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Bisweilen kommt der Knabe mich besuchen, Der einst mit meinem Namen hieß. Er kommt und schweigt; nur seine Brauen fluchen, Weil ich so viel aus ihm verderben ließ. Von Grame glühend, gleicht er keinem Schemen, Doch mir welkt gramverwandelt die Gestalt. Ein Dritter aus uns, minder jung und alt Als wir, ist da, uns bei der Hand zu nehmen. Das Leben wie das Jahr hat seine Mitte, Den schönen Monat haben wir versäumt. Das Leben wie der Tag hat seine Mitte, Da haben wir von früh und spät geträumt. Das Leben wie der Nu hat seine Mitte, Davon zu kosten haben wir versäumt. Vergeßt es nun, vergeßt, und seine Mitte Hat euch das Leben wieder eingeräumt.
IN DEN TAGEN MILCH UND BLUT
Zuckerhut und Zimmetrohre Rochen damals vom Azur Aus dem Jenseits dicht am Tore Voller Bann und Geisterschwur. In des Abends roter Blöße Schwebten sie gespenstisch an, Wuchsen aus zu Riesengröße, Magisch wuchsen Wo und Wann. Götzentürme, Gräbermale, Hexenqualm und -Algebra, Und die krumme Zimmetschale Zauberschiffes Spriet und Raa. Immer bleiben sie begraben Unter weißem Zuckerhut, Denen wir gehorsamt haben In den Tagen Milch und Blut. Braune Zimmetrohre reifen, Süßholzhaine, um sie her. Doch die hohlen mürben Pfeifen Bröckeln, bittern immer mehr.
Oskar Loerke (* 13. März 1884 in Jungen bei Schwetz (heute polnisch: Wi-g) in Westpreußen; - 24. Februar 1941 in Berlin) war ein deutscher Dichter des Expressionismus und des Magischen Realismus.