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Lesen war für Paul Celan immer auch Erlebnis: Seine vielfältigen Lektüren von Büchern, Zeitschriften und Tagespresse waren ihm ebenso Ausgangspunkt für Gedichte wie persönliche Begegnungen und politische Ereignisse. Als 2003 erstmals eine kommentierte Gesamtausgabe von Celans Gedichten erschien, stand die Erschließung solcher Quellen noch am Anfang. Ausgaben der bedeutendsten Briefwechsel liegen inzwischen vor, die kritischen Werkausgaben sind vollendet, und die Erforschung von Celans Nachlassbibliothek mit seinen Lesespuren, Anstreichungen und Notaten, ist weit vorangeschritten. Auf dieser Grundlage konnten gegenüber der Ausgabe von 2003 nicht nur knapp 60 Gedichte, darunter Erstdrucke, ergänzt und alle Texte einer sorgfältigen Prüfung unterzogen werden. Der Kommentar ist ebenfalls neu gestaltet und erheblich erweitert, gerade auch durch intensive Recherchen der Herausgeberin im Bereich von Celans Presselektüren. Besonderes Augenmerk gilt dem - im Sinne seiner Poetologie - >eingeschriebenen Datum< eines jeden Gedichts. Mit der neuen Ausgabe wird dem Leser eine Fülle belegbarer Informationen für das Verständnis von Celans Lyrik an die Hand gegeben: Erst dadurch wird dieser immer noch als >hermetisch< betrachtete Autor in der ganzen Konkretheit und Radikalität seiner Realitätserfahrung erkennbar.
Paul Celan wurde am 23. November 1920 als Paul Antschel als einziger Sohn deutschsprachiger, jüdischer Eltern im damals rumänischen Czernowitz geboren. Nach dem Abitur 1938 begann er ein Medizinstudium in Tours/Frankreich, kehrte jedoch ein Jahr später nach Rumänien, zurück, um dort Romanistik zu studieren. 1942 wurden Celans Eltern deportiert. Im Herbst desselben Jahres starb sein Vater in einem Lager an Typhus, seine Mutter wurde erschossen. Von 1942 bis 1944 musste Celan in verschiedenen rumänischen Arbeitslagern Zwangsarbeit leisten. Von 1945 bis 1947 arbeitete er als Lektor und Übersetzer in Bukarest, erste Gedichte wurden publiziert. Im Juli 1948 zog er nach Paris, wo er bis zu seinem Tod lebte. Im selben Jahr begegnete Celan Ingeborg Bachmann. Dass Ingeborg Bachmann und Paul Celan Ende der vierziger Jahre und Anfang der fünfziger Jahre ein Liebesverhältnis verband, das im Oktober 1957 bis Mai 1958 wieder aufgenommen wurde, wird durch den posthum veröffentlichten Briefwechsel Herzzeit zwischen den beiden bestätigt. Im November 1951 lernte Celan in Paris die Künstlerin Gisèle de Lestrange kennen, die er ein Jahr später heiratete. 1955 kam ihr gemeinsamer Sohn Eric zur Welt. Im Frühjahr 1970 nahm sich Celan in der Seine das Leben. Barbara Wiedemann, geboren 1953, Literaturwissenschaftlerin mit editionsphilologischem Schwerpunkt, ist Lehrbeauftragte an der Universität Tübingen, Herausgeberin von Werken und Briefen Paul Celans, Verfasserin quellenkritischer Studien zu Paul Celan im Kontext der zeitgenössischen Literatur (u. a. von Ingeborg Bachmann und Nelly Sachs). Gisèle Celan-Lestrange (1927-1991), eine französische Zeichnerin und Grafikerin, war bekannt für ihre Illustrationen für Bücher bekannter Dichter. Sie studierte an der Académie Julian und dem Atelier Friedländer. Sie war mit dem Dichter Paul Celan verheiratet und hatte zwei Kinder. Ihre Arbeiten wurden in zahlreichen Ausstellungen präsentiert. Bertrand Badiou (geb. 1957) ist Leiter der Paul-Celan-Arbeitsstelle der École normale supérieure in Paris, Herausgeber von Werken und Briefen Celans in Deutschland (Suhrkamp Verlag) und in Frankreich (Editions du Seuil). Gemeinsam mit Eric Celan betreut er den Nachlass des Dichters. Barbara Wiedemann, geboren 1953, Literaturwissenschaftlerin mit editionsphilologischem Schwerpunkt, ist Lehrbeauftragte an der Universität Tübingen, Herausgeberin von Werken und Briefen Paul Celans, Verfasserin quellenkritischer Studien zu Paul Celan im Kontext der zeitgenössischen Literatur (u. a. von Ingeborg Bachmann und Nelly Sachs).
I Von Paul Celan zu Lebzeiten publizierte Gedichte
Der Sand aus den Urnen
Verstreute Publikationen von Gedichten aus der Zeit vor der Ankunft in Bukarest
Mohn und Gedächtnis
Verstreute Publikation aus dem Zeitraum 'Mohn und Gedächtnis' (Pariser Zeit)
Von Schwelle zu Schwelle
Sprachgitter
Verstreute Publikation aus dem Zeitraum 'Sprachgitter'
Die Niemandsrose
Verstreute Publikation aus dem Zeitraum 'Die Niemandsrose'
Atemwende
Verstreute Publikation aus dem Zeitraum 'Atemwende'
Fadensonnen
Zyklus 'Eingedunkelt'
Verstreute Publikationen aus dem Zeitraum 'Fadensonnen'
Lichtzwang
II Nachgelassene Gedichte
Frühe Gedichte - Nachlaß bis Ende 1947
Erste Gedichtsammlung
Weitere deutschsprachige Gedichte
Gedichte in rumänischer Sprache und Prosagedichte
Pariser Gedicht-Nachlaß 1948-1970
Zeitraum 'Mohn und Gedächtnis'
Nicht aufgenommene Gedichte
Verstreute Gedichte der Pariser Zeit
Zeitraum 'Von Schwelle zu Schwelle'
Nicht aufgenommenes Gedicht
Verstreute Gedichte
Zeitraum 'Sprachgitter'
Verstreute Gedichte
Zeitraum 'Die Niemandsrose'
Nicht aufgenommene Gedichte
Verstreute Gedichte
Zeitraum 'Atemwende'
Nicht aufgenommene Gedichte
Verstreute Gedichte
Zeitraum 'Fadensonnen'
Nicht aufgenommenes Gedicht
Gedichte aus dem Umkreis des Zyklus 'Eingedunkelt'
Gedichte aus dem Zyklusfragment 'Nachtstück'
Verstreute Gedichte
Von Paul Celan und Kurt Leonhard gemeinschaftlich verfaßtes Gedicht
Zeitraum 'Lichtzwang'
Nicht aufgenommene Gedichte
Einzelnes verstreutes Gedicht
Zeitraum 'Schneepart'
Schneepart
Nicht aufgenommene Gedichte
Verstreute Gedichte
Zeitraum nach 'Schneepart'
Gedichtsammlung 'Nach -Schneepart-'
Letzte Gedichtzyklen
Zeitgehöft
Sammlung 'Ilana'
Sammlung 'Neuer Zyklus (nach Ilana)'
Späte verstreute Gedichte