Unsere Empfehlungen

Was wir sind Anna Hope

gebunden

„Was wir sind“ von Anna Hope (aus dem Englischen übersetzt von Eva Bonné) erzählt die Geschichte der Freundschaft zwischen Cate, Hannah und Lissa.
Es erzählt von den Möglichkeiten, die mit Anfang zwanzig noch unendlich scheinen, als die drei in einer Londoner WG leben und zieht sich über Kunst, Karriere und Kinder durch die Jahre der Entwicklung, der Erkenntnis und oft auch der Enttäuschung, wenn in den Vierzigern Weichen gestellt und Entscheidungen getroffen sind, die dieses Allesistnochmöglichgefühl langsam dämmernd oder schneidend schnell widerlegen.
Doch das, was stattdessen in den drei so unterschiedlichen Frauen gewachsen ist, deren Freundschaft zu keinem Moment als linear oder statisch beschrieben wird, habe ich lesend liebend gern beobachtet.

zum Produkt € 22,00*

Schutzzone Nora Bossong

gebunden

„Ich habe die Fähigkeit, binnen weniger Minuten einem Menschen zu verfallen, aber nicht wegen dieser Schwäche, sondern aus grundsätzlicheren Bedenken hatte man mich zunächst nicht fahren lassen, mir diesen Job nicht anvertrauen wollen, für den man im Auto eine Augenbinde umgebunden bekam, weil niemand, auch nicht die Vereinten Nationen, wissen durfte, wo die Treffen stattfanden, wo die Rebellen sich aufhielten, wo die Strippenzieher zu Abend aßen. Solche Jobs waren meinen männlichen Kollegen vorbehalten, doch ich hatte nicht akzeptieren wollen, dass nur Männer die Heldengeschichten erzählen dürften, die nichts mit Heldentum zu tun hatten, nur mit der Fähigkeit, nicht gleich in Panik zu geraten, und von der Dialektik der Grausamkeit zu hören, mit Milizionären auf der Ladefläche eines Ford Ranger zu lachen, mit einem Mörder am Grill zu stehen ...“

Ich habe mit anfänglicher Skepsis (weil ich keine Freundin von Menasses „Hauptstadt“ war) „Schutzzone“ von Nora Bossong gelesen (in dem es zwar nicht um die EU und Brüssel, wohl aber um die UN und Genf geht) und bin diesem Buch binnen weniger Seiten verfallen.
So melancholisch, so sprachgewandt, so rätselhaft, so vielschichtig beschreibt Nora Bossong durch die Stimme ihrer Protagonistin Mira die große, unfassbare Weltpolitik und die große, noch schwerer zu fassende Liebe.

zum Produkt € 24,00*

Feministisch leben! Sara Ahmed

kartoniert

Wer sich feministisch engagiert, gilt schnell als Spaßbremse, Spielverderber*in, als wütend und unglücklich. Sara Ahmed erklärt fundiert und dennoch verständlich, wie unsere Gesellschaft die Figur der "feminist killjoy", fürchtet, sie ausgrenzt, sie aber auch emotional erschöpft. Gleichzeitig gibt Ahmed wichtige Anregungen zur Selbstfürsorge, zum Neu- und Weiterdenken in Sachen Intersektionalität und gibt vielen ausgrenzenden Vorgängen und Machtapparaten einen Namen.
Das Buch ist eine großartige und wichtige Anleitung für alle, die sich in ihrem feministischen Engagement bestärken und gleichzeitig verstehen wollen, auf welche Weise strukturelle Unterdrückung wirkt.

