Unsere Empfehlungen

Die Buchhändlerin empfiehlt im März 2024

empfohlen von:

Elvira Hanemann

Elvira Hanemann

Demon Copperhead Barbara Kingsolver

gebunden

Barbara Kingsolver
Demon Copperhead

Übersetzt von Dirk von Gunsteren
Dtv 26 €

Barbara Kingsolver ist eine US-amerikanische Schriftstellerin, 1955 in Maryland geboren, lebte als Kind aber auch eine Zeitlang in Belgisch-Kongo, was sie zu ihrem bisher erfolgreichsten Roman „The Poisonwood Bible“ inspirierte. Nach abgeschlossenen Studien in Biologie und Umweltwissenschaften arbeitete sie als freie Journalistin und erhielt für ihre literarischen Arbeiten mehrere Preise. Zuletzt erhielt sie für „Demon Copperhead“ den Pulitzer Preis für Belletristik.

Das ist einer der Romane, aus denen man am liebsten gar nicht mehr auftauchen möchte, so sehr ist man gefesselt! Alles andere als ein Wohlfühlroman, denn das Leben von Demon Copperhead - die Anspielung auf David Copperfield kommt nicht von ungefähr - ist sehr hart.

Seine Mutter, die als alleinerziehende Mutter in einem Trailer lebt und wenig auf die Reihe bekommt, findet dann einen neuen Mann, der aber ihren Sohn hasst. Das allein reicht eigentlich schon, doch nach dem Tod der Mutter wird alles noch schlimmer. Die Odyssee die Demon durchlaufen muss über verschiedenste Pflegeeltern, das Mobbing in der Schule - und immer wieder die Hoffnung, dass er vielleicht bei den Eltern seines besten Freundes bleiben darf, das alles macht das Aufwachsen des Jungen sehr schwer.

Hochinteressant, wenn auch mir nicht ganz neu (ich erinnere an den ebenfalls sehr lesenswerten Roman von Ocean Vuong „Auf Erden sind wir kurz grandios“) , war die Thematik über das Ausmaß, den die Medikamentensucht in den USA mittlerweile ausmacht. Die Allgegenwärtigkeit von Oxycontin, die Ärzte und Drogenhändler, die sich dumm und dämlich verdienen am Elend der Abhängigen, das tut beim Lesen richtig weh. Überhaupt ist das ein schmerzhaftes Buch, das aber dennoch nie so weit ging, dass es mich total runterzog.

Es blieb bis zum Schluss spannend, denn man weiß erst ganz am Ende ob Demon "durchhält" oder nicht. Das verrate ich natürlich nicht. Aber was ich auf alle Fälle schon verraten kann, ist: Das ist ein herausragendes Buch!

zum Produkt € 26,00*

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Elvira Hanemann

Elvira Hanemann

Herr Kiyak dachte, jetzt fängt der schöne Teil des Lebens an Mely Kiyak

gebunden

Mely Kiyak, geboren 1976 in einer niedersächsischen Kleinstadt als Tochter kurdischer Einwanderer ist Schriftstellerin, Journalistin, Essayistin und verfasst Kolumnen z.B. für das Maxim-Gorki-Theater und für die ZEIT.

Dieses Buch ist bereits 2013 erschienen und ich bin sehr froh, dass es jetzt wieder - erweitert – auf den Markt kommt. Bei manchen Büchern versteht man absolut nicht, warum sie nicht immer lieferbar waren. Umso schöner, dass es jetzt wieder erhältlich ist!

Herr Kiyak, Melys Vater, war als Jugendlicher nach Deutschland gegangen, sein Vater ermunterte ihn dazu mit den Worten „dann kannst du berichten, was sich die Deutschen unter ihren Pflaumenbäumen erzählen“. Herr Kiyak arbeitete hart in einer Fabrik und viel Zeit unter Pflaumenbäumen blieb ihm nicht. Als er endlich in Rente ging und es zudem gewagt hatte, sich scheiden zu lassen, denkt er, jetzt beginne das schöne Leben.

Doch sein hartnäckiger Husten stellt sich als Lungenkrebs heraus. Mely Kiyak beschreibt die letzten Monate mit ihrem Vater, den Aufenthalt in einer Lungenklinik in Brandenburg, das Auf und Ab der ärztlichen Vorschläge und Behandlungsmöglichkeiten, den Widerwillen ihres Vaters, sich auf das alles einzulassen und ihr eigenes Drängen, er müsse doch alles versuchen, sie habe ja nur einen Vater.

