der Unterhaltung.
Aus dem Luzerndeutschen übersetzt von Uwe Dethier.
Béla Rothenbühler, geboren 1990 im schweizerischen Reussbühl, ist freischaffender Dramaturg, Autor und Musiker. Mit dem Kollektiv Fetter Vetter & Oma Hommage ist er in der freien Luzerner Theaterszene aktiv, mit der Krautrockband Mehltau als Musiker. Rothenbühler lebt und arbeitet in Luzern.
Moderation: Tilman Strasser, Autor und Literaturvermittler.
Lesung, Gespräch & Cyanotypie:
Simone Scharbert liest aus ihrem neuen Prosatext und zeigt uns im Anschluss, wie man eine Cyanotypie macht – ein Verfahren, das wir im Rahmen der Geschichte von Anna Atkins besser kennenlernen werden und das bereits das Cover von "Für Anna" schmückt.
Anna Atkins, geboren 1799 im englischen Tonbridge, gestorben 1871 in Halstead, gilt heute als eine der ersten Fotografinnen. Mit ihrer unermüdlichen Arbeit leistete sie einen wichtigen Beitrag zur Wissenschaft des viktorianischen Zeitalters — und wurde doch kaum wahrgenommen. Zu einer Zeit, in der Erinnerung, Dokumentation und Bebilderung fast ausschließlich der Malerei und Illustration vorbehalten waren, widmete sie sich einem einfachen manuellen Verfahren, das mit Hilfe von bloßem Licht und UV-empfindlich beschichtetem Papier neue Möglichkeiten der Abbildung schuf. Die so entstandenen Cyanotypien gelten heute als Vorläufer der späteren Fotografie.
In ihrem dritten Prosatext verfolgt Simone Scharbert ihr Projekt des Sichtbarmachens weiblicher Biografien weiter. Sie erzählt, wie Anna Atkins gegen viele Widerstände ihre fotografischen und wissenschaftliche Arbeiten vorantrieb, im Gepäck all die Verluste ihres Lebens, Fragen der Erinnerung und der Belichtung. Leise eingestreut sind kleine Einblicke in botanische sowie koloniale Geschichte des viktorianischen Zeitalters.
Simone Scharbert, geboren 1974 in Aichach, hat Politikwissenschaft, Philosophie und Literatur in München, Augsburg und Wien studiert, anschließend in Politikwissenschaft promoviert. Sie lebt und arbeitet als freie Autorin und Dozentin in Erftstadt. 2017 erschien ihr Lyrikdebüt »Erzähl mir vom Atmen«, 2019 folgte ihr Romandebüt »du, alice« und 2022 »Rosa in Grau. Eine Heimsuchung«.
Moderation: Michaela Predeick
Wir laden ein zum 2. Sommerabend in unserer Buchhandlung!
Theresia Erfort liest aus unseren liebsten Buchtipps für den Sommer. Dazu gibt’s erfrischende Drinks und im Anschluss die Gelegenheit, durch unsere Buchhandlung zu stöbern.
Eintritt frei
Anmeldung unter
hallo@litty-buchhandlung.de
AUSGEZEICHNET MIT DEM ÖSTERREICHISCHEN BUCHPREIS DEBÜT 2025 & UNTER DEN LYRIKEMPFEHLUNGEN 2025
Was ein Gedicht sein kann? Alles. Frieda Paris‘ Debüt »Nachwasser« ist durchlässig, tiefschichtig, auffächernd. Hier schreibt eine Schreibende, die den Einflüsterungen ihrer Wortmütter ebenso lauscht wie denen eines Vogels, der auf ihrer Schreibschulter ein Nest gebaut hat. Der Text lässt seine Leserinnen und Leser an der Entstehung eines langen Gedichts teilhaben, nimmt sie mit an den SCHNEIDETISCH, wo alles zusammenfindet: gestrandetes Poesiegut, Tränensalz, Wörter der Kindheit – und Zettelrückseiten aus dem Nachlass der großen Wortmutter Friederike Mayröcker. Unbeirrt legt die Autorin Sätze für sich und die Lesenden auf die Kante des Tischs, hin zu einem einzigen lebenslangen Satz, in der Hoffnung, er möge – irgendwann – auf jemanden zuhalten.
FRIEDA PARIS, MA of Arts, geboren 1986 in Ulm. Abitur und Gesellin zur Damenschneiderin in Wald. Seit 2010 lebt sie in Wien. Dort studierte sie Theater,- Film und Medienwissenschaft sowie Sprachkunst. Paris entwickelt Hörspiele (zuletzt »HERZBEFELLT, ein Nachrufen«) und Gedichte, immer nah am Material. 2020 war sie Finalistin für den 28. Open Mike. »Nachwasser« ist ihr Debüt.
