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Für drei Pädagogen wird die Suche nach einem zeitgemäßen, verbindlichen Vorbild für die Jugend Ende der Sechzigerjahre zum Wagnis.
Bald nach dem Erscheinen der Deutschstunde beginnt Siegfried Lenz mit der Niederschrift seines Romans Das Vorbild. Drei streitbare Fachleute für Schulpädagogik kommen 1968 in einer Hamburger Pension zusammen, um über ein neues und zukunftsweisendes Lesebuchkonzept zu beraten. Es geht um die Frage, ob es in der Bundesrepublik angesichts der Studenten- und Jugendrevolte noch Vorbilder geben könne, und wie in einem "Zeitalter der Diskontinuität" vor jeder "Begeisterung" im Politischen zu warnen wäre, die für Siegfried Lenz einer "ansteckenden Krankheit" gleichkommt: "Wer schreibt, ist bereits Pädagoge. [...] Das Vorbild geht sowohl in die Politik wie in die privateste Sphäre - eine Fortsetzung der Deutschstunden-Thematik ist es nicht", erklärt er seinen Roman. Die drei Lesebuch-Fachleute scheitern mit ihrem ambitionierten Projekt sowohl thematisch als auch persönlich. Und auch der Autor präsentiert keine Antworten, sondern besticht mit denkscharfem Skeptizismus und stellt seine Leser vor einen Kosmos an Fragen und Fragwürdigkeiten. Siegfried Lenz kritisiert in seiner Zeit scharf die "Besessenheit, junge Menschen stumpfsinnig nach Vorbildern auszurichten", aber der Autor des Romans tut alles, um seinen Lesern noch heute eine eigene Orientierung zu ermöglichen.
Siegfried Lenz, 1926 im ostpreußischen Lyck geboren, gestorben am 2014 in Hamburg, zählt zu den bedeutendsten und meistgelesenen Schriftstellern der Nachkriegsliteratur. Seit 1951 veröffentlichte er alle seine Romane, Erzählungen, Essays und Bühnenwerke im Hoffmann und Campe Verlag. Mit den masurischen Geschichten So zärtlich war Suleyken hatte er seinen ersten großen Erfolg, der sich 1968 mit der Deutschstunde zum Welterfolg ausweitete. Mit seiner Novelle Schweigeminute gelang ihm 2008 im hohen Alter abermals ein fulminanter Presse- und Publikumserfolg. Für seine Bücher wurde er mit vielen wichtigen Preisen ausgezeichnet, u.a. mit dem Goethepreis der Stadt Frankfurt am Main, dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels und mit dem Lew-Kopelew-Preis für Frieden und Menschenrechte 2009.
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