Zwischen den Kapiteln der Gegenwart fügt Kiyak immer wieder höchst unterhaltsame Geschichten aus der Familie ihres Vaters ein, die in Ostanatolien spielen.

Die Art und Weise wie die Autorin diese Monate beschreibt, diese Liebe, das hat mich überwältigt. Ein menschliches und intensives Buch, eines das uns Einblick sowohl in das Leben von Gastarbeitern gibt wie auch in den Alltag in Krankenhäusern. Vor allem aber ist es eine wunderbare, sehr berührende Hommage einer Tochter an ihren Vater.

zum Produkt € 23,00*

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Elvira Hanemann

Elvira Hanemann

Lichtungen Iris Wolff

gebunden

Iris Wolff wurde 1977 in Siebenbürgen geboren. Nach einem Studium der Germanistik, Religionswissenschaft sowie Grafik und Malerei wandte sie sich dem literarischen Schreiben zu. Sie lebt heute in Freiburg.

Spätestens seit ihrem großen Erfolg „Die Unschärfe der Welt“ ist die preisgekrönte Autorin einem größeren Publikum bekannt.

Ihr neuer Roman „Lichtungen“ erzählt die Geschichte von Lev und Kato, die sich als Kinder im alten Rumänien während der Ceaucescu-Zeit kennen lernen und eine tiefe und besondere Freundschaft pflegen. Nach Öffnung der Grenzen zieht Kato mit ihrem Freund Tom durch ganz Europa und verdient ihren Lebensunterhalt als Straßenmalerin. Lev hingegen bleibt im Dorf in Siebenbürgen und arbeitet dort in einer Holzfällerei. Ihre Verbindung besteht fast nur noch aus Postkarten. Auf der letzten schreibt Kato: „Wann kommst du?“ Und Lev kommt!

Iris Wolff schreibt diese Geschichte einer Freundschaft und Liebe in einer ungewöhnlichen Weise. Sie beginnt mit Kapitel 9 in der Gegenwart, mit Levs Ankunft in Zürich, wo Kato auf ihn wartet, und arbeitet sich dann rückwärts zum Kapitel 1 in die Kindheit vor. Das mutet anfangs ungewohnt an, doch dann kommt die Erkenntnis: so ist das ja auch wenn Menschen sich kennen lernen! Man erfährt erst nach und nach über ihre Vergangenheit und was sie zu den Menschen gemacht hat, die sie jetzt sind. Ein überzeugender Kunstgriff!

Das Buch bringt einem das Leben in einer Diktatur, die harte Zeit während des Militärs, das Leben in Rumänien im Allgemeinen und die Armut, Ausgrenzung und innerfamiliären Probleme der Figuren auf eine spannende und unterhaltsame Art näher. Was dieses Buch in meinen Augen so besonders macht, ist die Sprache und Wolffs Einfühlungsvermögen in die Charaktere. Selbst die kleinste Nebenfigur wirkt lebendig und echt.

Ein sowohl sprachlich wie inhaltlich überzeugender Roman!

zum Produkt € 24,00*

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Elvira Hanemann

Elvira Hanemann

Bin das noch ich Stefan Moster

gebunden

Stefan Moster, Schriftsteller und Übersetzer, wurde 1964 in Mainz geboren, er lebt abwechselnd in Berlin und im finnischen Porvoo.

Was geschieht, wenn ein Musiker, ein Berufsgeiger, plötzlich nicht mehr spielen kann?

Simon Abrameit, ein Mittfünfziger, hat schon lange akzeptiert, dass er nie zu den ganz Großen Geigenvirtuosen der Welt gehören wird, aber er lebt für und von der Musik. Bei einem Auftritt in Finnland, als er Bartóks Solosonate für Violine spielt, geschieht das, was er schon seit ein paar Wochen befürchtet hatte: Finger seiner linken Hand versagen ihm den Dienst vollständig. Er bricht das Konzert ab und flüchtet von der Bühne.
Seine Kollegin Mai, die alles mitbekommen hatte, bietet ihm ihre Hilfe an und bringt ihn auf einer einsamen Schäreninsel unter.

Simon nimmt das Angebot an, denn er ist völlig außer sich und hat keine Ahnung wie sein Leben von nun an weitergehen soll. Eine Auszeit auf einer Insel kann ihm eventuell guttun. Diese Insel ist nur mit einem Boot erreichbar, Mai kommt einmal pro Woche, um ihm Lebensmittel zu bringen, ansonsten ist er völlig allein.

