Alexander Elspas (Verleger der Büchergilde Gutenberg) und Clara Scheffler (Gestalterin) im Gespräch mit Magda Birkmann
Seit mittlerweile drei Jahren ist das Ocelot nun Partnerbuchhandlung der Büchergilde Gutenberg und die wunderschön gestalteten, sorgfältig kuratierten Bücher der Verlagsgenossenschaft haben einen Ehrenplatz bei uns im Laden direkt gegenüber der Kasse, wo sie seither das Interesse zahlreicher neuer und alter Kund*innen wecken. Nun konnten wir den Büchergilde-Verleger Alexander Elspas höchstpersönlich sowie die Buchgestalterin Clara Scheffler für ein Werkstattgespräch im Ocelot gewinnen. Wir sprechen an dem Abend nicht nur über die Geschichte des Verlags und die Idee hinter dem Genossenschaftsprinzip, sondern werden vor allem auch erfahren, wie das erlesene Programm der Büchergilde ausgewählt wird, wie die aufwändig gestalteten illustrierten Ausgaben, für die die Büchergilde so berühmt ist, zustande kommen und was es mit dem Büchergilde-Gestalterpreis auf sich hat.
Die Veranstaltung richtet sich nicht nur an Leute, die bereits Büchergilde-Mitglieder sind, sondern an alle, die es nach unserem gemeinsamen Abend dann ganz bestimmt bald werden wollen.
Die Stiftung Buchkunst lädt zur Weltpremiere der "Schönsten Deutschen Bücher 2022". Die frisch gekürten Prämierten werden im Rahmen der Release Night bei uns im ocelot erstmals bekannt gegeben und ausgestellt. Stoßen Sie mit uns an, kommen Sie mit den Macher:innen der Bücher ins Gespräch und blättern Sie in Ruhe durch Deutschlands Schönste!
Als eine Institution für Kulturvermittlung verfolgt die Stiftung Buchkunst einen gesellschaftlichen Auftrag: Sie fördert das vorbildlich gestaltete Buch. Mit drei Wettbewerben macht sie schöne Bücher sichtbar: "Die Schönsten Deutschen Bücher", "Förderpreis für junge Buchgestaltung" und "Best Book Design from all over the World".
Schöne Bücher sind geprägt von guter Lesetypografie. Von gelungenen Ausstattungsmerkmalen, sorgfältig ausgewählten Papieren, die im Zusammenklang in Farbe und Haptik zum Inhalt passen. Von mutigen wie angemessenen Layouts. Und von höchster Qualität in der Verarbeitung. Die Jurys aus Gestalter:innen, Verlagsexpert:innen und Hersteller:innen sind unabhängig und werden jährlich neu besetzt. Sie diskutieren über die gestalterische Konzeption, Schriftwahl, Schriftgröße – also über gute Lesbarkeit – ebenso wie über die Qualität der Fotografien oder Illustrationen, die Gestaltung der Doppelseite und die Covergestaltung. Die Gesamtwirkung eines Buches steht im Mittelpunkt der Juryarbeit. Und so setzen die jährlich "schönsten Bücher" Orientierungspunkte in einer sich stets rasant ändernden Buchlandschaft.
Alle sechs bis acht Wochen stellen wir hier abends ein paar Stühle im Kreis auf und feiern mit euch das, weshalb wir diesen Beruf auch gewählt haben: den intensiven Austausch über Literatur.
Wir wollen unserem Lesen noch genauer auf den Grund gehen, wollen Bücher auf noch mehr prüfen als allein auf ihre Form und ihren Inhalt.
Im Austausch mit anderen hat eine Lektüre so viel mehr Seiten, als wir allein je entdecken könnten.
Der Eintritt ist frei. Wir bitten um vorherige Anmeldung per Mail an info@ocelot.de und freuen uns auf euch!
