„Das schlimmste F-Wort, das es gibt, sagt Abi, lautet ‚Familie‘.“
In „Jones“ erzählt uns der kanadische Autor Neil Smith die Geschichte von Eli und Abi. Die Geschwister wachsen in einer dysfunktionalen Familie auf. Sie sind sich gegenseitig der stärkste Halt, absolut liebenswert und begegnen ihrer Umwelt mit viel Mut, Phantasie und (Sprach-)Witz. „Jones“ erzählt davon, wie Eli und Abi aufwachsen, erwachsen werden, versuchen, sich von ihren Eltern zu lösen und ihre Vergangenheit dennoch nicht loswerden.
Es ist eine harte und traurige Geschichte, die vielschichtig und ehrlich von den Ambivalenzen erzählt, die Kinder durchleben müssen, wenn sie sich auf ihre Eltern nicht verlassen können. Und obwohl die Geschichte hart und traurig ist, zeigt Neil Smith mit seinem ganz besonderen Ton den Trost von Freundschaft, Liebe und Zusammenhalt sowie die Macht der Sprache zur Verteidigung der eigenen Integrität.
Wir empfehlen den Roman sehr!
Aus dem kanadischen Englisch von Brigitte Walitzek.
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                Der Kunstanstifter Verlag verzaubert uns immer wieder mit seinen kreativen und humorvollen Kinderbüchern und so auch mit diesem Leporello.
Darin entspinnt sich auf über 1m eine wilde, kunterbunte Straßenszene, in der alle Figuren ihren eigenen Beitrag zum großen Missverständnis leisten.
Perfekt für alle mit Stille-Post-Humor, die witzige Szenerien und liebevolle Illustrationen wertschätzen. Einfach aufklappen und staunen!
            
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                „Was entdeckst du Schönes im Meer? Erzähl es mir. Was kann es dir sagen?“
Nichts.
Es kotzt mich an.
Italien, im Herbst 1991. Zeno ist 15 Jahre alt und sitzt im Jugendknast von Nisida, auf einer Insel im Mittelmeer. Um an Weihnachten Ausgang zu bekommen, schreibt Zeno Briefe an seine Lehrerin und berichtet vom Leben im Gefängnis, seinem Alltag als Drogenkurier in den Straßen Neapels und von seinen Mitgefangenen.
„Dieses Meer, dieses unerbittliche Meer“ von Francesca Maria Benvenuto ist ein leiser Roman, der dennoch die staatliche Gewalt in Gefängnissen und einen Alltag, der von organisiertem Verbrechen geprägt ist, eindrücklich beschreibt. Nicht zuletzt aufgrund der überzeugenden Erzählstimme Zenos ist „Dieses Meer, dieses unerbittliche Meer“ ein Buch, das noch lange nachhallt.
            
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                Dino Moms von Naomi Wood - Neun wunderbar skurrile, bissige und ungemein unterhaltsame Erzählungen über Frauen, die auf dem Drahtseil balancieren. Es geht um Begehren und Langeweile, Schwangerschaft und Kindererziehung, Rivalitäten am Arbeitsplatz, Exmänner und übergriffige Schwiegermütter. Mit viel Mut und Phantasie stolpern die Protagonistinnen durch den Irrsinn des Arbeits- und Familienlebens.
„Zur Arbeit zurückzukehren war eine sinnliche Erfahrung gewesen. Der erste Tag hatte sich für Lesley angefühlt, as wäre sie zum Atmen aufgetaucht. Sie hatte erlebt, wie manche der anderen Frauen – sogar die kurzlebige CEO vor ein paar Jahren - als angeschossene Spitfires ihre Jobs wieder angetreten hatten: eine Gefahr für sich selbst und andere. Lesley wollte es anders machen.“
Wer „Kleine Kratzer“ von Jane Campell mochte, der wird auch an diesen Erzählungen viel Spass haben.
            
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                Allen, die auch mal eine Pause brauchen von Ich-Erzähler*innen, die sich durch Familien und Beziehungstraumata wühlen, möchten wir den neuen Roman von Isabelle Lehn ans Herz legen.
„Die Spielerin“ ist die rasante und gleichzeitig präzise beobachtete Geschichte von A., einer unscheinbaren Sparkassenangestellten aus der niedersächsischen Provinz, die zur Buchhalterin der kalabrischen Mafia aufsteigt. Und es ist die Geschichte all der Männer, die A. unterschätzen und sich von ihr über’s Ohr hauen lassen.
Eine Mischung aus Bad Banks und Inventing Anna in literarischer Bestform. Ein Roman, bei dem man großen Spaß dabei empfindet, der Protagonistin selbst auf den Leim zu gehen.
            
