Nur im Laden

Ich glaube jetzt, dass das die Lösung ist
Ken Merten
Dresden im Frühling 2017. Die linke Szene träumt von Rojava. Ein ­neues Katalonien im Befreiungskampf gegen Islamischen Staat, Assad und Erdoğan. Ach, nur nicht zu Hause bleiben, nur mitmachen dürfen! Als Kim die Festnahme droht, folgt ihr der desillusionierte I. in den Nordirak und von dort nach Syrien, um gegen den IS zu kämpfen. Doch schon zur Ausbildung bei den kurdischen Einheiten werden sie voneinander getrennt. In einer Sprache, deren spielerischer Ernst an Ronald M. ­Schernikau ­erinnert, verhandeln Ken Mertens Interbrigadisten die Werke und ­Theorien von Peter Hacks und Hans Heinz Holz, Werner Tübke und Pablo ­Picasso, Lenin und Karl May. Ich glaube jetzt, dass das die Lösung ist ist der unheroische Roman einer internationalen Brigade.
XS Verlag

100 Jahre AKS Sportpark Leutzsch
Mennicke, Alexander
Das Buch(2 Bände im Schuber) zu 100 Jahre AKS und Fußballkultur in Leipzig Leutzsch. 100 Jahre Alfred-Kunze-Sportpark bedeuten 100 Jahre Erzählungen über Menschen, Sport und Baugeschichte, über Leben, lieben und leiden. 100 Jahre Alfred-Kunze-Sportpark, das sind Geschichten aus unterschiedlichen politischen Gesellschaftssystemen – manchmal ganz nah und manchmal so weit auseinander wie man es sich nur vorstellen kann. 100 Jahre Alfred-Kunze-Sportpark das ist kulturelle Produktion und Bemächtigung im Zeichen einer reichhaltigen Fankultur. Damit einher gehen umgedichtete Popsongs als Teil kultureller Aneignung, selbstgemalte Fahnen und Choreographien als kreative Eigenleistung, fan- und vereinseigene Bands mit gesanglichen Liebeserklärungen, Politik als Diskursfeld, Graffitis als repräsentative Markierungen, in kleinteiliger Arbeit hergestellte Fanzines zur Diskursverbreitung, ein in Eigenleistung erbauter Familienbereich mit Spielmöglichkeiten für Kinder, selbstverwaltete Fanclubstrukturen, Konzerte in Eigenregie, Diskussionsveranstaltungen, Rassismus und Diskriminierung und umso mehr der dagegen, Ausstellungen, Lesungen, Angebote für Geflüchtete, Workshops in Kooperation mit kulturellen Zentren und über allem, Fußball bei der BSG Chemie Leipzig und seinen Vorgängervereinen – das zeichnet den Alfred-Kunze-Sportpark in seiner Vielfalt aus. Das ein Stadion seinen hundertsten Geburtstag feiert ist nichts einzigartiges, doch gerade innerhalb der Modernisierungen im Sport- und Kulturbetrieb der letzten Jahre etwas Besonderes. Das es sich dabei um ein Stadion mit derartig wechselhafter und gleichzeitig vielschichtiger sozialer, kultureller und politischer Geschichte handelt ist keine Selbstverständlichkeit und so liegt die Besonderheit des Alfred-Kunze-Sportparks in eben dieser Geschichte. 100 Jahre Geschichte heißt hier 100 Jahre Erinnerungen, die gleichzeitig etwas Zukünftiges abbilden. 100 Jahre voller Ereignisse in denen Soziokultur und Sport Hand in Hand gehen, Ereignisse die es zu erzählen aber auch zu vermitteln gilt, die wir genauso darstellen wie feiern wollen. Das ist die Grundidee von »100 Jahre Alfred-Kunze-Sportpark – mehr als ein Stadion« 2 Bände im Schuber
BSG Chemie Leipzig

Ich vermisse euch wie Sau
gata preta
Ricardo ist 1986 in Dresden geboren. Er war unter anderem in der Graffiti-, HausbesetzerInnen- und Antifaszene aktiv. Dies führte zu ständiger staatlicher Repression und mehreren Knastaufenthalten. Als Schwarzer Mensch war er zusätzlich ständigem Rassismus ausgesetzt. Im Jahr 2014 entschloss er sich, um einer weiteren Haftstrafe zu entgehen, Deutschland zu verlassen. Er lebte bis zu seinem Tod im Jahr 2017 in Moçambique, anfangs in der Illegalität und später im Exil. Dieses Buch ist der Versuch von GefährtInnen und FreundInnen, eine Auseinandersetzung zum Thema Flucht, Exil und Illegalität zu führen.
Immergrün Verlag

Lachen für Linke
Schning
Das vorliegende Buch enthält eine besondere Sammlung wilder Punk-Anekdoten, hanebüchenen Unsinns und nachdrücklicher Schellen. Durch diese Geschichten werden die Ausbildungsjahre des Autors, diverse Ausflugsfahrten oder Verfolgungsjagden und ehemalige Arbeitskollegen unvergesslich. Immer mit dabei: Ein gesunder Abstand zu Erlebtem und viel Humor, um unhaltbare Zustände in Unterhaltung zu verwandeln.
bookra Verlag

