Linda Rachel Sabiers lebt als Autorin in Berlin und beschreibt wunderbar charmant die Momentaufnahmen des Lebens in seiner liebenswert-herrlichen Alltäglichkeit.
Wir haben Linda um Buchempfehlungen über deutsch-jüdisches Leben gebeten:
Als ich vor einigen Jahren eine Kolumne über mein deutsch-jüdisches Leben für das SZ-Magazin schrieb, wollte ich vor allem eins erreichen: Alltägliche Begegnung in Schriftform erzeugen. Nicht, weil ich meinte, damit das Antisemitismusproblem oder das Unwissen über „echtes“ jüdisches Leben in Deutschland beseitigen zu können – ich hatte jedoch das Bedürfnis, mit meiner Stimme irgendwo anzufangen. Und das ging eben nur bei mir selbst. Bei meinem deutsch-jüdischen Leben, bei meinen persönlichen Erfahrungen, meinem Blick als Jüdin – die ich neben vielem Anderen nun mal bin – auf meine Umwelt. Nach einem halben Jahr, etwa 30 Texten und vielen Leser:innenbriefen später, schloss ich das Kapitel zufrieden. Ich hatte meine Geschichte erzählt und bin in dieser Zeit vielen Menschen begegnet. Gespräche sind entstanden, per E-Mail oder auf Veranstaltungen, man stellte mir viele interessierte Fragen, die ich versuchte, zu beantworten.
Meine Buchauswahl ist ein Mix aus Geschichten, die jüdisches Leben in- und außerhalb Deutschlands in meinen Augen wahnsinnig menschlich skizzieren. Dabei halte ich die provokante Schrift „Eichmann in Jerusalem“, mit der Hannah Arendt die Banalität des Bösen skizziert, genauso wichtig für das Verständnis um jüdisches Leben wie Katharina Höftmanns kürzlich erschienener Roman „Alef“. Eine Liebe zwischen Deutschland und Israel.