Veranstaltungsarchiv

 

Das Ende des Romantikdiktats

22.03.2024 19:00 Uhr

Veranstaltungsort: Linxxnet Brandstr. 15
Preis: frei

Liebesgeschichten folgen seit Jahrhunderten einem Skript, das ungefähr gleich abläuft: Verliebt, verlobt, verheiratet – oder moderner: daten, crushen, verlieben, zusammenziehen, Kinder kriegen, Familie werden. Doch das intime Zusammenleben in Deutschland sieht mittlerweile anders aus: Seit Jahrzehnten sinkt die Anzahl an Heiratswilligen, zugleich steigt die Scheidungsrate, Ein-Personen-Haushalte nehmen stetig zu und alleinerziehende Mütter und Väter stemmen ihren Alltag mit Kindern. Senior*innen leben allein und vereinsamen. Gleichzeitig gibt es immer mehr Datingportale – und dort tummeln sich Menschen mit den unterschiedlichsten Zielen.
Gemeinsam mit der Autorin Andrea Newerla stellen wir uns die Frage, warum die romantische Zweierbeziehung bis heute der Garant für unser Bedürfnis nach Nähe und Liebe zu sein scheint. Wir spüren den Entstehungsbedingungen vorherrschender Beziehungsbilder nach undfragen, warum es so schwer ist, sich ihrer zu entledigen. Wir diskutieren über patriarchale und kapitalistische Machtverhältnisse, die sich in romantischen Liebesbeziehungen reproduzieren, und fragen, welche Möglichkeiten eines sozialen Miteinanders es geben kann, die jenseits dessen liegen. Hier können Freund*innenschaften und Wahlfamilien gesellschaftliche Räume bieten, Intimität und Care anders und somit vielleicht auch solidarischer zu organisieren. In ihrem Buch "Das Ende des Romantikdiktats" beschäftigt sich Andrea Newerla mit Phänomenen, wie den immer häufiger anzutreffenden polyamoren Beziehungen und der steigenden Zahl sogenannter Single- Haushalte und neuen Beziehungsformen.

Andrea Newerla ist promovierte Soziologin und forschte zuletzt als Senior Scientist an der Paris Lodron Universität Salzburg zu Intimitäten, Onlinedating und Beziehungsmustern jenseits heteronormativer Standards. Ihre Forschungserkenntnisse dienen als Ausgangsfragen einer neuen Perspektive auf unsere intimen Beziehungen und bieten die Grundlage der Betrachtung sich wandelnder gesellschaftlicher Verbindlichkeiten für ihr Buch.

Das Ende des Romantikdiktats

 

Zwischen den Dörfern auf Hundert – Lars Werner

21.03.2024 19:00 Uhr

Veranstaltungsort: Linxxnet Brandstr. 15
Preis: frei

Dresden, Sommer 2006. Während Deutschland im Zuge der Fußball-WM eine neue Arglosigkeit im Umgang mit nationalen Symbolen entwickelt, sind Benny, seine beste Freundin Maren und ihre Clique auf "Anti-Schland"-Kurs. Weil sie wissen, wohin Patriotismus führen kann. Und weil sie Punks sind. Bei Pogo-Partys im Jugendzentrum Rosaluchs, Straßenschlachten mit der Polizei und Kollisionen mit Neonazi-Banden erleben sie das Erwachsenwerden im Schleudergang. Bennys Alltag ist ein Taumel zwischen Gefahren und Glücksmomenten. Hinzu kommen die unvermeidlichen Wirrungen der Pubertät: Eskalationen im Elternhaus, Planlosigkeit in Sachen Zukunft, Verselbstständigung der Hormone. Und dann ist da noch dieser komische Kuss mit seinem Kumpel Arne, der Benny deutlich mehr beschäftigt als ihm lieb ist.

Zwischen den Dörfern auf Hundert – Lars Werner

 

Die Reise ins Reich

10.01.2024 19:00 Uhr

Veranstaltungsort: Werk2 - Halle A
Vorverkauf: Büro Werk 2
Preis: 16,50

NACHHOLTERMIN für die Lesung vom 28.11.

