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Antonio Gramscis im Kerker verfaßte Reflexionen gehören zu den außergewöhnlichen intellektuellen Abenteuern des 20. Jahrhunderts. Die Hefte lassen sich als organisches Ganzes aus Fragmenten, als offenes Werk oder work in progress beschreiben, am ehesten aber stellen sie ein Nicht-Buch dar, einen starken, wenngleich vorläufigen Ausdruck der entstehenden Philosophie eines «Massen- oder Kollektivmenschen», der gleichwohl eine «starke individuelle Persönlichkeit und Originalität» zu bewahren versteht. Ein Widerspruch? Gramscis Denken, aufgespannt zwischen systematischem Charakter und rhapsodischem Stil, zwischen Universalität und Relativität, Dialog und Dialektik, läßt sich nur schwer in die Kategorien des Modernen oder Postmodernen einordnen. Es ist die metaphysische Übersetzung einer ganz und gar weltlichen Aktion, eines politischen Engagements.
Der Autor: Giorgio Baratta lehrt Moralphilosophie an der Universität Urbino. Mit Gramsci hat er sich in zahlreichen Aufsätzen beschäftigt und ist als Herausgeber von Sammelbänden, als Organisator verschiedener kultureller Veranstaltungen und als Autor von Film- und Theaterproduktionen in Erscheinung gestreten. Er ist einer der Mitgründer der International Gramsci Society und gegenwärtig Vorsitzender der IGS-Italia.
Aus dem Inhalt: Gramsci lesen, die Wirklichkeit lesen - Das Gefängnisleben - Volk und Kultur - Die nationale Frage - Das Gespenst des Populismus - Politik und Kultur - Philosophie - Politik - Ökonomie - Natur und Gesellschaft - Philosophie der Praxis und Pragmatismus - Kultur, Technik, Ökonomie - Die amerikanische Hegemonie im 20. Jh. - Postfordismus - Gramsci als europäischer Intellektueller - Brecht im Gespräch mit Gramsci.