Moderation: SIMONE SCHARBERT
Die Lesung von Frieda Paris findet im Rahmen der Lyrik-Empfehlungen statt. Wir danken für die finanzielle Unterstützung. www.lyrik-empfehlungen.de.
Mit Leichtigkeit und Charme erzählt Caspar-Maria Russos Roman von Masha und Iggy, von geklautem Parmigiano und von einer Liebe in ungefähren Zeiten.
Hier gibt es zwei, die sich lieben und immer wieder verpassen: Iggy will Filmemacher werden, doch mit der Aufnahme auf die Filmakademie hat es bisher nicht geklappt. Masha verliert sich in den Labyrinthen des Online-Datings und studiert wie nebenbei Medizin. Die beiden begegnen sich zufällig, doch wie verliebt man sich hier und heute? Und wie spricht man darüber, wenn man über alles andere sprechen kann und jedes Beziehungskonzept kennt? Bis Masha und Iggy ein Paar werden, müssen sie erst mit der sterbenskranken Valeria nach Italien fahren, eine Kirche ausrauben, nackt im Wörthersee baden – und lernen, auch mal einfach nichts zu sagen. Und wie allen Räuberpärchen gelingen ihnen die irrsten Coups, bevor ihnen das Schwerste glückt: Nähe zuzulassen…
CASPAR-MARIA RUSSO wurde 1994 in Eddelsen geboren und wuchs in Hamburg auf. Er studierte in Freiburg und Wien Germanistik und Komparatistik. Russo ist Sprecher von Hörbüchern und er wurde 2017 mit seiner Inszenierung "Das bin ich nicht" zum Theatertreffen der Jugend eingeladen. Seit 2021 erscheinen seine Theaterstücke beim S. Fischer Verlag, 2022 erhielt er den exil literaturpreis, das Stück "draußen ist wetter" war 2023 für den Autorinnenpreis des Heidelberger Stückemarkts nominiert. Er erhielt zahlreiche Stipendien, darunter das Dramatikerinnenstipendium und das Projektstipendium des BMKÖS. "Prinzip Ungefähr" ist sein Debütroman. Caspar-Maria Russo lebt in Wien.
Moderation: Kristina Wydra, Schauspiel Köln.
Şehnaz Dost liest aus ihrem Debütroman "ruh", Berivan Kaya begleitet den Abend musikalisch. Kommt vorbei auf Literatur, Musik, Çay und Gebäck!
ŞEHNAZ DOST ist freie Autorin und Literaturvermittlerin. Ihr Debütroman "ruh” wurde durch das New Books in German Komitee mit einer Übersetzungsempfehlung und Finanzierungsgarantie für die englischsprachige Ausgabe ausgezeichnet. Dost studierte Germanistik, Komparatistik und Medienanalyse. Davor, währenddessen und danach schrieb sie journalistische Texte für verschiedene Redaktionen und Formate. Ihre Kurzprosa findet sich u.a. in den Zeitschriften "Literarische Diverse” und "Yallah Salon”. Sie war u.a. Stipendiatin der Autor*innenwerkstatt Prosa des renommierten Literarischen Colloquiums Berlin. In ihren Texten beschäftigt sie sich mit Störung: dem, was nicht passt, wie sich dazu verhalten wird, und der Frage nach Sanftheit.
BERIVAN KAYA ist eine aufstrebende Musikerin aus Köln, die mit ihrem "Anatolischen Indie”-Sound Aufsehen erregt. Sie verbindet türkische Volks- und Kunstmusik sowie Arabesque mit minimalistischen Gitarrenklängen, sanften elektronischen Beats und Synthwave. Ihre Gigs schaffen eine gemütliche Rakı-Meze-Atmosphäre, bei der das gemeinsame Singen im Vordergrund steht. Ihre Debütsingle "Megaloman” hat 2023 viel Aufmerksamkeit erregt. Aktuell arbeitet sie an ihrem ersten Album "Leb-i Rhein’da Bir Balık”. Berivans Musik spiegelt ihre kulturellen Wurzeln wider und bringt eine frische Dynamik in die Indie-Szene.
DAS BUCH:
Cemal ist Ende 30, Deutschlehrer an einer Grundschule und Vater der kleinen Ekin. Für sie möchte er ein stabiles Umfeld schaffen – was ihm aber zunehmend schwerfällt. Sein Alltag voller Herausforderungen der Diaspora wird nachts immer häufiger durch Träume von seiner verstorbenen Urgroßmutter Süveyde aufgebrochen. Sie zeigt ihm darin Szenen aus ihrem Leben, und versetzt ihn wie beiläufig an den Ort seiner Kindheit: Ein arabisches Dorf in der Südtürkei, wo Cemal bei den Großeltern gelebt hat, bis er als Achtjähriger seinen Eltern nach Deutschland gefolgt ist – zu einer Familie, die ihm fremd war, die er nun aber lieben sollte.
