Sommerloch? Nicht bei uns! Hier stellen wir euch spannenden Lesestoff für die entspannten Tage vor ...
Angela Carters Erzählband "Die blutige Kammer" bietet zehn ungewöhnliche Märchenadaptionen, die nichts mit der kindgerechten Disney-Version zu tun haben. Ursprünglich 1979 erschienen, ist das Buch jetzt in einer Neuübersetzung von Maren Kames wieder auf Deutsch erhältlich – ergänzt durch Illustrationen von Julia Kissina und ein
Nachwort von Mithu Sanyal.
Carter nimmt bekannte Stoffe wie „Blaubart“, „Rotkäppchen“ oder „Die Schöne und das Biest“ und erzählt sie neu – brutal, sexuell aufgeladen und aus weiblicher Perspektive. Dabei werden traditionelle Geschlechterrollen infrage gestellt, Machtverhältnisse umgedreht und Tabus bewusst angesprochen. Die Heldinnen sind nicht mehr passiv, sondern erkunden ihre Wünsche, Ängste und Grenzen selbst.
Die Geschichten bewegen sich zwischen Fantasie und Realität, oft mit schwarzem Humor oder drastischen Bildern. Mal wird ein junges Mädchen zur Werwölfin, mal entdeckt „die Schöne“ das Biest in sich selbst. Angela Carter zeigt, wie viel in alten Märchen steckt – an Gewalt, Lust, Angst, aber auch an Möglichkeiten. Die blutige Kammer ist kein Wohlfühlbuch, aber ein wichtiges Werk über weibliche Selbstermächtigung, das auch 45 Jahre nach seinem Erscheinen noch provoziert und bewegt.
zum Produkt € 21,99*
Gabriel Yoran liefert mit seinem Essay „Die Verkrempelung der Welt“ eine unterhaltsame und zugleich scharfsinnige Kritik am heutigen Produktwahnsinn. Auf rund 185 Seiten zeigt der Design- und Gesellschaftsforscher, wie viele moderne Produkte zwar technisch fortschrittlich sind, aber den Alltag oft unnötig komplizieren und frustrieren.
Anhand von Beispielen wie einem Induktionsherd mit unpraktischer Touchsteuerung oder einem überteuerten Kaffeevollautomaten deckt Yoran die Absurditäten des Konsums auf. Seine zentrale These: Produkte werden bewusst so gestaltet, dass sie schnell verschleißen oder kompliziert sind, eine geplante Obsoleszenz, die uns alle ausbeutet.
Das Buch verbindet fundierte Analyse mit Humor und gesellschaftlicher Kritik, ohne moralisch zu belehren. Auch wenn Yoran keine Lösungen anbietet, regt seine kluge Bestandsaufnahme zum Nachdenken an – über den Überfluss, den wir um uns haben, und wie wenig uns das eigentlich glücklich macht.
„Die Verkrempelung der Welt“ ist ein erfrischender Weckruf für alle, die sich fragen, warum wir uns mit immer mehr Dingen umgeben, die eher nerven als nützen.
zum Produkt € 22,00*
Sara Paretsky zeigt erneut, warum ihre Heldin zu den eindrucksvollsten Figuren der Kriminalliteratur zählt. Doch diesmal ist Vic nicht in Chicago unterwegs, sondern in Lawrence, Kansas, körperlich und emotional angeschlagen nach einem traumatischen Vorfall, bei dem eine trans Studentin starb.
Als nach einem Basketballspiel eine junge Frau verschwindet, gerät Vic in ein neues Drama. Sie findet die Vermisste und wenig später eine Leiche. Die Polizei verdächtigt sie, und so muss sie, die Ermittlungen selbst aufnehmen. Glücklicherweise ist Vic nicht alleine. Unterstützt wird Vic von einer Reporterin, einem Schrottplatzpaar und einem obdachlosen Veteranen.
Paretsky gelingt es, gesellschaftlich relevante Themen wie Rassismus, Transfeindlichkeit, Drogenabhängigkeit und soziale Ungleichheit subtil einzuflechten. „Wunder Punkt“ überzeugt durch eine verletzliche, aber entschlossene Protagonistin, glaubwürdige Figuren und eine fesselnde Handlung. Ein spannender Krimi mit Tiefgang – sowohl für langjährige Fans als auch für Neueinsteiger:innen bestens geeignet.
zum Produkt € 25,00*
Howard Zinns Werk „Eine Geschichte des amerikanischen Volkes“ bietet eine radikal andere Perspektive auf die Geschichte der Vereinigten Staaten. Statt die gewohnten Erzählungen über Präsidenten, Kriege und politische Errungenschaften zu wiederholen, richtet Zinn den Blick auf jene, deren Stimmen in der traditionellen Geschichtsschreibung oft überhört werden: indigene Völker, versklavte Menschen, Arbeiterinnen, Frauen, Migrantinnen. Zinns Ansatz ist klar parteiisch – und genau das macht sein Werk so kraftvoll. Er versteht Geschichte als ein Feld von Interessen, geprägt von Machtverhältnissen und Konflikten. Aus dieser Haltung heraus erzählt er etwa die Ankunft Kolumbus’ aus der Perspektive der Indigenen oder den Ersten Weltkrieg aus Sicht der Kriegsgegner.
