Unsere Empfehlungen

empfohlen von:

Eva Voigt

Eva Voigt

Die Reise zum Mittelpunkt des Waldes Finn-Ole Heinrich

gebunden

Krümelchen ist noch nicht einmal geboren aber sein Papa hat sich schon aus dem Staub gemacht - das denken zumindest alle. Dabei ist es doch ganz anders.
Klar, er ist verschwunden, ohne sich zu verabschieden, hat sich zwölf Tüten Fruchtgummi in den Rucksack gepackt und in den Wald geschlagen aber doch nur, weil er einen Geburtsvorbereitungskurs braucht. Er muss das Vatersein lernen. Und zwar schnell. Denn wie kann man eine Familie beschützen, wenn man sich bisher immer nur unter der Bettdecke verkrochen hat?
Was wenn die Erde bebt, der Strom ausfällt oder Aliens angreifen? Er kann ja nicht einmal Feuer machen oder Nahrung in der Wildnis finden. Aber von wem kann man so etwas lernen, wenn man selbst keinen Vater hat?

Natürlich vom Reuber.
Mit dem Auftauchen des riesigen, furchteinflößenden Reubers beginnt eine Geschichte um die Rückbesinnung aufs Wesentliche, immer ganz nah an der Natur. Es geht dabei aber nicht nur um Pfadfindergrundwissen sondern auch um Dinge wie "Koppausleern" und "Luffuddern", um nur zwei Worte aus Reubers eigentümlicher, genuschelten Sprache zu nennen, die so etwas wie meditative Atemübungen beschreiben.
Ich selbst bin während des Lesens ganz ruhig geworden.

Aber ist dieses Buch ein Kinderbuch?
Nachdem ich mich darin verlaufen und wieder herausgefunden habe kann ich ganz klar sagen:
Ja. Nein. Definitiv. Aber nicht nur. Vor allem ist es ein gleichzeitig fantastisches und authentisches Stück Wald, das zwischen zwei Buchdeckel gebannt wurde.
Gestalterisch ist es übrigens wunderschön, mit seinem geprägtem Einband, den rohen Kanten und den außergewöhnlichen Illustrationen von Ran Flygenring, die im Inneren auf die Leser*Innen warten.
Die Inspiration für seinen Reuber fand Finn-Ole Heinrich im gleichnamigen Film seines Freundes Axel Ranisch.

So. Und nun bitte vorlesen, selber lesen, verschenken und verlaufen!

zum Produkt € 20,00*

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Magda Birkmann

Magda Birkmann

Der Vogelgott Susanne Röckel

gebunden

Ein Ornithologe entdeckt auf einer Forschungsreise einen eigenartigen, ihm bisher völlig unbekannten großen Vogel, der von der einheimischen Bevölkerung als Gott verehrt wird. Jahrzehnte später geraten seine drei inzwischen erwachsenen Kinder auf jeweils ganz unterschiedliche Weise in den Sog dieses schwer durchschaubaren Vogelmythos: Der jüngste Sohn, Thedor, reist mit einer zwielichtigen Hilfsorganisation in das Land der Aza, wo der Vogelgott einst erstmalig verehrt wurde – und verbringt nach seiner Rückkehr sein Leben im Krankenzimmer einer psychiatrischen Einrichtung. Dora, die an ihrer kunsthistorischen Dissertation arbeitet, entdeckt auf einem alten Gemälde Hinweise darauf, dass der Kult um den geheimnisvollen Vogelgott zu Zeiten des dreißigjährigen Krieges auch hierzulande seine Anhänger hatte. Und Lorenz, der gescheiterte Journalist, kommt einer pharmazeutischen Verschwörung auf die Spur, der vor allem Kinder zum Opfer zu fallen scheinen...

Susanne Röckels beklemmender Roman liest sich bisweilen wie ein Fiebertraum, entwickelt aber schnell einen unglaublichen Sog, der seine Leser*innen atemlos, fasziniert und zugleich verstört zurücklässt. Ein literarisch anspruchsvoller Horrorroman erster Güte, der meiner Meinung nach vollkommen zu Recht auf der diesjährigen Longlist zum Deutschen Buchpreis steht.

zum Produkt € 22,00*

Das Weiße Schloss Christian Dittloff

gebunden

Dieses Debüt von Christian Dittloff hat mich erst ziemlich überrascht, dann hellauf begeistert.
Ada und Yves leben das perfekte Leben, sie macht in der Stadt Karriere, er arbeitet als Künstler - im eigenen Atelier in einer perfekten kleinen Eigenheimsiedlung.
Zwischen Bohème und finanzieller Sorglosigkeit, ausgesprochen gutem Sex und anregenden Gesprächen sind sie nun bereit für ein neues Projekt: ein Kind. Aber klug und klar, wie die beiden sind, bitte ohne die ganze breiverschmierte Selbstaufgabe drumherum.
Wie gut, dass "Das weiße Schloss" die (Kinder-)Wünsche seiner zahlungskräftigen Kundschaft perfekt zu erfüllen weiß - in Bioqualität natürlich. Hier gehen prenzlberger Yogawellness und neueste Medizintechnik eine fruchtbare Verbindung ein.

