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Anfang der 1840er Jahre sorgten wunderbare Erscheinungen in mehreren oberbayerischen Pfarrgemeinden für Aufsehen. In Waakirchen verfielen Frauen regelmäßig in religiöse Ekstasen, hatten Visionen oder schwitzten Blut. An einer 19jährigen Bauerntochter aus dem Landgericht Tittmoning zeigten sich die Wundmale Christi. Die außergewöhnlichen religiösen Phänomene riefen die Vertreter von Kirche, Staat und Medizin auf den Plan. Handelte es sich um «Wunder der Gnade» oder um manipulierte «geistliche Komödien»? Anhand bislang unerschlossener Archivalien zeigt Bernhard Gißibl die unterschiedlichen Intentionen, Normen und Deutungen der beteiligten Personen und der hinter ihnen stehenden Institutionen. Eingebettet in politik-, sozial- und kulturgeschichtliche Prozesse eröffnen die Wunder neue Perspektiven auf das Verhältnis von Thron und Altar im Königreich Bayern unter Ludwig I.
Der Autor: Bernhard Gißibl wurde 1976 geboren. Er studierte Geschichte und Germanistik an den Universitäten München und Swansea und arbeitete 2002/03 als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Historischen Seminar der Ludwig-Maximilians-Universität München. Derzeit promoviert er als Stipendiat an der International University Bremen.
Aus dem Inhalt: «Wunder oder Umtriebe»? Passionsgeschichten aus Waakirchen - Kontext, Vorbilder und Inszenierungen wunderbarer Erscheinungen - Dörfliches Umfeld und katholische Lebenswelt - Das große Vorbild: der «Kreuzzug der Verzückten» in Tirol - «Geistliche Komödien» und wunderbare Heilungen in Oberbayern - Geschlecht, Kirche und Staat: drei Perspektiven auf Erscheinungen und Akteure - Ekstatische Frauen und weibliche Frömmigkeit in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts - Restauration, Reflexion und «stellvertretende Genugtuung»: die katholische Kirche auf dem Weg in die Moderne - Wunder, Umtriebe und «aechte Religiosität»: Probleme bayerischer Religionspolitik im Vormärz.