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Dieser Sammelband verbindet den historischen Rückblick auf die Transformation der psychiatrischen Versorgung mit einer Analyse der notwendigen Reformschritte in der Psychiatrie. Pünktlich zum 40-Jährigen Jubiläum der Psychiatrie-Enquete wagen wir den Blick zurück nach vorn. In den frühen 70er Jahren erreichte die Kritik an den »elenden und unwürdigen Umständen« in den psychiatrischen Anstalten auch die Politik. Die 1975 im Auftrag des Bundestags erstellte Psychiatrie-Enquete kritisierte das bisherige medizinisch-institutionelle Modell der Psychiatrie und stellte das ihr zugrunde liegende Krankheitskonzept grundsätzlich in Frage. Sie wurde zum Ausgangspunkt für vielschichtige, oft widersprüchliche Reformen in allen Bereichen des psychiatrischen Hilfesystems, in Strukturen und Institutionen, im Denken und Selbstverständnis von Professionellen ebenso wie im Selbstkonzept der Betroffenen und ihrer Angehörigen.Die vielstimmigen Beiträge dieses Bandes ziehen kritisch Bilanz, zeigen den Fortbestand von Mängeln und analysieren fundamentale Paradigmenwechsel und Trends der Psychiatrie. Ihr Anliegen ist es, eine notwendige Debatte über die Weiterentwicklung der psychiatrischen Versorgung und ihre Grundlagen anzustoßen. Zu Wort kommen Protagonisten von »damals«, psychiatrie-erfahrene und nicht erfahrene Aktivisten und Aktivistinnen, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie psychiatrisch Tätige von heute. Ein Referenzwerk für die nächste Dekade!
Prof. Dr. Jürgen Armbruster ist Mitglied des Vorstands der Evangelischen Gesellschaft Stuttgart e.V..Dr. Anja Dieterich, Ärztin und Gesundheitswissenschaftlerin, ist Referentin für Grundsatzfragen der gesundheitlichen Versorgung beim Bundesverband der Diakonie in Berlin.Prof. Daphne Hahn, Dipl.-Soziologin, vertritt den Arbeitsbereich Gesundheitswissenschaften und empirische Sozialforschung an der FH Fulda.Dr. Katharina Ratzke ist beim Bundesverband der Diakonie zuständig für das Arbeitsfeld Sozialpsychiatrie und Suchthilfe.
Vorwort 11Wo stehen wir heute? Resümee und Ausblick 16Jürgen Armbruster, Anja Dieterich, Daphne Hahn und Katharina RatzkeBlick zurück nach vornZum Entstehungskontext der Psychiatrie-Enquete und zu dem Arbeitsprozess der Expertengruppe 40Rainer KuklaVom utopischen Überschuss zum desillusionierten Realismus 52Heiner KeuppDie Reform greift zu kurz 65Zur Notwendigkeit einer radikalen Infragestellung des psychiatrischen Handelns im Licht der UN-BRKIris Hölling40 Jahre Psychiatrie-Enquete - Bilanz der Angehörigen 76Reinhard PeukertBürgerschaftliches Engagement - so wichtig wie eh und je! 90Gustav und Inge SchöckPsychiatriereform in der DDR 103Dyrk ZedlickBlick über die Grenzen 122Internationale Entwicklungen im Vorfeld der Psychiatrie-EnqueteFelicitas Söhner, Heiner Fangerau und Thomas Becker»Nichts über uns ohne uns!« 138Psychiatrie-Erfahrene im Prozess der deutschen Psychiatriereform,1970 - 1990Burkhart BrücknerWas ist aus dem gesellschaftspolitischen Projekt der Psychiatrie geworden? 148Ernst von KardorffDie Organisation psychiatrischer InstitutionenDie strukturelle DimensionPsychiatriekoordination als kommunale Aufgabe 166Von der PSAG zum Gemeindepsychiatrischen VerbundGeorg Schulte-KemnaSteuerung der Organisation und Finanzierung des psychiatrischen Hilfesystems - eine gesundheitspolitische Aufgabe 180Peter KruckenbergWas wäre, wenn die Psychiatrie-Enquete in den Kliniken tatsächlich zu einer Praxis der Deinstitutionalisierung geführt hätte? 199Matthias HeißlerWohnen - von den Orten zum Leben zum Leben am Ort 215Wege der EnthospitalisierungMatthias RosemannVon der Werkstatt zur Teilhabe in einem inklusiven Arbeitsmarkt 225Friederike Steier-MecklenburgDie Erklärungs- und Bedeutungssysteme der psychiatrischen WissenschaftDie Dimension des psychiatrischen DenkensZu den Bedingungen einer kritischen Praxis und Wissenschaft der sozialen Psychiatrie im Ausgang der Enquete 240Martin HeinzeAuswirkungen der Psychiatriereform auf das Image der Psychiatrie und auf die Haltungen zu den Betroffenen 256Georg Schomerus und Matthias C. AngermeyerNormalität und Pathologie 267Zum Wandel der gesellschaftlichen und kulturellen Grenzziehung in der PsychiatrieUlrich TrenckmannPsychiatrie-Enquete, psychiatrische Menschenrechtsverletzungen und humanistische Antipsychiatrie 279Peter LehmannDie epistemische Dominanz unterbrechen - Anforderungen an die Forschung 294Jasna RussoDie Methodik der BehandlungDie Dimension des psychiatrischen HandelnsVerhandeln statt behandeln - ein Paradigmenwechsel auf dem Weg der Psychiatriereform 304Nils Greve und Thomas HummelsheimZur Ambivalenz des Präventiven 317Die Bedeutung der Präventionsforschung vor und nach der EnqueteViola BalzEnthospitalisierung als dauernde Herausforderung 333Bernward VietenDie Genderfrage in der Entwicklung der Psychiatrie 349Ute SonntagTranskulturelle Psychiatrie und die Psychiatriereform 362Welche Rolle spielten ethnopsychiatrische Diskurse?Wielant Machleidt und Marcel SiebererDer Status beziehungsweise das Selbstkonzept der Nutzerinnen und NutzerDer Menschenrechtsdiskurs in der Psychiatrie 376Die Frage nach der Legitimität von Zwang und GewaltDagmar Brosey und Margret OsterfeldArmut und Psychiatrie in Deutschland seit der Psychiatrie-Enquete 389Ralf-Bruno ZimmermannEntwicklung der Kinder- und Jugendpsychiatrie in der Folge der Psychiatrie-Enquete 402Renate SchepkerEntwicklung der Gerontopsychiatrie in der Folge der Psychiatrie-Enquete 416Ilse HeberleinEntwicklung in der Forensik seit der Enquete 432Heinz KammeierDie vergessene Mehrheit: Suchtkranke Menschen 443Theo WesselPsychisch kranke Wohnungslose: Zwischen Psychiatrie, Wohnungslosen- und Suchtkrankenhilfe 453Christian ZechertDer Status der Professionellen und ihr Verständnis von ProfessionalitätEntwicklung einer alltagsorientierten Methodenkompetenz 466Ilse EichenbrennerBerufsgruppenübergreifende Zusammenarbeit in der Folge der Psychiatrie-Enquete 478Jutta M. BottDie Entwicklung des Subjekts - Trialog und Empowerment 489Thomas Bock, Hans-Jochim Meyer und Tuula Rouhiainen