Für alle, die durch Passmann und Stokowski ihren Themeneinstieg fanden und jetzt einige große Schritte weitergehen möchten!

zum Produkt € 19,80*

Ich bin Özlem Dilek Güngör

gebunden

So schnell wie "Ich bin Özlem" habe ich schon lange kein Buch mehr durchgelesen! Am liebsten würde ich es gleich nochmal von vorn anfangen, darüber reden, meine Gedanken sortieren, nochmal neue Eindrücke auflesen, Einschätzungen anderer hören...
Dilek Güngör erzählt die Geschichte einer sympathischen 39 jährigen Frau, Lehrerin, Mutter, Freundin, die aufgrund einer „Herkunft“, die sie selbst noch immer zu bestimmen versucht, ein permanentes Gefühl von „nicht genug“ empfindet. Özlem beschreibt eine dumpfe Ohnmacht, Wut und Beklemmung, ausgelöst durch das Unverständnis der biodeutschen Protagonist*innen in dieser Geschichte. Langjährige Freundschaften, in denen doch eine unbeschreibliche Kluft herrscht, ausgelöst durch Unsicherheiten, klischeebehafteten, unsensiblen Formulierungen und der eigenen verkrampften Suche nach einer Identität zwischen der schwäbischen Kleinstadt, Berlin und einem kleinen Dorf in der Türkei.
Ich bin so froh, dass mich schon die ersten Sätze gleich zum Mitessen einluden, mir ein warmes, vertrautes Gefühl im Herzen machten. Wie gerne hätte ich noch weitere 200 Seiten von Özlems suchenden, klugen Gedanken und Beobachtungen gelesen. Wie sie versucht, den Kern, die wahre, richtige Antwort auf die Frage nach Zugehörigkeit zu finden... Ein Buch, das sich wie Zuhause anfühlt.

zum Produkt € 19,00*

GRM Sibylle Berg

gebunden

Dieses Buch ist düster und wütend und hart und rasant ... und sehr gut.
In ungefähr dieser Reihenfolge.
Benannt nach Grime, einer dem Rap verwandten Musikrichtung, die ich in meinem ganzen Leben noch nie gehört habe, vermittelt mir Sibylle Berg durch die Verwendung aggressiver Zeilenumbrüche und äußerst dezidierter Wortwahl trotzdem ein fast ohrenbetäubendes Gefühl dafür.
Doch dieses Buch mehr als ein körperlich wirkender Übergriff.
Es ist die schonungslose Abrechnung mit unserer idiotischen Leichtgläubigkeit, mit den Folgen der Digitalisierung, die wir auf der Suche nach Likes & Clicks nur allzu schnell ignorieren und vor allem ist es ein Buch über den ewig scheinenden Krieg der Reichen gegen die Armen.

Don, Hannah, Karen und Peter sind eher eine Schicksalsgemeinschaft als Freunde. Gemeinsam versuchen sie im England nach dem Brexit zu überleben. Sie sind die Vergessenen einer schonungslosen Gesellschaft, ausgebeutet und missbraucht.
Von Rochdale im Norden Englands machen sie sich auf den Weg nach London, wo sie unter dem Radar des überwachungskapitalistischen Systems einen Rachefeldzug planen.

Zu hoffen, dass in diesem Buch Gerechtigkeit stattfinden könnte, ist genauso naiv, wie sich in dem Glauben wiegen zu wollen, dass es sich bei "GRM. Brainfuck" (und nie passte ein Untertitel besser) um eine Dystopie handelt.
Sibylle Berg schwebt als spöttische Göttin über dem Wasser.
Sie benennt das Chaos. Sie hat weder Erbarmen mit ihren ProtagonistInnen, noch mit ihren LeserInnen. Doch zwischen all der Bitterkeit und der Brutalität schimmert ihre Menschenliebe so sehr durch, dass es weh tut.

zum Produkt € 25,00*

Frühlingserwachen Isabelle Lehn

gebunden

Isabelle Lehn schreibt über Isabelle Lehn!
Und es kann keinen Zweifel darüber geben, dass das Ergebnis pure Literatur ist.
Gegenstand dieses Buches ist für mich ganz universell die Frage: Wie leben Frauen heute?
Welchen Widerständen, welchem Scheitern, welcher Schuld, Scham, Verzweiflung, welchem Hoffen und Bangen, welchen Ansprüchen sind sie ausgesetzt?
Dabei liest sich dieses Buch eindeutig poetisch und ganz und gar romanartig soghaft.

