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Eine Geschichte des Todes zu schreiben scheint unmöglich, denn es gibt keine Zeugnisse von Sterbenden oder Toten. Aber es gibt Vorstellungen vom Lebensende, die zum Beispiel in Tagebüchern festgehalten wurden. Überliefert sind außerdem Symbole und Inszenierungen, so im 19. Jahrhundert der Trauerschmuck (Armbänder oder Ketten, geflochten aus dem Haar von Toten), Totenmaskenund die Post-mortem-Fotografie (Bilder von frisch Verstorbenen). Anhand dieser Quellen schreibt Isabel Richter eine Kulturgeschichtedes Todes. Sie vermittelt uns den kulturellen Umgang mit Trauer und dem Wissen um die Endlichkeit des Lebens, mit der wir uns trotz aller medizinischen Fortschritte stets werden arrangieren müssen.
Isabel Richter, PD Dr. phil., ist Akademische Rätin und Lektorin für Neuere und Neueste Geschichte an der Universität Bremen.
Inhalt Einleitung9 Kapitel I Sich schreiben: Tagebücher im 18. und 19. Jahrhundert37 1.Das Ende des Lebens im Fokus der Schrift37 2.Todeserfahrungen in Tagebüchern43 3.Rituale - Entwürfe - Phantasien62 3.1Lebenszyklische Rituale62 3.2Der Blick nach innen70 3.3Geschichte als Traum: Sterbevisionen und Träume111 4.Erfahrungen und Entwürfe des Selbst in schriftlichen Selbstzeugnissen137 Kapitel II Zum Sterben schön: Letzte Dinge141 1.Interpretationen materieller Kultur141 1.1Die Rekonstruktion kultureller Bedeutungen143 1.2Die Sprache des Materials144 1.3Medialität der Selbstreflexion146 1.4Objekte als Selbstrepräsentanzen147 1.5Materielle Kultur der Trauer und des Todes148 2.Körperschmuck aus Haaren in der bürgerlichen Trauerkultur im 18. und 19. Jahrhundert150 2.1Haar: Kultureller Stoff der Passage und des Übergangs150 2.2Kulturelle Spuren158 2.3Trauer tragen178 3.Totenmasken195 3.1Unheimliche Körperschalen195 3.2Dimensionen einer Trauerkultur218 3.3Aneignungen, Sehnsüchte, Imaginationen235 4.Materielle Kultur als eine Geschichte des Todes243 Kapitel III Reanimationen: Postmortem-Photographien im 19. Jahrhundert249 1.Die Geburt eines neuen Mediums: Photographie als Spektakel249 2.Postmortem-Porträts im 19. Jahrhundert: Zwischen ewigem Schlaf und ewigem Leben257 2.1Das photographische Material257 2.2Familienphotographien und Totenporträts aus der Perspektive der visuellen Anthropologie269 2.3Akteure und Herstellungskontexte271 2.4Der Anschein des Lebens: Verlebendigungen279 2.5Die "Leichentoilette"282 2.6Kinderporträts285 2.7Aufbewahrung und Bildgebrauch289 2.8Verbot und Bedeutungsverlust der Postmortem-Photographie291 3.Photographie und Tod292 3.1Mediale Affinitäten292 3.2Das Subjekt als Prozess296 4.Vom materiellen Überleben im Bild299 4.1Photographien als neues Medium der Trauer und Erinnerung299 4.2Trauer: Prozesse der Privatisierung301 4.3Die Suche nach der Seele im technischen Bild302 5.Beiträge visueller Kultur zur Geschichte des Todes im 19. Jahrhundert304 5.1Die Phantasie der authentischen Spur der Toten304 5.2Photographische Inszenierungen der Toten306 5.3Versuche der Zivilisierung und Ritualisierung des Todes in der photographischen Praxis306 Schluss309 Quellen und Literatur339 Sachregister375 Dank379