Beim 27. Lesekreis Ende Mai sprechen wir über:
Heike Geißler: Die Woche
Der Ohnmacht eine Kampfansage »Politik, Europa, Gegenwart, Alltag, das kann einem ja nun keiner erzählen, dass das keine Auswirkungen hat«, ruft die Erzählerin ihrer Freundin Constanze zu. Zusammen sind sie die proletarischen Prinzessinnen - »Prinzessinnen, wie sie nicht in jedem Buche stehen. Aber wartet nur, wir schreiben uns in die Bücher hinein«. Zusammen wollen sie Widerstand leisten. Eine Revolte anzetteln. Die alten Märchen überschreiben. Denn etwas ist aus den Fugen geraten: Plötzlich drängen sich immer mehr Montage in die Woche. Da sind Riesen, die wie aus dem Schauermärchen in die Wirklichkeit schnellen. Da ist der Tod, der, eben noch erschöpft, immer mehr zum Akteur wird. Da ist ein unsichtbares Kind, das dafür plädiert, geboren zu werden. Da ist der schönste Roman der Welt in weißen Jeans. Höchste Zeit also, jedwede Ohnmacht zu überwinden. Dies ist der Roman einer ungewöhnlichen Woche in Leipzig, in der auf Montag nicht mehr Dienstag folgt, alte Sicherheiten verloren gehen und neue Formen des Sprechens und Handelns erprobt werden - in Übertreibung, Abschweifung, Torheit und Spiel. Es ist ein luzider Kommentar auf unsere Gegenwart, ein Plädoyer für Spaß, klugen Protest und das Ringen um Lebendigkeit.
Marian Engel: Bär
übersetzt von Gabriele Brößke, mit einem Nachwort von Kristine Bilkau
Lou ist eine schüchterne, fleißige Bibliothekarin. Sie lebt eine maulwurfartige Existenz, begraben zwischen vergilbten Karten und Manuskripten in ihrem staubigen Kellerbüro. Da sie nichts und niemanden hat, zu dem sie nach Hause gehen kann, gibt sie sich dem leidenschaftslosen Sex mit dem Direktor des Instituts auf ihrem Schreibtisch hin. Den Sommer soll sie auf einer abgelegenen Flussinsel im Norden Kanadas verbringen, um den Nachlass von Oberst Jocelyn Cary zu katalogisieren. Dass sie nicht allein in der Einsamkeit der kleinen, wuchernden Insel lebt, sondern sich auch um einen halbzahmen Bären kümmern muss, hat ihr vorher niemand erzählt. Als der Sommer über der Flussinsel blüht und Lou die Stadt von sich abschüttelt, verfliegt der erste Schreck über dieses hungrige, undurchschaubare Wesen mit seinem dicken Pelz und seiner rauen Zunge, und Lou erforscht die Grenzen ihrer Lust...
Unser liebster Literaturpreis für Gegenwartsliteratur in deutscher Übersetzung zeichnet Autor:innen und Übersetzer:innen gleichermaßen aus. In schönster Tradition wird bei uns im ocelot wieder die Shortlist enthüllt.
Wie schreiben Autor:innen und Übersetzer:innen über die Umbrüche und Verflechtungen der Gegenwart? Welche Zukünfte zeichnen sich in ihren Texten ab? Welche Lesarten des Vergangenen? Versunken in ein schwindelerregendes Jetzt, scheint es schwer vorstellbar, dass sich jemals etwas ändern könnte. Hier kommt die Literatur ins Spiel. Sie kann einen kritischen wie einfühlenden Blick auf die Zustände und Bedingungen werfen, die das Leben und das Miteinander-Leben ausmachen.
Es wird Zeit für neue Sprachen. Der Internationale Literaturpreis sucht nach Autor:innen und Übersetzer:innen, die gegen das "Weiter so" anschreiben, die das unendliche Potenzial von Übersetzung erkennen, die sich ihren Leser:innen zuwenden und sie gleichermaßen herausfordern. Auch 2022 begibt sich der Internationale Literaturpreis auf die Suche nach Texten, die etwas mit der Sprache machen – gerade weil sie uns als Übersetzungen erreichen.
Zum vierzehnten Mal verleihen das Haus der Kulturen der Welt und die Stiftung Elementarteilchen den Internationalen Literaturpreis. Dotiert mit 35.000 € – 20.000 € für Autor:in, 15.000 € für Übersetzer:in – zeichnet er ein herausragendes Werk der internationalen Gegenwartsliteratur in deutscher Erstübersetzung aus. Er würdigt in dieser Allianz sowohl Originalwerk als auch Übersetzung. Dieser doppelte Fokus macht ihn in der deutschen Preislandschaft einzigartig. Für ihre Shortlist-Nominierung erhalten alle anderen Autor:innen und Übersetzer:innen jeweils 1.000 €.
