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Wie kann es sein, dass dem fett- und eiweißhaltigen Gewebe, das wir unser Gehirn nennen, eine Welt erscheint? Ist es möglich, dass tote Atome zu denken und zu fühlen beginnen, wenn wir sie einfach nur geschickt genug arrangieren? Mit dem heraufdämmern Künstlicher Intelligenz stellt sich die uralte philosophische Frage nach dem Verhältnis von Geist und Materie mit neuer Dringlichkeit. Schließlich haben wir ein vitales Interesse daran, zu erfahren, was in den Maschinen vor sich geht, mit denen wir tagtäglich interagieren.Im Zuge der Digitalisierung hat ein schillernder Begriff Einzug in die Debatte um das Leib-Seele-Problem gehalten, nämlich derjenige der Information. Beim alltäglichen Senden und Empfangen von Dateien kann der Eindruck entstehen, dass es sich bei Information um eine Substanz handelt, die sich wie -normale- Materie übertragen und speichern lässt. Ganz anders sieht das die Differenztheorie, eine Denkrichtung, die großen Einfluss auf Kybernetik und Systemtheorie hatte, von der Philosophie des Geistes aber bislang weitgehend unbeachtet geblieben ist. Folgen wir der Differenztheorie, so handelt es sich beim Universum um einen Rechenvorgang, in dem nichts von alldem, was wir mit unseren Sinnen wahrnehmen, wirklich existiert - nicht einmalunsere Sinne selbst.
Bernd Pröschold hat an der WWU Münster Kommunikationswissenschaft, Soziologie und Angewandte Kulturwissenschaften studiert. Seitdem arbeitet er freiberuflich als Astrofotograf und Autor. Seine Schriften behandeln Weltraumthemen aus Sicht der Geistes- und Sozialwissenschaften.