Haare auf Krawall
Fast 40 Jahre sind vergangen, und alles ist neu, vor allem die Haare. Sie stehen noch immer auf Krawall im vielleicht wichtigsten Buch über Jugendliche, die in der DDR machten, was sie wollten. So lange sie durften. Oder: solange sie durchhielten. Chaos haben sie kleingekriegt, mit Drohungen, Prügel und Psychoterror. Wutanfall hat weitergemacht, und Leute, die mit anderen Namen weiter Krawall machten. HAU, L’Attentat, Schwarzer Kanal. Ilona haben sie nicht klein gekriegt, sie hat sich gegen die DDR resistent gezeigt und später gegen alle Erscheinungen, welche die neuen Freiheiten einschränken wollten: Behörden, Politiker, Nazis. Sorry für die Nennung in einem Satz. Ist aber alles belegt … Bernd haben sie nur bedingt kleingekriegt. Punksänger, Demonstrierender, Knacki, Freigekaufter, aus dem Westen wirkender, Zurückgekehrter. Da war keine Resignation, nur veränderte Voraussetzungen. Nur drei Jugendliche aus Leipzig mit ihrem Beispiel, die in „Haare auf Krawall“ Zeugnis ablegen über Aktion, Mut und Konsequenzen. Diese mündeten zwangsläufig fast immer in einem: Repression. Diese so unsouveräne und vor allem gegenüber ihrer Jugend latent misstrauische DDR wusste sich nicht anders zu helfen, als ihre eigenwilligen Jugendlichen zu maßregeln, einzuschüchtern und, wenn aus ihrer klassenkämpferisch-verbrämten Sicht nötig, zu bestrafen. Die Gleichung war also simpel: Eigener Kopf + Öffentlichkeit = feindliche Handlung. Der eine wurde nachts von Stasi und Polizei aus dem Bett geholt und verprügelt, der andere in den Knast gesteckt, der dritte diffamiert und angeschmiert. Das Ziel war immer das gleiche: Den Eigenmächtigen Grenzen zeigen und deren Aktivitäten am besten beenden. Ob Punk, Dissident oder Fußball-Fan: diese Leute waren dem sozialistischen Staat (Eigenbeschreibung) nicht geheuer. „Haare auf Krawall“ berichtet in authentischen und ausführlichen Beschreibungen darüber, fußend auf Interviews mit 30 Betroffenen. Damals wie heute ist der Weg zu bewundern, den viele dieser Jugendlichen damals gingen. Mit einer schier entwaffnenden Selbstverständlichkeit taten sie das, was sie wollten, und probierten sich und ihre Grenzen aus. Indes waren die Grenzen eng gesteckt, die der Staat zuließ, und so eckte man an, kollidierte und wurde mitunter zum erklärten Staatsfeind. Diese Logik war zwar für die meisten Betroffenen anfangs unvorstellbar, aber letztlich unausweichlich. Manche zogen sich zurück, manche machten erst recht weiter. Die ungeheuerlichen Konsequenzen, die sich auftaten, öffneten leider nur den unmittelbar Betroffenen die Augen über das herrschende System. Arbeitskollegen, Freunde und sogar Familien negierten die Brutalität und Unbarmherzigkeit des Staates weitestgehend. Schon allein deshalb lohnt sich dieses Buch. Es beschreibt, wie im Jahrzehnt vor der angeblich so „friedlichen Revolution“ Jugendliche dem Wandel den Weg bereiteten; nicht als Umstürzler oder Systemgegner – sondern als normale Kids, die kriminalisiert und stigmatisiert wurden. Sie waren keine Massen, aber ihr Beispiel sprach sich dennoch herum. Langsam, aber beständig, und so allmählich dämmerte es Teilen einer ganzen Generation, dass dieses Land, dieses System, keine Zukunft für sie bereithalten würde. Und als diese DDR erodierte, trugen genau diese Jugendlichen und ihre Erfahrungen dazu bei, das Ende des Systems zu beschleunigen. Einen Wandel indes bekamen sie nicht hin. Dazu war ein Großteil der plötzlich auf die Straße drängenden Bevölkerung nicht bereit. D-Mark und Wohlstand lockten mehr als ein selbstbestimmtes, eigenes Wertesystem. Vielleicht war es auch nur eine Utopie, zu der die meisten Menschen keine Lust, Zeit oder Glauben mehr hatten. Die inzwischen vierte, aber komplett neu gestaltete und um drei Kapitel sowie umfangreiche Glossare erweiterte Auflage wurde im letzten Jahr 2021 im UT Connewitz vorgestellt. Die vielen anwesenden Protagonisten des Buches registrierten nicht nur die komplette Neugestaltung, sondern auch die nunmehr mit den Möglichkeiten unserer Zeit gescannten und bearbeiteten Fotos, auf denen man nicht nur etwas erkennt, sondern sogar Bildunterschriften weitere Details preisgeben. Die Autoren Connie Mareth und Ray Schneider erzählten einiges vom Entstehen des Buches und lasen einige Zeilen aus den neu hinzugekommenen Kapiteln (u.a. von Ratte, Bassist L’Attentat, Gruftie Sascha und Hausbesetzerin Antje). Auf der Bühne sorgte der Schwarze Kanal erst- und wohl auch einmalig für eine Unpluggend-Untermalung der Szenerie. Bernd und Schrammel hatten einiges zu erzählen und gaben den 85 zugelassenen Besuchern (dreimal so viele Interessenten mussten leider den Abend verpassen) originelle Einblicke. Nun bleibt zu hoffen, dass auch eine junge Generation dieses Buch mit seinen vielfältigen Themen für sich entdecken wird. Es ist an vielen Stellen aktueller als man es zu glauben gewillt war vor einiger Zeit, es aber inzwischen eingestehen muss.
Backroad Diaries