Artist Talk mit Max Dax und Carsten Nicolai zu
»Was ich sah, war die freie Welt«
Eine Anstiftung zur Inspiration
Was ist Kreativität? Wie entsteht sie? Wie wollen wir leben?
Max Dax verführt 24 weltberühmte und prägende Künstler: innen unserer Zeit zu den überraschendsten Antworten.
»Weint die Erde, wenn ein Vulkan ausbricht?«, fragt Max Dax die Sängerin Björk. Diese antwortet: »Das ist eine lustige Frage. Wir sind einfach unglaublich stolz darauf, dass sich die Erde ausgerechnet bei uns auf Island meldet.« In seinen Interviews sucht Max Dax die Routine aufzubrechen und das Gespräch als Spiel zu eröffnen. So entstehen witzige, kluge und zum Teil aufsehenerregende Wortwechsel. Ob mit Quincy Jones, Isabella Rosselini oder Nina Hagen, ob mit Yoko Ono, Hans Ulrich Obrist oder Tony Bennett – jedes Gegenüber belohnt seine Aufschläge. Was ich sah, war die freie Welt ist ein Spiegelbild der jüngeren Gegenwart, indem es ihre Spannungspole offenlegt: zwischen Tradition und Avantgarde, Identität und Projektion, Introspektion und Glamour.
Max Dax ist Kurator, Journalist, Musiker und Schriftsteller. Er entwickelte die Show »Hyper – A Journey into Art and Music« in den Hamburger Deichtorhallen, war Chefredakteur der Magazine Alert, Spex und Electronic Beats und schrieb Bücher über die Einstürzenden Neubauten, CAN und Scooter. 2021 erschien sein Roman »Dissonanz« im Merve Verlag.
Der studierte Landschaftsarchitekt Carsten Nicolai zählt zu den bedeutendsten bildenden Künstlern unserer Zeit und zugleich – unter seinem Musikernamen Alva Noto – zu den relevantesten Repräsentanten der deutschsprachigen elektronischen Musik seit Kraftwerk. Für seine Filmmusik zu »The Revenant« gemeinsam mit Ryuichi Sakamoto wurde er für den Golden Globe nominiert. Sein gemeinsam mit Frank Bretschneider und Olaf Bender gegründetes Label Raster-Noton galt bis zu dessen Einstellung 2017 als eine der wegweisenden Adressen für elektronische Gegenwartsmusik in Europa. Ein Gespräch mit Max Dax und Carsten Nicolai / Alva Noto markiert das letzte Kapitel im Buch »Was ich sah, war die freie Welt«.
»Max Dax ist ein Magier des Interviews: Wenn er fragt, beginnen seine Gesprächspartner nach den verschütteten Geschichten zu suchen, die sie noch keinem erzählt haben.«
Sarah Connor
»Seine Interviews sind wie Kurzgeschichten, im Sinne Hemingways, dessen Kurzgeschichten fast alle dialogisch sind. Ihre Dialoge zeichnen sich durch Präzision aus, durch Weglassungen ebenso wie durch präzise Wörter.«
Klaus Theweleit
Veranstaltung 2G+
Bitte meldet Euch an per Mail an info@ocelot.de
Autorenfoto Max Dax: Bela Bender
Schon seit einigen Jahren haben wir einen Lesekreis hier im ocelot.
Wir treffen uns ca. alle zwei Monate und diskutieren über ein bis zwei Bücher. Wir finden Worte für das, was Bücher in uns auslösen, stellen Fragen, geben Gedanken zu Lektüren weiter, wir gewinnen im Austausch mit anderen neue Perspektiven, wir verbringen eine gute Zeit. Am Ende jedes Lesekrreises wird ein Termin fürs nächste Treffen gefunden und über den neuen Roman, meist sind es zwei, also über die neuen Romane abgestimmt, wobei jede*r gern Vorschläge machen darf.
Der Lesekreis ist offen für alle Interessierten, allerdings ist eine vorherige Anmeldung per Mail erforderlich.
Im nächsten Lesekreis Anfang April geht es um diese zwei Bücher:
DAS VORKOMMNIS von Julia Schoch und
ERSCHÜTTERUNG von Percival Everett, übersetzt von Nikolaus Stingl.