LESUNG & GESPRÄCH MIT DEN AUTOREN GISA FUNCK & GREGOR SCHWERING ZUM BUCH "WIR WAREN HOCHGEMUTE NICHTSKÖNNER" - DIE RAUSCHHAFTEN JAHRE DER KÖLNER SUBKULTUR 1980-1995
Das Buch:
Heute strömen Kulturschaffende scharenweise nach Berlin, doch in den 80er- und 90er-Jahren lag das unbestrittene Zentrum der bundesdeutschen Kunst- und Kulturszene ganz woanders: in Köln.
Der Startschuss für Kölns Aufstieg fiel am 15. Januar 1980, als im Basement die unbekannte britische Band Joy Division spielte. Peter Bömmels, Mitglied der Künstlergruppe »Mühlheimer Freiheit«, war von diesem neuen Sound dermaßen beeindruckt, dass er kurz darauf mit sieben Mitstreiter:innen die Zeitschrift SPEX gründete.
Hier meldete sich ein ganz neuer Musikjournalismus zu Wort, dessen kulturwissenschaftliche Analysen und steile Thesen nachts an denselben Kneipentresen ersonnen wurden, an denen zur gleichen Zeit etwa die späteren Gründer des Technolabels Kompakt standen, während sich nebenan New Yorker Künstler:innen und die Köpfe der legendären Autorenwerkstatt betranken. Die ganze Stadt flirrte vor kreativer Energie, und während wenige Kilometer weiter die Regierungsgeschicke gelenkt wurden, strahlte rund 15 Jahre lang die Kulturmetropole Köln weit über die Grenzen des Rheinlands hinaus.
Gisa Funck und Gregor Schwering haben Akteurinnen und Akteure aus der Zeit getroffen. Sie haben Geschichten gesammelt, Zeitdokumente studiert und in der eigenen Erinnerung gegraben. Ihr Buch ist das Porträt einer vergangenen Epoche und der letzten vordigitalen Bohème.
LESUNG UND GESPRÄCH MIT AUTOR DANIEL GRÄFE ÜBER SEINEN DEBÜTROMAN "WIR WAREN KOMETEN"
Das Buch:
Frühsommer 2010: Ein rätselhafter Anruf – und schon holt Lukas Brandt (32) die Sehnsucht nach einem erfüllteren Leben ein. Überstürzt verlässt er seinen Job und macht sich auf die Suche nach der Anruferin, mit der er einst in Berlin das zugleich aufregendste wie schmerzlichste Jahr seines Lebens verbrachte: Luba Matei.
Auf seiner Irrfahrt quer durch Rumänien strandet er in der sprichwörtlichen Walachei, freundet sich mit dem Cannabis-Bauern Bogdan an und trifft auf die Schatten von Lubas Vergangenheit, die ihn zu Lubas Kindheitsgeheimnis unter dem Ceaușescu-Regime führen. Erstmals in seinem Leben gibt Lukas alle Sicherheiten auf.
Doch auch Luba, die in Rom ein neues Leben beginnen wollte, ist wieder unterwegs: Sie fordert ihren Anteil Glück und will endlich ihre Peiniger stellen.
"Wir waren Kometen" erzählt berührend wie poetisch von der Sehnsucht nach einem anderen Leben, von Freiheit, Unterdrückung und ungleicher Herkunft. Und mittendrin ein Paar, das sich vereinnahmt und füreinander kämpft.
In gemütlicher Runde wollen wir uns gemeinsam über das diesjährige Buch für die Stadt Köln unterhalten & laden herzlich zur Diskussion ein!
Wir bitten um Anmeldung via E-Mail an hallo@litty-buchhandlung.de
Das Buch für die Stadt ist eine Literaturaktion von Literaturhaus Köln und "Kölner Stadt-Anzeiger". Die Jury bildeten Bettina Fischer (Literaturhaus Köln), Hildegund Laaff (Lengfeld’sche Buchhandlung), Martin Oehlen (Literaturblog "Bücher-Atlas") und Anne Burgmer ("Kölner Stadt-Anzeiger"). Die Sonderausgabe des Romans ist im dtv Verlag erschienen.
Vom 10. bis 17. November wird es eine Aktionswoche in Köln und der gesamten Region geben. Die Matinee mit Fatma Aydemir zum Auftakt findet am Sonntag, 10. November, im Schauspiel Köln statt.