Veranstaltungsarchiv

 

Buchpremiere: Andreas Baum "Wir waren die neue Zeit"

22.09.2016 20:30 Uhr

Buchpremiere: Andreas Baum "Wir waren die neue Zeit"
Preis: 5 €

Ein so bissiger wie nostalgischer Roman über ein besetztes Haus in Berlin. Wir schreiben das Jahr 1990: Die Mauer ist gefallen, ein von Braun-kohlenebeln umwabertes, verwunschenes Land tut sich auf. Doch märchenhaft bleibt es nicht lange. Das merkt auch die Gruppe jun-ger Leute, die das große Gründerzeithaus in der Nähe des Rosentha-ler Platzes besetzt hat. So zäh die Eroberung gegen Nazis, Bullen und konkurrierende Besetzer verteidigt wird – untereinander sind die Neusiedler sich alles andere als grün. Mittendrin Erzähler Sebastian Brandt, der in Berlin eine Alternative zur miefigen westdeutschen Provinz sucht. Im Haus glaubt er sie gefunden zu haben. Aber so richtig warm wird er nicht mit der ge-lebten Utopie. Brandts kühlem Blick bleibt nicht verborgen, dass hinter den vielen Diskussionen um den politisch richtigen Weg zu oft und zu deutlich das Eigeninteresse hervorscheint. Es geht um Sex: Wann ist es befreite Liebe, wann Ausbeutung? Es geht um Macht: Wer beherrscht wen mit welchen Mitteln? Es geht um Raum: Wer kriegt die beste Wohnung? Und allmählich, zwischen Endlosplenum und Straßenschlachten, schiebt sich eine ganz hässliche Frage in den Vordergrund: Wer im Haus schnüffelt für den Verfassungsschutz?

Andreas Baum, Jahrgang 1967, ist in Nairobi und Nordhessen aufgewachsen. Er hat in Berlin und Mexiko Publizistik und Lateinamerikanistik studiert und als Journalist für taz, Freitag, Lettre International, Deutschlandfunk, Neue Zürcher Zeitung und Frankfurter
Rundschau geschrieben. Seit 2013 ist er Kulturredakteur und Autor bei Deutschlandradio Kultur.

Moderation: Jörg Magenau

(Foto Andreas Baum (c) Ekko von Schwichow)


 

Stevan Paul: "Der grosse Glander"

17.09.2016 20:30 Uhr

Preis: 5 €

Ladies and gentlemen, please welcome: The big Glander!
Der junge Künstler Gustav Glander wird im New York der 1990er-Jahre zum Star der Eat-Art-Bewegung. Seine kulinarisch geprägten Arbeiten und Aktionen sind spektakuläre Inszenierungen und treffen den Nerv der Zeit, Kritiker und Sammler stürzen sich auf die Werke des schweigsamen Deutschen. Doch der Erfolg bereitet Glander Unbehagen. Von einem Tag auf den anderen verschwindet er. Spurlos.

Zwölf Jahre später: Ein Restaurant in Hamburg. Es herrscht Hochbetrieb in Küche und Service. Im Speiseraum sitzt auch der bekannte Kunstkritiker Gerd Möninghaus. Dem kommt einer der anderen Gäste seltsam bekannt vor. Zu spät fällt Möninghaus ein: War das etwa Glander? Als kurze Zeit später bislang unbekannte Skizzen des verschollenen Künstlers in der Redaktion auftauchen, beginnt der engagierte Journalist zu recherchieren. Seine Suche führt ihn von Hamburg nach New York, nach St. Moritz, an den Bodensee und ins Allgäu – und er macht dabei eine überraschende Entdeckung.

Stevan Paul, 1969 geboren, verbrachte Kindheit und Jugend in seiner Heimatstadt Ravensburg, am Bodensee und im Allgäu, seit über zwanzig Jahren lebt er nun schon in Hamburg. Der gelernte Koch ist Autor zahlreicher Kochbuchbestseller, schreibt als freier Journalist kulinarische Texte und Reisereportagen für Zeitschriften
und Magazine, ist Radiokolumnist.


Stevan Pauls Blog:
https://nutriculinary.com/

(Foto Stevan Paul (c) Andrea Thode)

Stevan Paul: "Der grosse Glander"

 

Buchpremiere: Ulrike Almut Sandig "ich bin ein Feld voller Raps verstecke die Rehe und leuchte wie dreizehn Ölgemälde übereinandergelegt"

08.09.2016 20:30 Uhr

Preis: 5 €

»wir befinden uns tief in der Zukunft der Märchen / wir sind die Enkel unserer eigenen Vorstellungskraft.« Ulrike Almut Sandigs Gedichte sind kunstvolle Ohrwürmer: Angelehnt an die Grimm'schen Märchen, wurzeln sie fest in einer Gegenwart, die sie mit dem Echolot ihrer Verse erfasst. Wie die Fledermaus in einem ihrer Gedichte, die aus dem Laborfenster flog, nachdem man ihr beide Augen ausstach.
Mit dem Klangorgan ihrer ganz eigenen Sprache erfasst Ulrike Almut Sandig präzise die Untiefen zeitgeschichtlicher Unheimlichkeit und zeichnet den utopischen Gegenentwurf eines Heimatlandes, in dem der Mensch kein »Vieh ohn' Seele und Fell« ist, sondern aufrecht sagen kann: »ich bin«.

Auch für Ulrike Almut Sandigs neuen Gedichtband gilt: »Diese Gedichte überzeugen durch Sprachwitz, Selbstironie und Humor, philosophische Phantasie und ein emphatisches dichterisches Selbstverständnis.«
(Wulf Segebrecht, Frankfurter Allgemeine Zeitung)


Ulrike Almut Sandig, 1979 geboren, aufgewachsen bei Riesa, lebt in Leipzig und Berlin. Bisher erschienen drei Gedichtbände, Hörbücher und Hörspiele sowie ihre erste Prosaveröffentlichung FLAMINGOS (2010). Ihre Gedichte wurden vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Leonce-und-Lena-Preis 2009. Für FLAMINGOS erhielt sie zahlreiche Stipendien und Preise, darunter den Droste-Förderpreis der Stadt Meersburg (2012). Zuletzt wurde Ulrike Almut Sandig 2014 mit dem Arbeitsstipendium des Berliner Senats ausgezeichnet.

https://www.youtube.com/watch?v=doi1ZoszyUo

Moderation: Ron Winkler

(Foto Ulrike Almut Sandig (c) Tanja Kernweiss)

Buchpremiere: Ulrike Almut Sandig "ich bin ein Feld voller Raps verstecke die Rehe und leuchte wie dreizehn Ölgemälde übereinandergelegt"