Darum gehts in den Romanen:
DAS VORKOMMNIS
Eine Frau wird von einer Fremden angesprochen, die behauptet, sie hätten beide denselben Vater. Die überraschende Begegnung bleibt flüchtig, löst in ihr aber eine Welle von Emotionen aus. Fragen drängen sich auf, über Ehe und Mutterschaft, über Adoption und andere Familiengeheimnisse, über Wahrheit überhaupt. In ›Das Vorkommnis‹ erzählt Julia Schoch – eine der eindrücklichsten Stimmen autofiktionalen Erzählens in der deutschen Literatur – von einem Leben, das urplötzlich eine andere Richtung bekommt. Fesselnd und klarsichtig, so zieht sie hinein in den Strudel der ungeheuerlichen Dinge, die gleichzeitig auch alltäglich sind. Ein Roman von großer literarischer Tiefe und Schönheit, im Werk von Julia Schoch ein neuer Höhepunkt.
ERSCHÜTTERUNG:
Der Paläontologe Zach Wells hat sich in seiner selbstironischen Abgeklärtheit bequem eingerichtet: Idealen misstraut er, ob an der Universität, wo er, selbst Afroamerikaner, sich nicht für Gleichberechtigung einsetzt, oder zu Hause in der erkalteten Beziehung zu seiner Frau. Einziges Licht in seinem Leben ist die zwölfjährige Tochter Sarah. Als diese ihr Sehvermögen verliert und eine erschütternde Diagnose folgt, flieht Zach in die Wüste New Mexicos. Dort geht er einem mysteriösen Hilferuf nach, den er in einer Second-Hand-Jacke gefunden hatte. Ebenso mitreißend wie psychologisch feinsinnig erzählt der Pulitzer-Preis-Finalist eine große Geschichte über Verlust und Erlösung.
Die Veranstaltung findet unter 2G+ Bedingungen statt.
Wir bitten um vorherige Anmeldung per Mail an info@ocelot.de
Wir feiern den INDIEBOOKDAY
- den Feiertag des unabhängigen Verlegens.
Alle Infos gibt es unter www.indiebookday.de
Gemeinsam mit dem Berliner Berenberg Verlag präsentieren wir
die Berlinpremiere von
Adania Shibli "Eine Nebensache"
aus dem Arabischen überstzt von Günther Orth.
Worum gehts im Roman?
»Man reißt ein Grasbüschel aus und glaubt, man sei das Kraut für
immer los, aber nach einem Vierteljahrhundert wächst Gras
derselben Art an derselben Stelle wieder nach.«
Im Sommer 1949 wird ein palästinensisches Beduinenmädchen von
israelischen Soldaten missbraucht und ermordet. Jahrzehnte später
versucht eine junge Frau aus Ramallah, mehr über diesen Vorfall
herauszufinden. Sie ist fasziniert, ja besessen davon, vor allem,
weil er sich auf den Tag genau fünfundzwanzig Jahre vor ihrer
Geburt zugetragen hat. Ein Detail am Rande, das jedoch ihr
eigenes Leben mit dem des Mädchens verknüpft.
Adania Shibli verwebt die Geschichten beider Frauen zu einer
eindringlichen Meditation über Krieg, Gewalt und die Frage nach
Gerechtigkeit im Erzählen
Die Autorin:
Adania Shibli, geboren 1974 in Palästina, schreibt Romane,
Theaterstücke, Kurzgeschichten und Essays und ist zudem in der
akademischen Forschung und Lehre tätig. »Eine Nebensache« ist
ihre erste Buchveröffentlichung auf Deutsch, die englische
Übersetzung war für den National Book Award (2020) sowie für den
International Booker Prize (2021) nominiert. Adania Shibli lebt in
Palästina und Deutschland.
Der Abend wird moderiert von Priya Basil.
Die Veranstaltung findet auf Englisch statt.
Aus dem deutschen Text liest Beatrice Faßbender.
Bitte meldet euch für die Veranstaltung an, per Mail an info@ocelot.de
Die Veranstaltung findet unter 2G+-Bedingungen statt, bitte bringt entsprechende Nachweise mit.
Foto Adania Shibli: Hartwig Klappert.
Wir freuen uns sehr auf unsere erste Lesung im neuen Jahr!
Die Buchpremiere wurde vom 17. Februar auf den 12. März verschoben.