"Frühlingserwachen" ist nicht weniger als eine Offenbarung für mich.
Ich dachte lange, diese Art der Autofiktion erlauben sich nur Schriftstellerinnen aus den USA und Kanada, aus Skandinavien oder vielleicht noch aus Frankreich. Während deutschsprachige Autoren sich selbst ganz gern mal zum Zentrum ihrer Romane machen, konnte ich die Autorinnen in diesem Métier bisher an einer Hand abzählen.

Isabelle Lehn hat einen neuen Maßstab gesetzt:
Mutig, radikal und klug!

zum Produkt € 22,00*

empfohlen von:

Cecilia Drain

Cecilia Drain

Everest Sangma Francis

gebunden

Der Mount Everest ist nicht nur der höchste Berg der Welt, sondern wird auch als heiliger Berg verehrt und es ranken sich viele Mythen und Legenden um ihn. Einige von ihnen lernen wir in diesem Buch kennen. Neben diesen Mythen beschreibt Sangma Francis aber auch die Gebirgswelt rund um den Mount Everest, das Leben am Fuße des Berges, wann und von wem er das erste Mal bestiegen wurde und wir lernen, was man alles braucht, um einen so hohen Gipfel zu erklimmen. Durch die harten Witterungsbedingungen auf dem Mount Everest leben hier andere Tiere und Pflanzen, zum Beispiel Affen mit Stupsnasen, die bei Regen ihre Köpfe zwischen die Knie klemmen müssen, damit es ihnen nicht in die Nase regnet. Nicht zuletzt wird auch das wichtige Thema des Mülls und die Veränderungen in der Natur durch den Menschen beschrieben.

Die einzelnen Themen werden in kurzen und kurzweiligen Texten beschrieben, die teilweise auch schon allein gelesen werden können. Dieses Buch ist aber auf jeden Fall zum gemeinsamen Lesen und auch für große Leser*innen geeignet. Die Illustrationen von Lisk Feng bieten einen zusätzlichen Gesprächsanlass.

zum Produkt € 20,00*

Beale Street Blues James Baldwin

kartoniert

Tish und Fonny, 19 und 22 und beste Freunde seit Kindertagen, sind frisch verliebt, haben sich gerade verlobt und endlich eine gemeinsame Wohnung gefunden, die groß genug ist, damit Fonny dort an seinen Skulpturen arbeiten kann. Alles scheint perfekt. Doch dann wird Fonny plötzlich für ein Verbrechen verhaftet, das er gar nicht begangen hat ...
"Beale Street Blues" erzählt auf schmerzhaft-poetische, absolut ehrliche Art eine tragisch-schöne Geschichte von junger Liebe, schreiender Ungerechtigkeit, bedingungslosem Familienzusammenhalt und nicht zuletzt vom tiefverwurzelten Rassismus im amerikansichen Justizsystem, der leider heute noch immer genauso präsent ist wie bei Ersterscheinen dieses Buches.

Die Wiederentdeckung von James Baldwin gehört zum Besten, was dem deutschen Buchmarkt in den letzen Jahren passieren konnte.

zum Produkt € 13,00*

Königin der Berge Daniel Wisser

gebunden

Robert Turin, ehemaliger Geschäftsmann, ist noch keine 50 und lebt seit Jahren im Pflegeheim. Multiple Sklerose, die Krankheit hat ihm schon längst die Fähigkeiten zu stehen und aufs Klo zu gehen genommen – und macht bald, so fürchtet er, „menschliches Gemüse“ aus ihm. Früher war er Robert, ein Mann mit Lebenszielen. Jetzt ist er Herr Turin, ein Patient im Pflegeheim. Und möchte sterben. Doch das will ihm keiner gestatten, das Pflegeheim pflegt bis zum Schluss – und so plant Turin im Geheimen seinen Selbstmord.