Dabei stützt er sich auf eine Vielzahl an Quellen und Augenzeugenberichten, die das große Bild durch konkrete Einzelschicksale greifbar machen. Seit seiner Erstveröffentlichung 1980 hat das Buch weltweit Leser:innen beeinflusst, wurde in den USA millionenfach verkauft und findet bis heute Resonanz – auch in Popkultur und Bildungsarbeit.
Zinns Werk bleibt ein eindrückliches Plädoyer für Geschichtsschreibung „von unten“ – unbequem, aber notwendig.
zum Produkt € 48,00*
Mit „Wir kommen zurecht“ legt Annika Büsing einen Roman über das Erwachsenwerden in einem emotional instabilen Umfeld vor. In dessen Zentrum: Philipp, ein sensibler, kluger 17-Jähriger, der kurz vor seinem 18. Geburtstag steht, ein Tag, der nicht gefeiert, sondern möglichst schnell abgehakt werden soll. Denn Familie bedeutet für Philipp nicht Geborgenheit, sondern Überforderung. Seine Mutter ist psychisch krank, ihr Verhalten unberechenbar, mal liebevoll, mal zerstörerisch.
Nach der Trennung der Eltern verschwindet sie immer wieder aus seinem Leben, hinterlässt Leere und Angst. Sein Vater, ein vielbeschäftigter Chirurg, wirkt zwar stabil, bleibt aber emotional abwesend. Die junge Stiefmutter kann das fehlende Gleichgewicht nicht ausgleichen.
Trotz des Schmerzes, der viele Szenen durchzieht, bleibt Philipp kein Opfer. Er denkt scharf, fühlt tief, sehnt sich nach Verbundenheit. Und begegnet Menschen, die ihm Halt geben: seinem besten Freund Lorenz, verständnisvollen Lehrerinnen, den Großeltern und schließlich Onno, der an seinem 18. Geburtstag unerwartet vor der Tür steht.
„Wir kommen zurecht“ ist ein Roman, der kluge Fragen stellt: Was macht Familie aus? Wie viel Verantwortung trägt ein Kind für das emotionale Gleichgewicht der Erwachsenen? Und wie schafft man es, sich selbst treu zu bleiben?
zum Produkt € 24,00*
Mit „Witches, Bitches, It-Girls“ legt Rebekka Endler ein ebenso scharf beobachtetes wie unterhaltsam geschriebenes Sachbuch vor, das sich mit patriarchalen Mythen und frauenfeindlichen Bildern auseinandersetzt – von der Antike bis zur Popkultur der 2000er-Jahre.
Endler analysiert, wie kulturelle Narrative von Eva über Pandora bis Paris Hilton genutzt wurden und werden, um Frauen zu disziplinieren, auszugrenzen oder zu dämonisieren. Ob Hexe, It-Girl oder hysterische Furie – das Buch zeigt, dass das Patriarchat stets Schreckensfiguren braucht, um Normen durchzusetzen. Besonders eindrücklich ist Endlers Kritik an der Normalität als kultureller Waffe, mit der Abweichung abgewertet und Macht zementiert wird.
Neben der fundierten Analyse überzeugt auch Endlers Selbstreflexion. Sie spart nicht mit Kritik an der eigenen Sozialisierung und der Rolle internalisierter Misogynie – eine Offenheit, die dem Buch zusätzliche Tiefe gibt. „Witches, Bitches, It-Girls" ist ein kluges, wütendes, manchmal überbordendes, aber dringend nötiges Buch – ein feministischer Weckruf mit popkulturellem Tiefgang und einem klaren Aufruf zur kollektiven Veränderung.
zum Produkt € 25,00*
Louise Kennedy legt eine bemerkenswerte Sammlung von Kurzgeschichten vor, die sich durch atmosphärische Dichte, präzise Sprache und eine klare Haltung auszeichnen. Die 15 Geschichten kreisen um Themen wie Ehe, Mutterschaft, Verlust, Erinnerung, oft erzählt durch die Perspektive von Frauen, deren Leben durch äußere Umstände, gesellschaftliche Erwartungen und familiäre Spannungen geprägt ist.
