Unsere Empfehlungen

Underground Railroad Colson Whitehead

gebunden

Ich finde ein Buch dann gut, wenn es mich emotional UND intellektuell berührt. Colson Whitehead gelingt dies in seiner Geschichte um eine Untergrundbahn zur Befreiuung der Sklaven im Amerika des 19. Jahrhunderts meisterhaft. Ich leide mit den Protagonisten, wenn sie gefoltert werden, ich spüre ihre Hoffnung wenn sie durch die dunklen Wälder fliehen, ich trauere mit ihnen, wenn sie ihre getöteten Verwandten in den Armen halten.
Gleichzeitig begreife ich durch diesen Roman das System des globalen Sklavenhandels, sehe die Aporien der amerikanischen Verfassung vor über 150 Jahren und ziehe düstere Parallelen zu unserer Gegenwart.
"Underground Railroad" ist ein großer, spannender und kluger Roman der uns die Conditio Humana näher zu bringen vermag, als es die Lektüre unzähliger Zeitungen je könnte.

zum Produkt € 24,00*

Losfahren Manal Al-Sharif

gebunden

Es gibt Bücher, die sind viel mehr, als nur der Text zwischen zwei Buchdeckeln. Bücher, die eine Zäsur markieren, nicht nur in der Literatur, sondern in der Welt. Bücher, die nicht absehbare Veränderung im Denken und im Handeln vieler Menschen provozieren. Auch bei denen, die diese Bücher vielleicht gar nicht gelesen haben.
So ein Buch ist Manal al-Sharifs „Losfahren“. Seitdem dieses Buch erschienen ist, ist die Rolle der Frau in Saudi-Arabien nie wieder so wie vorher. Sie erzählt darin die Geschichte einer eigentlich völlig banalen Handlung: Eine Frau setzt sich in ein Auto, fährt eine Runde durch die Stadt und lässt sich dabei filmen. Nur dass diese Stadt eben in Saudi-Arabien liegt, wo Frauen nicht Autofahren dürfen. Was Frauen in Saudi-Arabien noch alles nicht dürfen, berichtet Manal al-Sharif in einer Rückschau auf ihr Leben, vom Spielen mit den Nachbarsjungen, das irgendwann verboten wurde über die ultrastrengen Kleidungsvorschriften bis zu der fast schon kafkaesken Schikane von Frauen bei sämtlichen Behördengängen. Ich dachte, ich wäre recht gut über den Status der Gleichberechtigung der Frau im arabischen Raum informiert, aber al-Sharifs Lebensbericht schien mir zeitweilen wie ein Roman aus einer anderen Zeit: spannend, weil ich viel Neues gelernt habe und erschreckend zugleich, weil ich es für schlicht unmöglich hielt, wie krass Frauen auch heute noch unterdrückt werden.
Al-Sharifs Buch gewinnt seine Stärke jedoch nicht durch das Beschreiben der vielen Verbote. Ihre Entschlossenheit, dieses mittelalterliche System zu ändern, die Energie die sie dafür aufbringt, das Risiko, das sie eingeht und ihre Fähigkeit, Menschen für ihre Sache zu begeistern, fügen der sachlich hochinteressanten noch eine mitreißend emotionale Lektüreebene hinzu. Ich kenne Manal al-Sharif nicht persönlich, aber durch die Art und Weise, wie sie schreibt, wurde sie mir als Erzählerin sympathisch, wie es selten geschieht.
Seit Manal al-Sharifs Aktion des zivilen Ungehorsams hat sich für Frauen in Saudi-Arabien übrigens einiges verändert. Wahrscheinlich wird man dort bald mehr Frauen am Steuer eines Wagens sehen…

Ohne Frage, „Losfahren“ ist DAS feministische Buch der Stunde.

zum Produkt € 25,00*

Quecke Petre M. Andreevski

gebunden

"Quecke" von Petre M. Andreevski (1934-2006) wurde erstmals 1980 veröffentlicht und zählt bis heute zu den meistgelesenen Büchern in Mazedonien. Mazedonien, dieses südosteuropäische Land, über dessen (von großen Mächten durchgerüttelte) Geschichte wir hierzulande viel zu wenig wissen.

