Mia ist die jüngste Tochter in einer langen Dynastie von Trinkenden. Auch sie selbst liebt Rotwein, aber so schlimm wie bei ihrer verrückten Oma und ihrem rätselhaften Vater, die sich mit dem Trinken umgebracht haben, ist es bei ihr noch lange nicht, denkt sie. Sie ist eben ein Partygirl, eine Rebellin, eine Künstlerseele.
Bei der Arbeit als Barkeeperin im Berliner Nachtleben lernt sie, zu trinken, von einem älteren Mann lernt sie Sex und Drama. Als es Zeit ist erwachsen zu werden, befreit sie sich von der toxischen Beziehung, dem Nachtleben und dem Liebesrausch. Das Trinken aber bleibt. Mit Anfang Dreißig hat sich ihr Leben entschleunigt und scheint in die richtige Richtung zu gehen. Trotzdem hängt eine dunkle Wolke über ihr und sie spürt, dass das mit dem Alkohol zu tun hat. Nach dem tausendsten Kater findet sie sich bei den Anonymen Alkoholikern wieder und sagt: »Hi, ich bin Mia - ich bin Alkoholikerin.«
Mias Geschichte handelt von einer Großstädterin, die sich in ihrem eigenen Gefängnis einsperrt. Die Autorin verwebt ihre eigene Abhängigkeitsgeschichte mit einer gesellschaftlichen Analyse des Trinkens. Am Ende steht die radikale These: Nüchtern werden ist ein rebellischer Akt.
Ela Meyers "Furchen und Dellen" ist ein einfühlsamer, aufrüttelnder Roman, der Themen wie Feminismus, Kinderlosigkeit und gesellschaftliche Erwartungen behandelt.
Im Mittelpunkt steht Chris, die nach Jahren der Flucht in ihre Heimatstadt zurückkehrt, als ihr Großvater stirbt. Was zunächst wie ein Rückschritt erscheint, wird für sie zu einer Reise zu sich selbst.
Ela Meyer thematisiert geschickt die Frage, was es bedeutet, als Frau in der Gesellschaft zu bestehen, besonders wenn man sich gegen den gesellschaftlich vermittelten Kinderwunsch stellt.
Die Wechseljahre werden hier als Befreiung und Chance dargestellt – das Ende der Fruchtbarkeit bedeutet nicht das Ende der Frau. Die Autorin bricht
das Tabu um diese Lebensphase auf und zeigt, wie Chris sich von gesellschaftlichen Erwartungen
befreien kann.
Die Sprache des Romans ist klar und authentisch. Sie erschafft lebendige, vielschichtige Charaktere, die den Leser:innen nicht nur durch die äußeren
Herausforderungen begleiten, sondern auch durch die inneren Konflikte. Dabei verbindet sie Humor mit Tiefgang und schafft so einen Zugang zu den
tiefgründigen Themen des Buches.
Die Unterbringung von Schutzsuchenden, ob in Containersiedlungen, auf Wohnschiffen, in Zelten, in Pavillondörfern oder in Hotels, war und ist oft umstritten, auch in Altona. Mit seiner Geschichte der Aufnahme von Asylsuchenden und Flüchtlingen in den letzten 35 Jahren – und lokalen Geschichten aus Hamburg-Altona und dem Südosten Sachsens – will das im April erscheinende Buch Blumen und Brandsätze unaufgeregte und fundierte Diskussionen anstoßen über den Umgang mit Menschen, "die wir nicht gerufen haben", aber auch über Gerechtigkeit und demokratische Teilhabe.
Der deutsch-australische Historiker Klaus Neumann war bis vor wenigen Jahren Professor für Geschichte an einer Universität in Melbourne. Er ist der Autor mehrerer Bücher, u.a. über Kolonialgeschichte, Flüchtlingspolitik und Erinnerungskultur.
Der Historiker Kim Sebastian Todzi stellt sein Buch "Unternehmen Weltaneignung - Der Woermann-Konzern und der deutsche Kolonialismus 1837-1916" vor.