Kennedys Stil ist direkt und ungeschönt. Ihre Sprache spiegelt sowohl die Härte als auch die poetische Schönheit des irischen Alltagslebens wider. Die Beziehungen, die sie beschreibt, sind oft angespannt oder brüchig, die Figuren verletzlich, aber nicht sentimental. Besonders eindrücklich ist ihr Gespür für das Unsagbare – unausgesprochene Spannungen, verschluckte Wahrheiten, verpasste Möglichkeiten.
Mit ihrem späten Einstieg in die Literatur, nach fast drei Jahrzehnten als Köchin, bringt Louise Kennedy eine ungewöhnliche Perspektive mit. Ihr Debüt ist kein lautes Buch, aber eines, das lange nachwirkt.
zum Produkt € 25,00*
Der Mitarbeiter: Jimmie, leicht pummeliger Sohn italienischer Einwanderer. Der Job: die Bearbeitung von Beschwerden für ein Reisebüro. Der Ort: ein Callcenter mitten in London. Die Kollegen: Wolf, der seltsame Deutsche mit fehlendem Zeh, Helen, die katalanische Schönheit und Elin, die davon träumt, einen Waldkindergarten zu eröffnen. Der Chef: Simon, eigentlich Schauspieler. Die Probleme der Kunden: Warum hat das Hotelzimmer keinen Ausblick? Warum ist die Minibar leer? Wie sollen wir uns nahtlos bräunen, wenn wir nicht nackt am Pool liegen dürfen? Jimmies Problem: Die Probleme der Kunden sind ihm egal und er kann eigentlich nur an Simon denken, auf den er wahnsinnig steht. Simons Problem: Er muss den Laden voller Probleme managen.
Als er Jimmie in diesem Zusammenhang zum Gespräch bittet und dieser vermutet, es ginge um seinen offensichtlichen Mangel an Motivation, ereignet sich allerdings Überraschendes: Statt der insgeheim herbeigesehnten Kündigung wartet eine Beförderung auf ihn.
Es folgt eine Tour de Force des (sehr britischen) Humors, ein wahrlich rasanter, origineller, manchmal verstörender Ritt durch alle Absurditäten des Büroalltags. Mit Lust am Abgründigen gelingt es Katharina Volckmer, in den Frustrationen des Alltags schmerzhaft komische Wahrheiten zu finden.
zum Produkt € 23,00*
Der schottische Autot John Niven legt mit seinem neuen Roman „O Brother“ seine persönlichen literarischen Memoiren vor, die sich um die um die gleichermaßen schlichte und komplexe Frage drehen, wie es zu dieser menschlichen Katastrophe kommen konnte. Gemeint ist der Lebenswerg des Bruders, der schon früh den Halt im Leben verloren hat und in der Folge immer weiter in Drogensuch und Elend versunken ist und sich schließlich mit 24 Jahren das Leben nahm.
Fortan kreisen John Gedanken immer wieder um diese Frage in all ihren Variationen. Warum ist sein Bruder so sehr abgedriftet, während er selbst sein Leben erfolgreich gestalten konnte? Hat er seinen Bruder ausreichend unterstützt? Hätte er ihn letztlich retten können?
John beginnt, den Lebensweg seines Bruders und auch den eigenen nachzuzeichnen, getrieben von dem Bedürfnis, einen Grund dafür zu finden, warum ihre Lebenswege nach einem gemeinsamen Start so unterschiedlich verliefen. Das Ergebnis ist eine eindrucksvolle, herzergreifende, sehr ehrliche Lebensbeichte und Liebeserklärung an das Leben und einen Bruder, der diesem Leben nicht gewachsen war.
zum Produkt € 24,00*
Nachdem seine Mutter mehrere Fehlgeburten erlitten hat, kommt Obiefuna als absolutes Wunschkind zur Welt. Er wächst mit seinem jüngeren Bruder in Port Harcourt, Nigeria auf. Durch seine Mutter erlebt er liebevolle Zuwendung und Vertrauen. Und obwohl sein Vater ihn ebenso liebt, erzieht er ihn mit Strenge und einer übersteigerten Vorstellung von Disziplin.
Ihr Familienleben implodiert, als Obiefunas Vater ihn bei dem Austausch von Zärtlichkeiten mit einem anderen Jungen beobachtet, was in Nigeria nicht nur gesellschaftlich extrem tabuisiert wird, sondern zudem auch rechtlich unter Strafe steht.
Sein Vater verstößt ihn und schickt ihn auf ein weit von seiner Heimat entferntes christliches Internat. Dort versucht Obiefuna verzweifelt, sich in die strengen Hierarchien einzufügen und seine Andersartigkeit so gut es geht zu verstecken.
Es dauert lange, bis das Wort „homosexuell“ das erste Mal voll ausgeschrieben wird. Ibeh findet aber auch so genügend Worte, um Obiefunas Leben zu beschreiben und von seiner Ausgrenzung, seiner Angst und seinem Leid zu erzählen.
zum Produkt € 24,00*