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                Maxi Obexer erzählt die Geschichte von Agnes, die im ländlichen Südtirol bei ihrer strengen Tante Antonia aufwächst. Viele andere Erwachsenen in ihrem Leben sind unzuverlässig und unberechenbar, aber im Kontakt mit den Tieren am Hof findet sie Trost und Vertrauen und Zuverlässigkeit. Ruhig, still, ohne Sentimentalitäten und ohne Tiere zu vermenschlichen gelingt es Maxi Obexer, unseren Blick auf das Zusammenleben mit Tieren völlig neu zu justieren. „Wir gehörten zusammen. Wir waren keine Fremden – sie erinnerten mich daran, dass sie meine menschliche Gattung schon lange kannten, lange bevor sie mich auf der Almwiese kennenlernten. Seit Tausenden von Jahren, seit sie eine Behausung mit uns teilen, sind wir ihnen vertraut. Sie kennen uns. Sie wissen, wie tief die Verbindungen zwischen uns sind, und nähern sich uns jedes mal auf Neue an.“
Ein sehr, sehr lesenswerter und besonderer Roman.
            
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                In „Das Archiv der Träume“ erzählt Carmen Maria Machado ihre persönliche Geschichte über ihre erste Beziehung zu einer Frau, in der sie ein toxisches Zusammenleben und häusliche Gewalt erleben musste. Den Ort für das Erlebte beschreibt sie als „Das Traumhaus“. Machado findet dafür eine ganz besondere Sprache und Form: Jedes Kapitel widmet sich einem anderen literarischen Genre, z.B. „Das Traumhaus als Bildungsroman“, „Das Traumhaus als Déjà-vu“ oder „Das Traumhaus als Noir“. Sie erzählt ihre Geschichte nicht chronologisch, sondern Collagen-artig, und lässt auch historische Aspekte weiblicher Homosexualität einfließen.
„Das Archiv der Träume“ von Carmen Maria Machado, eine Mischung aus Essay und Erzählung, berichtet sowohl distanziert und informativ, als auch fesselnd, emotional und hochberührend über den Missbrauch innerhalb einer lesbischen Beziehung.
Ein außergewöhnliches Buch, das man nicht so schnell vergisst!
„Das Archiv der Träume“ erschien 2019 im Original und 2021 auf Deutsch.
            
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                In Martina Hefters neuem Roman begegnen wir einer außergewöhnlichen Protagonistin.
Juno Isabella Flock tanzt, choreografiert, schreibt. Sie hört den Soundtrack von Lars von Triers ‚Melancholia‘ in Dauerschleife, dehnt sich dabei stundenlang. Sie fotografiert verstorbene Tiere auf der Straße, die den Anschein machen, seelenruhig zu schlafen. Sie hilft ihrem an Multipler Sklerose erkrankten Ehemann in die Schuhe, schiebt ihn, den preisgekrönten Autor, auf Bühnen und über Bahnhofsgleise. Liegt dieser in seinem Pflegebett, im Nebenzimmer, fährt Juno ihren Rechner hoch. Sie scrollt durch ihre Nachrichten und akzeptiert Chatanfragen. Es sind einige. Nahezu alle stammen von Love-Scammern.
Sie schreiben „Hi schöne Frau“ und „Hey guten Morgen, wie geht es dir?“. Juno beantwortet sie alle.
Sie schlüpft in Rollen, erfindet Biografien - manchmal ist sie schonungslos ehrlich. So auch im Gespräch mit Owen_Wilson223, der Juno, anders als vorherige Scammer, nicht sofort blockiert – auch dann nicht, als sie ihn mit seiner Betrugsmasche konfrontiert.
Owen_Wilson223 heißt in Wahrheit Benu, er lebt in Nigeria und findet, Juno sieht aus wie ein Kobold. Das weiß er, denn Benu und Juno chatten, telefonieren und facetimen von nun an jeden Tag. Über Monate hinweg.
„Hey guten Morgen, wie geht es ihr?“ erzählt so intim, dass man das Buch nur ganz behutsam durchblättern und mit größter Sorgfalt behandeln möchte.
Martina Hefter schreibt gleichermaßen eine vulnerable Liebesgeschichte eines Künstler*innenpaares, dessen Alltag durch eine schonungslose Krankheit bestimmt ist sowie eine unkonventionelle Boy-meets-girl-Erzählung und zeigt dabei die Gegensätzlichkeit zweier Leben und ihrer Alltage auf - eines in Leizpig und eines in Nigeria. 
Voller Witz und Melancholie hat Martina Hefter einen göttlichen Roman geschrieben. Wir lieben ihn & empfehlen ihn euch wärmstens.
            