Bestsellerautor und Nazijäger Tobias Ginsburg geht auf Tour: eine wilde Mischung aus Comedy und szenischer Lesung, rasantem Vortrag und Antifaschismus, menschlichen Abgründen und unangebrachten Witzen.

Für seine Bücher schleust sich Ginsburg undercover dort ein, wo man besser keinen Fuß hinsetzen sollte: Er infiltrierte rechtsextreme Gruppierungen in aller Welt, schlich sich ein bei faschistischen Burschenschaften, Neonazis und allerhand rechten Szenegrößen, lebte unter Antidemokraten, Antisemiten und Menschenfeinden. In seinem Programm "Die Reise in Reich" spricht er über seine Recherchen unter Reichbürgern und Verschwörungssüchtigen, sein Leben unter braunen Esoterikern, in Sekten und kaputten Königreichen, von militanten Umsturzfantasien und Fanatikern, die heute für die AfD im Bundestag sitzen. Und er spricht über ein vergessliches Deutschland, dass den Faschismus wieder willkommen heißt.
Die Geschichten, die Tobias erzählt, sind so erschreckend wie komisch – und sie berichten von Gefahren, die uns allen viel näher sind, als wir vielleicht glauben möchten.

Die Reise ins Reich

 

DU HAST EINE NEUE FREUNDSCHAFTSANFRAGE

25.10.2023 20:00 Uhr

Veranstaltungsort: UT Connewitz
Preis: 5/7€

Wer in den sozialen Medien unterwegs ist, kennt diesen Satz. Aber was bedeutet er eigentlich? Ist es wirklich eine Freundschaft, wenn ich dem Menschen nur online begegne? Was genau macht eine echte Freundschaft aus? Was bedeuten uns Freunde in unsicheren Zeiten? Wie weit würden wir in Zeiten von Krisen und Kriegen für einen Freund oder eine Freundin gehen? Sechs Autorinnen aus den Niederlanden, Flandern und Leipzig sind eingeladen, über diese Fragen nachzudenken, sich darüber auszutauschen und – womöglich – Freundinnen zu werden. Während des Literarischen Herbstes begegnen sich Sholeh Rezazadeh und Kaška Bryla, Nadia de Vries und Linn Penelope Rieger sowie Aya Sabi und Marlen Hobrack zum ersten Mal persönlich und gestalten gemeinsam einen literarischen Abend über die Freundschaft. Im Februar werden sich alle sechs in Rotterdam und Antwerpen wiedertreffen und im März gemeinsam auf der Buchmesse Leipzig auftreten.

Der Abend wird moderiert von Bettina Baltschev und Margot Dijkgraaf, den Kuratorinnen des Gastlandauftritts Niederlande & Flandern auf der Leipziger Buchmesse 2024.

Eine Veranstaltung in Kooperation mit dem Nederlands Letterenfonds Amsterdam, Flanders Literature in Antwerpen und dem Goethe Institut

DU HAST EINE NEUE FREUNDSCHAFTSANFRAGE

 