Das ist die Ausgangssituation von Daniel Wissers großartigen Roman „Königin der Berge“ und doch so einfach nicht: Das ist kein Roman über ein entmündigtes Objekt der Pflege, kein vollständiger Abgesang auf das Leben, sondern lotet eine Ambivalenz aus, die zwischen Objekt und Subjekt, zwischen Robert und Herr Turin liegt, und in der Frage, ob das Pflegeheim nun Gefängnis oder Zuhause ist - und ob und wie man darin weiterleben kann. Herr Turin, der Pflegeinsasse, ist zwar ein Objekt der Pflege geworden, aber er macht sich auch selbst zum Objekt – im Roman spricht er mal in der dritten, mal in der ersten Person von sich. Und trotzdem verfolgt Robert/Turin das Geschehen im Pflegeheim mit wachsamen, und wichtiger noch: mit liebevollen Augen, macht sich Freunde wie Feinde. Er lässt sich Robert nennen von seiner Pflegeheim-Psychologin – und ist Turin für andere. Knüpft enge Bindungen zu Teilen des Pflegepersonals – und leidet als Herr Turin unter der Willkür anderer. Und macht dabei stets auch die anderen zu Objekten, indem er sie sich (wie sich selbst) als Figuren eines Theaterstückes imaginiert, das nur er versteht, nur er unter Kontrolle hat. Oder auch nicht. Immerhin gibt es da noch seinen toten Kater Dukakis, die an diesem Theaterstück, ob nun durch Turin/Robert gewollt oder nicht, gerne immer wieder teilnimmt und ihm ständig dazwischen quatscht.
Das Pflegeheim also als kleiner Mikrokosmos, ob nun als Gefängnis oder Zuhause, in dem es Herr Turin alles in allem gar nicht so schlecht geht. Nur an einem ändern diese Ambivalenzen nichts. Herr Turin will vor allem: endlich sterben.

Dieser Roman ist ein unfassbar zärtlicher und trotzdem voller Lakonie. Er ist ebenso bitter wie warm. Und hat mich tief berührt.

zum Produkt € 24,00*

Der Umfall Mikael Ross

gebunden

Ganz ausdrücklich möchte ich die wunderbare Graphic Novel „Der Umfall“ von Mikael Ross empfehlen. Erschienen 2018 beim Avant Verlag.
Ich bin so froh, diese Geschichte gelesen zu haben und fühle mich immens bereichert.
Ross hat zwei Jahre lang im Ort Neuerkerode in Niedersachsen recherchiert, ein inklusives Dorf, in dem viele unterschiedliche Menschen jeden Alters, mit und ohne Behinderungen, zusammen leben und arbeiten. Die Geschichte dreht sich um einen jungen Mann aus Berlin namens Noel, dessen Mutter nicht mehr länger für ihn sorgen kann. In Neuerkerode lernt er viele neue Bekannte und Freund*innen kennen, verliebt sich, erlebt einen ganz neuen Alltag und sehnt sich nach der baldigen Rückkehr zu "Mumsie" nach Berlin...
Der Illustrator vermittelte mir in kleinen Episoden aus Noels Leben völlig neue Eindrücke, andere Helden und Heldinnen, als ich es vom Lesen gewohnt bin und obendrein hatte ich am Ende ein beinahe trauriges Gefühl, denn ich wäre so gerne noch länger in dieser Gemeinschaft geblieben. Ich hätte so gerne mehr über die Bewohner*innen aus Ross' Feder erfahren. Ich hab gelacht, geweint, mitgefiebert, wollte den Figuren Zugtickets kaufen, den Hund streicheln und dem Autor zum Schluss für die herrliche Anspielung an den Tatortreiniger danken. Ein Comicbuch (wunderschönes, großformatiges Hardcover!), das ich gleich noch mal lesen möchte! ❤️

zum Produkt € 28,00*

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