Wie hingen koloniale Herrschaft, Wirtschaft und hanseatisches Unternehmertum im Deutschen Kolonialreich zusammen? Dieser Frage geht Kim Sebastian Todzi auf den Grund und untersucht dazu den Aufstieg und Fall des Hamburger Woermann-Konzerns. Kaum ein Unternehmen ist mit der deutschen Kolonialherrschaft in West- und Südwestafrika über eine so lange Zeit so eng verbunden wie dieser Konzern, der aus dem 1837 von Carl Woermann gegründeten Handelshaus C. Woermann hervorging.
Todzi zeigt in seiner empirisch gesättigten und analytisch differenzierten Arbeit, die neuere Kolonialgeschichte, postkoloniale Ansätze und Unter-nehmensgeschichte produktiv verbindet, welche Rolle der Woermann-Konzern bei der Kolonisierung Kameruns spielte, wie er sich in einer quasi symbiotischen Beziehung mit der deutschen Kolonial-herrschaft entwickelte und wie er während des Völkermordes an den Herero und Nama (1904-1908) die Truppentransporte von Hamburg nach Deutsch-Südwestafrika organisierte.
In "Nadia" erzählt Can Mayaoglu die Geschichte der Künstlerin Nadia Kartal, die nach langer Zeit im Ausland in ihre Heimatstadt Hamburg zurückkehrt. Von hier ist sie vor fünf Jahren geflohen, um nach der Trennung von ihrer großen Liebe Rahel Abstand zu gewinnen. Und von hier verschwand einst ihre jüngere Schwester Dilhan spurlos. Um nicht von dunklen Erinnerungen überrollt zu werden, stürzt Nadia sich in die Arbeit. Doch diesmal bewahrt auch die Kunst sie nicht vor ihren verdrängten Ängsten. Die Rückkehr wird zur emotionalen Zerreißprobe. Aber auch zur Chance auf einen Neuanfang? - Mayaoglus Titelheldin kreist mal trotzig, mal verzweifelt um die zwei großen Leerstellen ihres Lebens. Statt sich jedoch zweckorientierter Mittel der Traumabewältigung zu bedienen, lernt Nadia Schritt für Schritt zu begreifen, dass der Schmerz zu einem Teil ihrer Identität geworden ist – eine Erkenntnis, die nicht nur für sie selbst, sondern auch für die Lesenden neue Horizonte öffnet.
Sevim
Çelik-Lorenzen
"Guten Morgen,
Güzelim!"
Geschichten vom Ankommen
Das in Ost und West berühmte Buch mit den Gesprächsprotokollen von Maxie Wander »Guten Morgen, du Schöne«, das ihr 1977 eine ältere Freundin in die Hand drückte, war Sevim Çelik-Lorenzen im Kopf, als sie begann, den Geschichten der türkischen Einwanderinnen der ersten Generation, damals Kinder oder junge Frauen, nachzuspüren. Die meisten waren schon über die 70, lebten allein oder in Altersheimen, einige verstarben mittlerweile. Und viele von ihnen sprachen zum ersten Mal über ihr Ankommen, über ihre Träume und Illusionen, über Enttäuschungen und Verletzungen, die sie erlitten hatten. Über harte, stumpfe Arbeit, Zurücksetzung, Aufstiegserfahrungen und Selbstbewusstsein. Über Solidarität und deutsch-türkische Freundschaften. Und vor allem über den Kampf gegen patriarchale Bevormundung und Gewalt, der bereits in der Türkei begonnen hatte und sich in Deutschland fortsetzte. Herausgekommen ist ein vielseitiges Porträt der Einwanderungsgeschichte und weiblicher Schicksale. Ergänzt wird der Band mit Abbildungen aus Dokumentationsstellen und privaten Fotoarchiven.
Verlag: Dagyeli
116 Seiten
9783935597654
18,- €