Der Roman
Meret ist Krankenschwester. Die Klinik ist ihr Zuhause, ihre Uniform trägt sie mit Stolz, schließlich kennt die Menschen in ihrem Leiden niemand so gut wie sie. Bis eines Tages ein neuartiger Eingriff entwickelt wird, der vor allem Frauen von psychischen Leiden befreien soll. Die Nachwirkungen des Eingriffs können schmerzhaft sein, aber danach fängt die Heilung an. Daran hält Meret fest, auch wenn ihr langsam erste Zweifel kommen.
"Ein simpler Eingriff" ist nicht nur die Geschichte einer jungen Frau, die in einer Welt starrer Hierarchien und entmenschlichter Patientinnen ihren Glauben an die Macht der Medizin verliert. Es ist auch die intensive Heraufbeschwörung einer Liebe mit ganz eigenen Gesetzen. Denn Meret verliebt sich in eine andere Krankenschwester. Und überschreitet damit eine unsichtbare Grenze.
Die Autorin
Yael Inokai, geboren 1989 in Basel, studierte Philosophie in Basel und Wien, anschließend Drehbuch und Dramaturgie in Berlin. 2012 erschien ihr Debütroman Storchenbiss. Für ihren zweiten Roman Mahlstrom wurde sie mit dem Schweizer Literaturpreis 2018 ausgezeichnet. Sie ist Redaktionsmitglied der Zeitschrift PS: Politisch Schreiben und lebt in Berlin.
Den Abend moderiert Isabelle Lehn.
Der Roman erscheint am 14.2. bei Hanser Berlin, 192 S./ 22€
Foto der Autorin: Ladina Bischof
Zur Veranstaltung kann nur kommen, wer 2x geimpft und geboostert ist oder 2x geimpft ist und zusätzlich ein tagesaktuelles negatives Testergebnis vorweisen kann. Also 2G+. Bitte bringt einen entsprechenden Nachweis mit.
Endlich ist es wieder so weit! Wir möchten uns mit euch treffen und über Literatur diskutieren.
Für die 25. Ausgabe unseres Lesekreises lesen wir DORNAUSZIEHER von Hiromi Ito, aus dem Japanischen von Irmela Hijiya-Kirschnereit und DIE AUFDRÄNGUNG von Ariane Koch.
Und worum geht es in den Büchern?
DORNAUSZIEHER
Da ist der kränkelnde, dreißig Jahre ältere Ehemann, ein jüdischer Künstler, da sind die drei Töchter mit Essstörungen und Pubertätssorgen, die kranken Eltern, und das Ganze im ständigen Hin und Her zwischen Kalifornien und Japan, wo die Autorin eine berühmte Dichterin ist. Der Alltag einer Frau, die alle Mühe hat, ihre Rollen als einzige Tochter, als Ehefrau und Mutter, als Schriftstellerin und als Intellektuelle auszubalancieren. Ein Leben voller Energie und Nachdenklichkeit, ein Leben zwischen den Kulturen, Generationen, dem vertrauten Gestern und dem lebendigen Heute. Eindringliche Stimmungen und kompakte Naturschilderungen wechseln sich ab mit absurden Situationen. Davon berichtet Hiromi Ito in ihrem ganz eigenen, stark vom mündlichen Erzählen geprägten Ton, mit Anklängen an Märchen, buddhistische Legenden, Literatur aus Ost und West, bis hin zu moderner Lyrik, Rap und Werbeslogans.
Kein Wunder, dass Japans bekannteste Frauenaktivistin, die Soziologin Chizuko Ueno, in ihrem Nachwort zum Roman schrieb: »In der Sackgasse? Da hilft nur eins – Hiromi Ito!«
Hiromi Ito, 1955 in Tokyo geboren, zählt zu den wichtigsten japanischen Autorinnen der Gegenwart. In den 1980er Jahren hatte sie sich zunächst als innovative Lyrikerin mit neuartigen Themen und Sprechweisen einen Namen gemacht. Nach ihrer Scheidung siedelte sie 1997 in die USA über und gründete dort mit dem jüdisch-britischen Künstler Harold Cohen und ihren drei Töchtern eine neue Familie. Seither pendelt sie zwischen den Kontinenten. Mit ihren Langgedichten, Romanen und Essays sprengt sie Gattungsgrenzen. Ihr Roman Dornauszieher, 2007 publiziert, wurde mit zwei wichtigen Preisen ausgezeichnet, einem für Lyrik und einem für erzählende Literatur. Ito ist auch als Illustratorin und Manga-Kritikerin bekannt und lehrt literarisches Schreiben an der Waseda-Universität, Tokyo.