Phantombilder. Die Polizei und der verdächtige Fremde

29.04.2023 16:00 Uhr

Veranstaltungsort: linXXnet
Preis: frei

Buchvorstellung und Gespräch

George Floyd, Michael Brown, Breonna Taylor. Oury Jalloh, Achidi John, Christy Schwundeck. Ernst Haase, Hans-Jürgen Rose, Mario Bichtemann. Sie – und viel zu viele andere – sind Opfer von tödlicher Polizeigewalt, in Amerika und in Europa. Sie sind Schwarz, oder migrantisch, oder weichen auf andere Weise von der gesellschaftlichen Norm ab. Georgiana Banita zeigt in ihrer kulturhistorischen Annäherung, wie und warum das wirkmächtige Phantombild des potenziell gefährlichen Fremden schon immer Zielscheibe westlicher Polizeiapparate war, ideologisches Fundament eines polizeilichen Generalverdachts vor allem gegenüber Menschen Schwarzen Menschen und People of Color. Erste Reformen zeigen: Mit mehr nicht-weißen Polizist*innen allein ist es nicht getan, denn der Rassismus ist strukturell. Ob es um den Gebrauch von Schusswaffen, Racial Profiling, Rasterfahndung oder KI-gestützte Kriminalitätsprognosen geht, um Abschiebung, Grenz- oder Infektionsschutz: Die Abwehr des (vermeintlich) Fremden ist Logik und Praxis polizeilicher Arbeit. Ein nachhaltiger Mentalitätswandel ist nötig, um die toxische Cop Culture zu überwinden und dringend notwendige Veränderungen für eine neue Polizeikultur zu ermöglichen.


 

Jenny Günther und Natascha Strobl Einmischen Podcast-Live: Solidarität!

28.04.2023 20:00 Uhr

Veranstaltungsort: Haus der Demokratie
Preis: frei

Wir haben nur uns.

Solidarität ist die Einsicht, dass die Ausgebeuteten, die Verdammten dieser Erde nur eine einzige Möglichkeit haben, ihre Rechte durchzusetzen: indem sie Mehrheiten bilden.

Unsere alten Gewissheiten zerbrechen aktuell an vielgestaltigen Krisen. Dem beizukommen wäre vornehmste Aufgabe der Politik. Doch die stellt sich kein gutes Zeugnis aus: Die einen klammern sich an den Glauben, dass die verlorene Normalität rückholbar ist. Die anderen wollen die Krisen mit Individualismus oder autoritären Maßnahmen meistern – und bedrohen damit den Rechtsstaat.

Jenny Günther spricht mit Natascha Strobl über die Notwendigkeit einer solidarischen Alternative zum Status quo.


 

Maria Grollmuß (1896–1944): Eine bekannte Unbekannte. Lesung und Gespräch

24.04.2023 18:00 Uhr

Veranstaltungsort: Sächsische Akademie der Wissenschaften
Preis: frei

Maria Grollmuß, eine gebürtige Leipzigerin, hat in der Messestadt studiert und promoviert. Heute erinnert eine Straße im Stadtteil Gohlis an sie. Doch es gibt wenig gesichertes Wissen über die Historikerin, die zu den wenigen Deutschen gehörte, die sich dem NS-Regime aktiv widersetzt haben. Aufgewachsen in einem bürgerlich-katholischen Elternhaus im Kaiserreich, endete ihr Leben mit nur 48 Jahren im Frauenkonzentrationslager Ravensbrück. Als junge Frau entwickelte sie sich von einer enthusiastischen Anhängerin der neuen Republik zu deren entschiedener Kritikerin. Hier wie dort agierte sie wenig anpassungs- und kompromissbereit.

Das fem/pulse Team der Louise-Otto-Peters-Gesellschaft e.V. hat sich im vergangenen Jahr intensiver mit Maria Grollmuß beschäftigt. Nun freuen wir uns, mit Dr. Birgit Sack (Leiterin der Gedenkstätte Münchner Platz Dresden / Stiftung Sächsische Gedenkstätten) neue Einsichten in ihr Leben und ihre Zeit zu erhalten sowie eigene Deutungslinien zu hinterfragen. Wir wollen herausfinden, inwiefern die Erinnerungsnarrative, die Maria Grollmuß zur katholischen Märtyrerin, sorbischen Patriotin, sozialistischen Kämpferin oder Verfechterin weiblicher Emanzipation stilisieren, mit ihren inneren Widersprüchen und dem wechselvollen äußeren Lebensweg übereinstimmen.

Auszüge aus Briefen und Schriften von Maria Grollmuß, vorgelesen von Lydia Jakobi (ARD-Radiojournalistin, Moderatorin), runden das Gespräch von Franziska Deutschmann (Vorstand Louise-Otto-Peters-Gesellschaft e.V., Projektleitung fem/pulse) mit der Autorin ab.