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Ein Höllentrip in die sengenden Niederungen der menschlichen Seele. So lässt sich das Leseerlebnis von Otessa Moshfeghs "Lapvona" beschreiben.
Ohne Verschnaufpause begleiten wir das Leben des ausgestoßenen jungen Marek und seiner skurrilen Mitmenschen im wahrlich gottverlassenen mittelalterlichen Landstrich Lapvona. Dieser legt einen abstrusen Aufstieg vom Lammhirten zum Fürstensohn hin, während sein Dorf in der Sommerhitze verrottet.
Die Autorin ist dabei um keinen Ekel keine Brutalität verlegen. Sie schafft Szenarien, die teils an Kentaro Miura erinnern, den Großmeister grotesker Grässlichkeiten, verwehrt einem aber jegliches Sympathiepotenzial zu irgendeiner Figur.
Es mag klingen als wäre dieses Buch nichts weiter als ein 300 Seiten langer Schockeffekt, doch dafür ist es zu gut. Mit einer exzellenten Beobachtungsgabe für ihr eigenes Werk schreibt sie über eine Region und ihre Einwohner, über deren ineinander verflechteten Beziehungen zueinander, derer sie sich mitunter nicht einmal bewusst sind, über das fürchterliche Leid, das Menschen willens sind zu überleben, über Machtgefälle, über glückliche wie unglückliche Zufälle. Sogesehen ist es ein zutiefst menschliches Werk, das ausreizt was möglich ist.
Es ist als schwämme Otessa Moshfegh in einem Becken voller Schlachtabfälle, jedoch so gekonnt und virtuos, dass man bei allem Ekel nicht die Augen abwenden kann.
Mit Vorsicht zu genießen.
zum Produkt € 14,00*
Mohamed MBougar Sarr beschreibt in "Die geheimste Erinnerung der Menschen" die Suche des jungen Schriftstellers Diegane nach dem literarischen Phantom T.C. Elimane. Dieser verpasste am Vorabend des 2. Weltkriegs mit seinem skandalösen Debütroman, aber noch viel mehr mit der Tatsache ein schwarzer Autor zu sein, dem intellektuellen Paris einen gewaltigen Leberhaken, nur um danach spurlos zu verschwinden.
Sarr setzt hierbei die Messlatte dafür, wie viel man in knapp 440 Seiten unterbringen kann extrem hoch. Mit Schwindel erregender Leichtigkeit spaziert er durch circa 120 Jahre, drei Kontinente und ein dutzend Zeitebenen wie Handlungsstränge.
Dabei verteilt er laufend genau die richtigen gesellschaftskritischen Seitenhiebe , ohne sich billig anzubiedern und behandelt letztlich die Frage was wahrhaft große Literatur eigentlich ausmacht, ohne sich in langatmigen Theorismen zu verlieren. Nicht für nur eine Silbe wird vergessen eine schlichtweg verdammt gute, fesselnde Geschichte zu erzählen, die nie die Bodenhaftung oder ihren Humor verliert.
Als ich dieses Buch während meiner Ausbildung gelesen habe, musste ich mich immer wieder fragen, ob es wirklich auf so vielen Ebenen soo gut sein kann. Ist es!
zum Produkt € 14,00*
In ihrem fragementarischen Roman über Frauen mehrerer Generationen reflektiert Meral Kureyshi mäandernd über Familie, Leben, Abschiednehmen und Sterben. Dabei zeigt sie auf bemerkenswerte und berührende Weise, wie Fürsorge außerhalb der Kernfamilie gelingen kann.
Ein sprachschönes, zartes Buch.
zum Produkt € 26,00*
Eine junge Frau kehrt in ihr fränkisches Heimatdorf zurück um sich einer Vergangenheit zu stellen, die sie bisher lieber verdrängt hat: ihre Verstrickung in die rechte Szene. Was folgt ist ein tastendes Freilegen der Erinnerungsschichten: in klammen Fachwerkhäusern, auf verrauschten Kirchweihen und auf dem Grund der fränkischen Himmelsweiher sucht die Protagonistin nach dem, was war - und einem Weg mit den eigenen Entscheidungen umzugehen.