Mit einer sehr genauen Beobachtungsgabe und viel Einfühlungsvermögen lässt uns Moster an den widersprüchlichen Gedanken und Gefühlen Simons teilnehmen: das Nicht-Akzeptieren-Wollens, des Versuches immer wieder die Geige zur Hand zu nehmen – nur um festzustellen, dass es nicht mehr geht – die Einsamkeit, die Grübelei darüber, ob es sich überhaupt noch lohnt, weiterzuleben, der Blick zurück auf sein bisheriges Leben und die Frage, ob es noch ein gutes Leben „danach“ geben kann.

Simon beginnt Briefe (die nie abgeschickt werden) an Daria zu schreiben, eine Musikerin, mit der er in seiner Jugend gespielt hatte, und die im Gegensatz zu ihm zur Weltklasse aufgestiegen ist. Eigentlich richtet er diese Briefe aber auch an sich selbst, sie dienen ihm ein wenig zur Klärung seiner Gedanken.

Wichtiger als diese Briefe empfand ich aber Simons Art, seine Umgebung genauer wahr zu nehmen. Seine Spaziergänge und Wanderungen, das Lauschen auf die Geräusche des Meeres und des Windes und vor allem seine „Beziehung“ zu den Vögeln der Inseln. Sehr detailliert beobachtet er die Brutpflege von Möwen, die sich ihr Nest auf dem Terrassenstuhl vor der Hütte bauten.

Klingt langweilig? Keine Sorge – das ist es auf gar keinen Fall! Erstens „passiert“ auch einiges (unerwarteter Besuch, Zeckenbiss etc.), aber gerade diese genaue Darstellung von Natur, von Stille, von Kontemplation, von der Bedeutung die Musik im Leben eines Menschen einnimmt – und auch die vogelkundlichen Abschweifungen erzeugen einen ganz besonderen Reiz. Ein Reiz, der durch das ganze Buch trägt und der mich sehr von den schriftstellerischen Qualitäten Stefan Mosters überzeugt hat.

zum Produkt € 24,00*

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Elvira Hanemann

Elvira Hanemann

Lichtspiel Daniel Kehlmann

gebunden

Daniel Kehlmann gehört zu den bekanntesten und brillantesten Köpfen der derzeitigen deutschen Literatur, ihn vorzustellen kann ich mir sparen.

In seinem neuen Roman schreibt er über den Filmregisseur G.W. Pabst, einen der wichtigsten Regisseure der Weimarer Republik. In Erinnerung geblieben dürften die Filme „Büchse der Pandora“ oder „Dreigroschenoper“ sein.

Er, damals „der rote Pabst“ genannt, flieht nach der Machtergreifung der Nazis nach Hollywood. Dort jedoch wird er nicht ernst genommen, er leidet unter dem Exil. Gemeinsam mit Frau und Sohn geht er zurück in die „Ostmark“, seine Heimat Österreich – eigentlich nur um seine alte Mutter versorgt zu wissen. Doch die Familie kommt nicht mehr raus aus dem Land. Sowohl aus Not wie auch aus Eitelkeit dreht er nun Filme für die Nazis, auch zusammen mit Leni Riefenstahl.

Die Frage, ob ein Künstler die Möglichkeit seine Kunst zu leben über die eigene Moral stellen darf, schwebt über diesem mich tief beeindruckenden Roman.

Kehlmann zeigt hier sein schriftstellerisches Können und seine Meisterschaft etwa durch den großartigen Anfang und einem ebenso guten Ende und durch Szenen und Gespräche, die wohl lange im Gedächtnis bleiben. Beispielsweise die treffgenaue Beschreibung eines Damenliteraturkreises, an dem Pabsts Frau Gertrud teilnehmen muss, in dem immerzu derselbe talentlose Nazischriftsteller besprochen wird oder auch die Qualen der Statisten, die für Pabsts letzten Film aus einem KZ herangekarrt wurden.

Geschickte Perspektivwechsel und Vielstimmigkeit erzeugen eine lebendiges Leseerlebnis und eine fesselnde Lektüre. Mit Unverständnis habe ich Rezensionen in Feuilletons gelesen, in dem ihm „Fleißarbeit“ vorgeworfen wird. Es ist normal, dass Bestsellerautoren besonders kritisch vom Feuilleton beäugt werden, das ist auch gut so.