DIE AUFDRÄNGUNG
Eine junge Frau fristet ihr Dasein in einem zu großen Haus in einer zu kleinen Stadt neben einem dreieckigen Berg. Als dort ein Gast auftaucht, nimmt sie ihn kurzerhand bei sich auf. Der Gast ist ihr so vielversprechend neu wie fremd und wird schnell zum einnehmenden Mittelpunkt, aber auch Opfer inquisitorischer Machtfantasien. Bis er den Fängen der zunehmend obsessiven Hausherrin schließlich entkommt und sie selbst, wieder allein, eine lang ersehnte Reise antritt und nun ihrerseits zur Gästin wird.
Ariane Koch, geboren 1988 in Basel, studierte u. a. Bildende Kunst und Interdisziplinarität. Sie schreibt – auch in Kollaboration – Theater- und Performancetexte, Hörspiele und Prosa. Die entstandenen Texte wurden vielfach aufgeführt und ausgezeichnet. Die Aufdrängung ist ihr Debütroman und wurde 2021 mit dem Aspekte Literturpreis ausgezeichnet.
Für den Lesekreis gilt die 2G-Regel.
Bitte meldet euch per Mail an: info(at)ocelot.de
Sollte es pandemiebedingt eine Änderung geben, notieren wir das hier.
Wir freuen uns auf euch!
Endlich ist es wieder so weit! Wir möchten uns mit euch treffen und über Literatur diskutieren.
Für die 24. Ausgabe unseres Lesekreises lesen wir "Mai bedeutet Wasser von Kayo Mpoyi, aus dem Schwedischen übersetzt von Elke Ranzinger und "Vater und ich" von Dilek Güngor.
Und worum geht es in den Büchern?
"Mai bedeutet Wasser":
Die kleine Adi wächst im Diplomatenviertel von Daressalam, Tansania, auf, zusammen mit zwei Schwestern, der tanzenden Dina und der immer kranken Mai. Ihr gottgläubiger und strenger Vater duldet keinen Ungehorsam, will er doch, dass seine Kinder es weit bringen. Besonders von den Töchtern verlangt er Unschuld und Reinheit. Aber Adi hat ein dunkles Geheimnis.
Lebendig, poetisch und unmittelbar erzählt Adi von ihrem täglichen Leben, von ihren älteren Geschwistern im Heimatland Zaire, den Vorfahren und den Jahrzehnten voller Gewalt, Krieg und Unterdrückung durch die Kolonialmächte. Die Mythen und Flüche der Ahnen leben in den Generationen weiter und beeinflussen das Leben aller. Ihre Geschwister machen sich auf den Weg nach Europa, doch Adi muss lernen, ihren eigenen Weg zu finden, um der Vergangenheit zu entkommen.
"Vater und ich"
Als Ipek für ein verlängertes Wochenende ihren Vater besucht, weiß sie, dass er auf dem Bahnhofsplatz im Auto auf sie warten und sie nicht am Zug empfangen wird. Im Elternhaus angekommen sitzt sie in ihrem früheren Kinderzimmer, hört ihn im Garten, im Haus, beim Teekochen. Die Nähe, die Kind und Vater verbunden hat, ist ihnen mit jedem Jahr ein wenig mehr abhandengekommen, und mit der Nähe die gemeinsame Sprache. Ipek ist Journalistin, sie hat das Fragenstellen gelernt, aber gegenüber
dem Schweigen zwischen ihr und dem Vater ist sie ohnmächtig.
Dilek Güngör beschreibt die Annäherung einer Tochter an ihren Vater, der als sogenannter Gastarbeiter in den 70er Jahren aus der Türkei nach Deutschland kam. Sie erzählt von dem Versuch, die Sprachlosigkeit mit Gesten und Handgriffen in der Küche, mit stummem Beieinandersitzen zu überwinden. Ein humorvoller wie rührender Roman über eine Vater-Tochter-Beziehung, mit der sich viele werden identifizieren können.
Für den Lesekreis gilt die 2G-Regel.