Annegret Liepold erzählt mit großer sprachlicher Klarheit in ihrem Romandebüt von Schuld, Herkunft und der trägen Macht des Schweigens. Leseempfehlung für alle, die Romane mögen, die lange nachhallen.
zum Produkt € 24,00*
Nach seinem 'phantastischen' Roman "Die Anomalie" (2020, dt. 2021) wendet sich Hervé Le Tellier in "Der Name an der Wand" einem zeitgeschichtlichen Thema zu. Als er in Südfrankreich ein Haus kauft, fällt ihm der in den Putz geritzte Name "André Chaix" auf. Er entdeckt, dass dieser ein Résistancemitglied war, der mit nur 20 Jahren bei einem Angriff der deutschen Besatzer ums Leben kam. Das Buch ist eine Spurensuche, und eine Hommage an einen Unbekannten. Es lässt eine Epoche lebendig werden, in der es, trotz Vichy-Regime und Nazi-Besatzung, auch das 'Wunder' von Dieulefit gab, als sich ein ganzes Dorf zusammentat, um jüdisches Leben zu schützen. Ein nachdenkliches Buch, ein Aufruf zur Menschlichkeit.
zum Produkt € 24,00*
In 20 Essays reflektiert Rebecca Solnit über verschiedene gesellschaftliche Themen: Klimawandel und Gerechtigkeit, autoritäre Tendenzen, Feminismus und die Erkenntnis, dass Kooperation in der (menschlichen) Natur liegt. Im Mittelpunkt steht die hoffnungsvolle Erzählung, dass die Zukunft nicht feststeht, sondern von uns allen in der Gegenwart gestaltet wird.
Rebecca Solnit findet im Gedächtnis bleibende, fast poetische Bilder, die uns einen längerfristigen und größeren Blickwinkel ermöglichen, um zu erkennen, dass gesellschaftliche Entwicklung keine zwangsläufige, lineare ist. Der Originaltitel „No Straight Road Takes You There“ ist hier noch treffender.
Ein motivierendes, Mut machendes Buch, ein Aufruf, uns zu organisieren und gemeinsam an einer neuen Erzählung zu arbeiten.
Die Krise ist zugleich eine Chance. Wir könnten auch anders sein.
zum Produkt € 24,00*
1983 erschien Fish Tales zum ersten Mal bei Random House. Seither ist es etwas in Vergessenheit geraten, bis in diesem Jahr die englische Originalausgabe neu herausgegeben wurde und gleich eine deutsche Übersetzung dazu. Jones ist ein formal anspruchsvoller Roman gelungen, der mit Perspektiven und Blickwinkeln spielt und lyrische und dialogische Sprache kreativ umsetzt. Ein berauschendes Buch wo man sich sehr nah am Nachtleben Manhattans in den 80er Jahren wähnt, das aber nie billig wird. Mit ausgesprochenem Witz und oft abenteuerlicher Erotik regt das Buch heute wie damals zum Nachdenken an.
zum Produkt € 22,00*
Frisch aus dem Berliner Verbrecher Verlag, beinhaltet "Leckermäulchen" wilde und unterhaltsame Kurzgeschichten. Bakić schreibt um zu provozieren aber der Humor kommt nicht zu kurz. Manche Geschichten sind so gruselig, dass ich froh war, als das Kapitel zu Ende ging. Dann war ich aber direkt neugierig und bereit auf die nächsten. Monate später spuken noch schaurig-schöne Bilder bei mir im Kopf herum.
zum Produkt € 22,00*
Ein kurzes Buch, dass es in sich hat. Obwohl jede Geschichte für sich alleine gelesen werden kann, wird durch das ganze Buch nach und nach eine kohärente Welt geschaffen. In der Welt ist nichts wie es scheint, die Grenze zwischen Leben und Tod ist brüchig und überhaupt werden bestehende Normen auf den Kopf gestellt. Gesellschaftlich verschmähte Menschen - alte Frauen, Kranke, traurige Menschen - stehen im Mittelpunkt und die ganze Idee von Normalität wird so kritisch durchleuchtet.
zum Produkt € 22,00*
In einem stillgelegten Bergwerk arbeitet die Protagonistin dieses Buches sich an scheinbar sinnlosen Beiträgen für die Content-Farm Smile Smile Inc. ab. Mit der Zeit häufen sich seltsame Vorfälle – Die Grenze zwischen der körperlichen und digitalen Welt scheint zunehmend zu verschwimmen. Die Absurdität der Geschehnisse lässt sich eigentlich spätestens als eine Doppelgängerin der Ich-Erzählerin auftaucht und deren Leben und Social Media Accounts übernimmt, nicht mehr ignorieren. Sie tut genau das trotzdem und bleibt passiv, während ihr ungewöhnlicher Zwilling ein Leben lebt, das aufregender zu sein scheint als ihr eigenes.
Mit „Content“ hat Elias Hirschl einen schmalen, aber durschlagskräftigen Roman abgeliefert. Zugegebenermaßen ist dieser Text mit seinen vielen Internetreferenzen eher etwas für Digital Natives als Boomer.
Mich als cringy Millennial hat er auf jeden Fall überzeugt.
zum Produkt € 23,00*