Doch ich bin überzeugt: das ist echte Literatur!

zum Produkt € 26,00*

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Elvira Hanemann

Elvira Hanemann

Die Möglichkeit von Glück Anne Rabe

gebunden

Anne Rabe, Die Möglichkeit von Glück
Klett-Cotta Verlag 24 €

Anne Rabe, geb. 1986, Dramatikerin, Drehbuchautorin und Essayistin stand mit ihrem ersten Roman auf der Shortlist zum Deutschen Buchpreis 2023. Dieser Familienroman spielt vor dem Hintergrund des Mauerfalls und seinen Folgen.

Anne Rabe schildert das Geschehen aus der Sicht von Stine, die 3 Jahre alt war, als es mit der DDR zu Ende ging. Sie erinnert sich an ihre Kindheit, die vor allem durch eine hartherzige, um nicht zu sagen sadistische Mutter geprägt war und von einem eher farblosen Vater, der sich viel zu selten schützend vor Stine und den kleinen Bruder Tim gestellt hatte.

Den besten Bezug hatte sie zu ihrem Opa Paul, doch als erwachsene Frau, nun selbst Mutter von zwei Kindern, spürt sie der Familiengeschichte nach und stellt fest, dass ihr geliebter Opa offensichtlich allzu „staatstragend“ in der DDR gewesen war. Doch bei dieser platten Erkenntnis belässt es Anne Rabe nicht, sie hinterfragt auch die Gründe dafür, die zum Teil in der Nazi-Zeit lagen.

Vieles an diesem Roman, der eine teils essayistische Erzählhaltung an den Tag legt, aber auch viele fiktionale Elemente enthält, erschüttert. Gerade die Tatsache, dass Stines Mutter eine allseits anerkannte Erzieherin gewesen war, ließ mich beim Lesen erschauern. Die Hilflosigkeit der Kinder gegen die Allgewalt der Eltern wie im größeren Zusammenhang auch gegen die Allgewalt des Staates schmerzt.
Auch die Wahrnehmung vieler Menschen, die sich – zumindest im Nachhinein – als Opfer des DDR – Staates sahen, obwohl sie Täter (zumindest Mittäter) waren, fand ich sehr interessant. Das Buch ist umstritten, das ist auch nachvollziehbar, denn das Thema DDR-Vergangenheit ist nun mal ein sehr sensibles. Und es gibt immer mehr als nur eine Wahrheit.

Doch ganz sicher zeigt Anne Rabe in diesem stilistisch sehr guten und in einer klaren Sprache geschriebenen Roman e i n e Wahrheit, die ich als erhellend empfunden habe.

Ein lesenswertes und gutes Buch!

zum Produkt € 24,00*

empfohlen von:

Elvira Hanemann

Elvira Hanemann

Gewässer im Ziplock Dana Vowinckel

gebunden

Dana Vowinckel, Gewässer im Ziplock

Suhrkamp Verlag 23 €


Dana Vowinckel, 1996 in Berlin geboren, studierte Literaturwissenschaft und Linguistik in Berlin, Toulouse und Cambridge. Heute lebt sie wieder in Berlin.
Beim Bachmann-Wettbewerb 2021 erhielt sie den Deutschlandfunk-Preis, ebenso ein Arbeitsstipendium des Berliner Senats und weitere Nominierungen.

Ganz schön viel Lob für eine Debütantin? Ja, aber vollkommen zu Recht!

Margarita 15 Jahre, lebt mit ihrem Vater, einem Chasan, also einem Kantor, in Berlin, wo sie auch geboren ist. Ihre Mutter, die die Familie sehr früh verlassen hat, lebt in Israel lebt, ihre Großeltern in Chicago. Das mag schon etwas ungewöhnlicher sein, besonders der alleinerziehende Vater, aber das macht noch keinen guten Roman aus.

Der Roman beginnt in den USA, wo Margarita ihre Sommerferien verbringt. Sie langweilt sich, ihren Großeltern bringt sie eher distanzierte Gefühle entgegen, sie vermisst ihre beste Freundin in Berlin und Nico, einen Jungen, mit dem sie schon sexuelle Erfahrungen gesammelt hat.
Kurz bevor sie zurück darf nach Berlin, beschließt die Familie, es sei an der Zeit, dass sie ihre Mutter mal wieder sähe. Also ab ins Flugzeug nach Jerusalem…

Zwischen sehr ambivalenten Beziehungen zur Mutter, die sich jahrelang nicht gekümmert hat, aber auch erotischen Verwicklungen mit einem Jungen aus Tel Aviv, den sie im Flugzeug kennen gelernt hat entwickelt sich eine emotionale Zerrissenheit. Nicht nur diejenige, die wohl alle Teenager kennen, sondern es geht um mehr: Familie, Religion, Sex, Heimat, Einsamkeit, Scham und Schmerz.