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                Um sich ihr Studium in Berlin zu finanzieren, zieht die Protagonistin für eine Erntesaison zurück in ihren Heimatort Ferymont in der Schweiz. Dort arbeitet sie in landwirtschaftlichen Betrieben, pflückt Erdbeeren, sortiert Tabakblätter und lernt die Menschen kennen, die jedes Jahr aus Mittel- und Osteuropa kommen, um die landwirtschaftliche Produktion der Region zu stemmen. Sie knüpft Freundschaften - insbesondere mit Daria und Konrad, die von den Gegebenheiten vor Ort nicht unberührt bleiben.
Die präzisen und detaillierten Beschreibungen in Lorena Simmels Debütroman „Ferymont“ ziehen uns direkt mit rein in den Arbeitsalltag, in die sumpfige Landschaft, in stickige Gewächshäuser, Wohnzimmer, Hühnerställe und Tabakerntemaschinen und lassen dabei insbesondere die körperliche Erfahrung, die einem die Arbeit auf dem Feld abverlangt, spürbar werden. Simmels Sprache ist klar und unaufgeregt, leise und nicht kämpferisch und gerade darin liegt die große Stärke des Textes.
Für diesen besonderen Roman wird Lorena Simmel sehr verdient mit dem Robert-Walser-Preis ausgezeichnet. Erschienen ist er dieses Jahr im Verbrecher Verlag.
            
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                Celine ist Pianistin.
Luke ist notorischer Lügner.
Naoise Dolan wirft uns, ihre Leser*innen, in ihrem zweiten Roman gleich in die Mitte des Geschehens und lässt uns dort ratlos und mit einer großen Portion Unbehagen im Gepäck zurück. Als wir die Geschichte nach sechs Kapiteln und fünf unterschiedlichen Perspektiven wieder verlassen, wissen wir, ob Luke und Celine sich tatsächlich das Ja-Wort gegeben haben.
Weshalb wir überhaupt daran zweifeln?
Schon auf den ersten Seiten wird klar: Luke hintergeht Celine - und das wieder und wieder. Er lügt, betrügt und scheint eindeutig nicht für die Ehe gemacht zu sein. Auch Celine kann unmöglich übersehen, dass Luke ihr nicht das geben kann, was sie braucht. Doch was ist das überhaupt?
Celine liebt das Gefühl, von Luke verstanden und gesehen zu werden. Mit jeder gelesenen Zeile wird jedoch deutlicher, dass auch sie nicht so wirklich überzeugt von der bevorstehenden Hochzeit ist. Sie liebt Luke. Er macht sie glücklich. Dessen ist sie sich sicher. Ob sich das klassisch-normative Beziehungsmodell gemäß ihrer gegenseitigen Gefühle anpassen und zurechtbiegen lässt, das ist eine Frage, die sich nicht nur die beiden, sondern auch wir als Leser*innen immer wieder stellen.
Ein Millennial-Paar in ihren Zwanzigern. Schon oft gelesen, nichts Neues - glaubt man zu meinen. Die irische Autorin berichtet jedoch so gelungen, so gekonnt vom Innenleben ihrer Protagonist*innen, dass man sich wünscht, man hätte schon viel eher zu diesem ausgezeichneten Buch gegriffen. Sie hinterfragt zeitgenössische Beziehungsmodelle nicht nur außergewöhnlich klug, auch kommt diese ungewöhnliche Liebesgeschichte mit zahlreichen stilistischen Besonderheiten einher. Sätze werden abrupt beendet, Kapitel bestehen teilweise aus nur wenigen Worten, tabellarische Gegenüberstellungen wollen uns einen Überblick der komplizierten Gefühlswelt des Paares verschaffen.
Eine erfrischende und sehr empfehlenswerte Lektüre, die ihr natürlich auch bei uns im litty findet!
Aus dem Englischen von Anke Caroline Burger. Erschienen im rowohlt-Verlag.
            
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