In "Quecke" lässt Andreevski in wechselseitigen, kurzen Kapiteln das Ehepaar Jon und Velika zu Wort kommen. Sie leben zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts in einem mazedonischen Bergdorf und teilen mit uns die Nöte ihres harschen, kargen Lebens, geprägt von bitterer Armut und harter Arbeit, Dürre, Krankheiten und dem Versuch des Überlebens der scheinbar nicht enden wollenden, eiskalten Winter.
Als Jon zwangsrekrutiert wird, erfahren wir in den Grauen des Balkan- und Ersten Weltkrieges, als er nicht einmal weiß, für wen er da gerade an der Front stehen muss, viel über die politischen Wirrnisse dieser Zeit.
Doch wie die Quecke, dieses allgegenwärtige Unkraut, das Hitze, Kälte und Trockenheit mühelos übersteht, ja überwuchert und selbst ausgerissen wieder zum Leben erwacht, sobald es mit der Erde in Berührung kommt, erzählt dieses Buch auch von der unbändigen Liebe zum Leben, die den Menschen den Mut gibt, nach jedem noch so harten Schicksalschlag wieder offenen Auges einem neuen Tag entgegenzusehen.

Dank der wirklich gelungenen Übersetzung von Benjamin Langer liegt dieses grandiose Buch nun endlich zum ersten Mal auf deutsch vor.
Wie bei allen Bücher aus dem wunderbaren Guggolz Verlag, könnte ich jetzt seitenlang in der Bewunderung dieser (wie immer) ausgezeichneten Buchgestaltung schwelgen: Die feine Typografie, die stimmigen Illustrationen von Valeria Gordeew, das schöne Vorsatzpapier, der perfekte Buchsatz, die hilfreichen, aber niemals ausufernden Anhänge - es stimmt mal wieder alles bei Guggolz.

Doch auch inhaltlich hat mich "Quecke" zutiefst berührt und gebannt und von allen Guggolz-Büchern, die mir ohnehin immer sehr zu den liebsten jeder Saison gehören, ist dieses hier nun besonders nah an meinem Herzen. Es hat sich tief verankert, eingequeckt.

zum Produkt € 24,00*

American War Omar El Akkad

kartoniert

Das Amerika der Zukunft ist ein naturkatastrophengepeitschter Landstrich auf dem ein jahrzehntelanger, erbitterter Bürgerkrieg tobt: Der solarbetriebene Norden kämpft gegen die rückständigen Südstaaten, die partout nicht auf die Nutzung von Benzin verzichten wollen. Mexiko hat zum eigenen Schutz längst die Mauer hochgezogen und die arabischen Staaten haben sich in einer großen Allianz zusammengeschlossen, die regelmässig Hilfspakete nach Amerika schickt.
Drohnenangriffe und Selbstmordattentate gehören genauso zum täglichen Überlebenskampf des Südens, wie die riesigen Flüchtlingslager an der Grenze zum Norden.
Doch der Autor Omar El Akkad setzt uns nicht allein diesem Endzeit-Drama aus. Er schenkt den LerserInnen eine Protagonistin, die mit allen ihren Ecken und Kanten sofort zu unserer Heldin wird: Sarat Chestnut.

zum Produkt € 12,00*

Das achte Leben (Für Brilka) Nino Haratischwili

kartoniert

Mein absoultes Herzensbuch erscheint im September in der Taschenbuchvariante. (Ihr dürft aber auch sehr gern die gebundene Ausgabe von der Frankfurter Verlagsanstalt bestellen. Glaubt mir, es lohnt sich! Aber gerade als Geschenk - und auch dieses Buch verschenke ich privat quasi ständig - ist das Taschenbuch ideal.)
Manchmal sage ich meinen KundInnen: "Wenn ich jetzt nur EIN Buch aus diesem Laden mitnehmen dürfte, wäre es DAS hier." und ich reiche "Das achte Leben - für Brilka" herüber.
Ich lese tatsächlich eine ganze Menge und auch viele Bücher, die mich wirklich begeistern, aber dieser Roman ist, seit seinem Erscheinen 2014, das Buch, das mich am tiefsten ins Herz getroffen und am nachhaltigsten meinen Geist befeuert hat. Und es ist bisher die einzige Empfehlung, für die ich dankbare Urlaubspostkarten von seligen LeserInnen bekomme.
"Das achte Leben" ist ein 1200-Seiten-Opus, der einen wirklich meisterhaften, schicksalsgepeitschten Bogen von Georgien um 1900 über das Rote Jahrhundert der Sowjetunion bis in das Berlin der heutigen Zeit beschreibt.
Aber bitte keine Scheu: Nino Haratischwili schreibt hürdenlos. Dieser Wälzer liest sich so soghaft, dass es scheint, als wiege er nichts. Und schafft es trotzdem, lange, lange im Herzen und im Kopf zu bleiben.

Nino Haratischwili hat die schier unglaubliche Gabe, exzellente Recherche der historischen Zusammenhänge mit dem Schönsten zu verbinden, das Sprache kann: Sie kann erzählen! Und zwar ebenso glasklar und filigran, wie fesselnd und mitreißend. Von starken Frauen im tosenden Sturm des vergangenen Jahrhunderts.

zum Produkt € 22,99*

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