Auch wenn der Fokus auf Margarita liegt, lernen wir auch den sanften, unsicheren aber sehr liebevollen Vater gut kennen, dessen Innenleben mich fast ebenso berührt hat.

Ein sehr vielschichtiger, ein sehr kluger Roman, einer der so ist wie ich ihn liebe: sehr pointierte und prägnante Charakterbeschreibungen, große Emotionalität, die sehr weit entfernt von Kitsch ist. Politik und Zeitgeschichte spielen eine Rolle, die Story ist nicht aus der Zeit gefallen, sondern findet hier und jetzt statt, dennoch richtet sich das Hauptaugenmerk auf die Menschen selbst und darauf wie sie darum ringen, ihr Leben gut zu leben.
Großartig auch wie sie – wie nebenbei – jüdische den meisten wohl unbekannte Ausdrücke mit einfließen lässt und wie sie den Spagat zwischen Gläubigkeit, Orthodoxie und Freiheitsbegehren erklärt.
Vielleicht klingt es vermessen, aber für mich spielt diese Debütantin durchaus in der großen Liga mit, ich spüre eine Verwandtschaft mit Autoren wie etwa Jonathan Franzen.

Abgesehen vom Titel, mit dem ich wenig anfangen kann, gibt es rein gar nichts zu kritisieren. Ich war schon lange nicht mehr so begeistert!

zum Produkt € 23,00*

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Elvira Hanemann

Elvira Hanemann

Drifter Ulrike Sterblich

gebunden

Ulrike Sterblich
„Drifter“
Rowohlt Verlag 23 €

Ulrike Sterblich, 1970 in Berlin geborene Autorin und Politologin, ist vielen wohl noch im Gedächtnis geblieben durch ihr schönes Buch über West-Berlin „Die halbe Stadt, die es nicht mehr gibt“ (sehr gerne denken wir an ihre Lesung daraus in unserer Buchhandlung zurück). Vor zwei Jahren erschien dann ihr Bestseller „The German Girl“.

Mit dem neuen Roman „Drifters“ wird sie hoffentlich wieder mindestens ebenso erfolgreich, denn es handelt sich um eine ausgesprochen witzige, vergnügliche und fantasievolle Geschichte.

Wenzel und Killer (nomen non est omen) sind beste Freunde seit Kinderzeit. Während letzterer PR-Chef einer Firma ist, kümmert sich Wenzel um die oft unsäglich dummen Social-Media Kommentare eines Fernsehsenders.

Doch eines Tages wird Killer von einem Blitz getroffen – und alles ändert sich. Ein tanzender Hund taucht auf, eine unheimliche, aber tolle Frau in einem goldenen Kleid und das Buch des geheimnisvollen, großartigen Schriftstellers Drifter. Doch was ist los mit Killer? Hat ihn der Blitzeinschlag „verrückt“ werden lassen? Jedenfalls ist er sehr anders danach – und die Freundschaft hat einige schwere Prüfungen zu überstehen.

Vica, die Dame in Gold bringt nicht nur das Leben der beiden, sondern des ganzen Wohnblocks, des ganzen Stadtviertels gehörig in Aufruhr. Es geschehen seltsame Dinge, bei denen auch finanzielle Anlagetipps und Verschwörungstheorien eine Rolle spielen.

Eine amüsante Ode an die Freundschaft, ein wunderbar schräges Buch! Ich habe schon lange – wirklich lange – nicht mehr so viel kichern müssen bei der Lektüre eines Romans. Ein großer Lesespaß!

zum Produkt € 23,00*

empfohlen von:

Elvira Hanemann

Elvira Hanemann

22 Bahnen Caroline Wahl

gebunden

Caroline Wahl: 22 Bahnen
Dumont Verlag 22 €

Caroline Wahl, 1995 in Mainz geboren, heute wohnhaft in Rostock, hat mit „22 Bahnen“ ihr literarisches Debüt vorgelegt. Sie studierte Germanistik in Tübingen, Deutsche Literatur in Berlin und arbeitete in verschiedenen Verlagen. Für diesen Roman erhielt sie nicht nur den Ulla-Hahn-Autorenpreis 2023, sondern auch viele begeisterte Rezensionen. Gerne füge ich eine weitere hinzu:

Tilda ist nicht nur eine sehr gute Mathematik-Studentin, sondern auch begeisterte Schwimmerin, Supermarktkassiererin, große Schwester von Ida, Tochter einer alkoholkranken Mutter, Freundin von Marlene und eine um Ivan, einen Schulfreund, trauernde junge Frau.

