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In einem funkelnden Essay entwickelt Joseph Vogl nicht nur eine Theorie des Zauderns, sondern stellt ein veritables Zaudersystem vor, in dem die 'Zauderfunktion' als kontrapunktischer Begleiter einer das Abendland prägenden Geschichte der Tat in Erscheinung tritt. Dies lässt sich über die 'Orestie' und Schillers 'Wallenstein' bis zu den Titanen des Zauderns im 19. und 20. Jahrhundert verfolgen - ob es nun Melvilles 'Bartleby' ist oder Musils 'Mann ohne Eigenschaften'.
Das Zaudern ist nicht etwa als simple Suspension des Handelns zu begreifen: Es markiert die Schwelle zwischen Handeln und Nichthandeln, an der sich ein Zwischenraum reiner schöpferischer Potenz und Kontingenz auftut. Es erweist sich als Methode der Komplikation, mittels derer sowohl historisches als auch diskursives Geschehen auf seinen Nullpunkt zurückgeführt und in seiner Setzungsgewalt revidiert werden kann. Als Welthaltung, als Geste der Infragestellung werden das Zaudern und seine Pause schließlich zum Stützpunkt, zum Operationsfeld des Diskurses selbst.
Joseph Vogl ist Professor für Neuere deutsche Literatur, Literatur- und Kulturwissenschaft/Medien an der Humboldt-Universität zu Berlin und Permanent Visiting Professor an der Princeton University, USA. Mit 'Das Gespenst des Kapitals' (2011) hat Joseph Vogl 'einen heimlichen Bestseller geschrieben, der weit über die Feuilletons Aufsehen erregte' (DER SPIEGEL).
9 -31Zorn und Zaudern (Joseph Vogl) 33 -49Die erhobene Hand (Joseph Vogl) 51 -72Ein Wallenstein-Problem (Joseph Vogl) 73 -93Methodenlehre (Joseph Vogl) 95 -132Labyrinthe, Schwellen (Joseph Vogl) 133 -144Idiosynkrasien (Joseph Vogl) 145Nachbemerkung (Joseph Vogl) 147 -161Anmerkungen (Joseph Vogl)