Während fast alle Klassenkamerad:innen die Kleinstadt nach dem Abi verlassen haben, ist Tilda geblieben. Mit ihrer Arbeit an der Kasse verdient sie sich das Geld für ihr Masterstudium, denn zuhause ist dieses knapp. Das Leben mit der Mutter, unberechenbar wenn sie – wie oft – getrunken hat ist schwer für die beiden Töchter. Doch Tilda und Ida haben ein großartiges Verhältnis zueinander und meistern ihren Alltag oberflächlich betrachtet ganz gut. Doch wie soll es weiter gehen? Ihr Professor vermittelt ihr eine Promotion in Berlin, doch kann sie ihre Schwester wirklich allein lassen mit dieser Mutter?

Das Schwimmen – immer 22 Bahnen – ist ein guter Ausgleich und lenkt ein wenig von den Problemen ab. Eines Tages taucht im Schwimmbad Viktor, der Bruder ihres Jugendfreundes Ivan auf, der auch immer 22 Bahnen schwimmt. Er ist zurückgekehrt in die kleine Stadt, um die Wohnung seiner Familie, die bei einem Unglück verstorben ist, aufzulösen.

Es bahnt sich eine Liebesgeschichte zwischen den beiden an, doch auch diese ist ziemlich kompliziert, wie fast alles in Tildas Leben…
Ich bin sehr angetan von der Schreibweise dieser Autorin, sie versteht Themen wie Alkoholismus, Klassismus, Geschwisterbeziehung, Trauerarbeit und Liebe mit einer faszinierenden Leichtigkeit miteinander zu verweben. Dabei bleibt ihr Ton jung und frisch, manchmal etwas rau, dann wieder fast zärtlich – immer aber glaubwürdig.

Ein sehr gutes Debüt einer neuen Stimme in der deutschen Literatur!

zum Produkt € 22,00*

empfohlen von:

Elvira Hanemann

Elvira Hanemann

Blue Skies T. C. Boyle

gebunden

T.C. Boyle, Blue Skies
Übersetzt von Dirk van Gunsteren
Hanser Verlag 28 €

T.C. Boyle hat sich bereits in vielen seiner Romane und Shortstories mit Umweltthemen beschäftigt, doch das gerade erschienene „Blue Skies“ kommt mir vor wie d e r Roman der Stunde.

Boyle erzählt vor dem Hintergrund der Problematik Klimawandel und Artensterben eine Familiengeschichte, die es in sich hat.

Während die Eltern in ihrem Haus in Kalifornien sich durch das Züchten von Heuschrecken als Proteinquelle auf die Klimaveränderung einstellen, erforscht ihr Sohn Cooper Insekten. Tochter Cat lebt in Florida und kauft aus einer Laune heraus eine Tigerpython als Haustier.

Alle aus der Familie lieben Tiere und Natur. Doch die schlägt zurück: Cooper wird von einer Zecke gebissen, er stirbt fast daran. Cats Schlange stellt sich leider als ein doch sehr unsoziales Haustier dar, die Folgen des Kaufes katapultieren sie und ihre Familie in einen Alptraum.
In Kalifornien wird es immer heißer und trockener, viele Menschen sterben an Hitzschlägen – in Florida hingegen steigt der Meeresspiegel, es regnet andauernd und was davon schlimmer ist, mag man sich aussuchen.

Beim Lesen des Romans kam mir das Wort „Klimaanpassung“ in den Kopf, denn auch wenn die Lebensumstände immer unerträglicher werden, passen sich die Menschen - nun ja, die die noch dazu imstand sind - den neuen Gegebenheiten an und Prioritäten verschieben sich.
Bewundernswert finde ich an dem Roman den großartigen Humor, der obwohl viel Schlimmes passiert - das meiste davon leider absolut realistisch – mit viel Situationskomik überzeugt. Über manche Absurdität kann man laut lachen, auch wenn das Lachen dann schnell wieder vergeht.

Höchst unterhaltsam schreibt der Autor hier über eine Zukunft, die schneller kommen kann, als wir es wünschen. Doch ja, es gibt eine kleine Hoffnung am Ende. Zumindest im Roman…

zum Produkt € 28,00*

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