Ja, ich weiß, ich habe gerade ziemlich oft das Wort 'perfekt' geschrieben.
Das klingt kalt und abstoßend glatt. Die Vision dieses Romans mag damit spielen. Die Art und Weise, in der Dittloff die Geschichte erzählt, kann weit mehr als das.
Ich hatte einen kühlen, leicht dystopischen Roman erwartet, vielleicht sogar eine Horrorvision von durchgestylten In-Vitro-Föten, von einer Welt ohne Zufälle, ohne Unfälle. Vielleicht wäre das die leichter zu erzählende Geschichte gewesen.
Christian Dittloff hat sich aber NICHT den leichten Weg gesucht - und damit einen wunderbaren Roman geschaffen.
Die Sympathien, die Ada und Yves in mir geweckt haben, sind mit sehr wenigen ProtagonistInnen vergleichbar, mit denen ich zuletzt lesend Zeit verbracht habe. Er beschreibt sie warm und klug, wohl durchdacht, aber gänzlich ohne Berechnung.
Er zeigt ihre teilweise messerscharfen Ecken und Kanten, er leuchtet sie aus, macht ihre Handlungen plausibel, zeigt ihre schwächsten Punkte, aber er führt sie nicht vor, er verrät sie nicht.
Während sich mir beim Lesen eine tiefgreifende Liebesgeschichte offenbarte, umkreist der Roman große gesellschaftliche Themen (Selbstverwirklichung und Elternschaft, Perfektionismus und Kontrollwahn, Geschlechterrollen und Elitarismus), mit spielerischer Eleganz ohne sich auf Schwarzweißmalerei einzulassen oder aus einer überlegenen Position heraus zu urteilen.

Ein wendungsreicher, tiefsinniger, vor allem aber: ein warmer Roman!

zum Produkt € 22,00*

empfohlen von:

Magda Birkmann

Magda Birkmann

Bleib bei mir Ayobami Adebayo

kartoniert

Eines hat Yejide ihrem Mann Akin schon zu Beginn ihrer Beziehung klargemacht: für die nigerianische Tradition der Vielehe ist sie nicht zu haben. Doch als Jahr für Jahr vergeht und trotz aller ärztlichen Untersuchungen, Gebete und mystischen Rituale einfach kein Nachwuchs in Sicht ist, nimmt die Schwiegermutter das Heft in die Hand – und plötzlich sitzt die junge Funmi in Akins und Yejides Wohnzimmer. Yejide sieht nur einen Weg, um ihre Ehe zu retten: sie muss schwanger werden, um jeden Preis ...

Ayọ̀bámi Adébáyọ̀ hat ein sehr poetisches und zugleich unglaublich trauriges Buch darüber geschrieben, wie starre Geschlechterrollen, gesellschaftlicher Druck und männlicher Stolz Leben zerstören können. Ich war beim Lesen abwechselnd wütend, sprachlos vor Erstaunen und den Tränen nahe. Ein ganz starkes Debüt!

zum Produkt € 14,00*

Zerfall des Atoms Georgij Iwanow

gebunden

Eines meiner großen Lebensbücher ist Fernando Pessoas „Das Buch der Unruhe des Hilfsbuchhalters Bernardo Soares“. Dieses Buch muss immer in meiner Nähe sein, ich brauche es, wenn mein Empfinden der Welt gegenüber wie ein Instrument verstimmt ist. Nur wenige Sätze Pessoa lassen mich die Schönheit wieder sehen und Ruhe finden im Chaos der Welt. Dafür braucht es keine Handlung, es genügt die Introspektion der Hauptfigur. Bernardo Soares betrachtet sich in einer Sprache, die so klar, so poetisch, so durchdrungen von Licht und Dunkelheit zu gleich ist, wie ich bisher keine andere gelesen habe. Bis jetzt. Auch wenn Georgij Iwanows „Zerfall des Atoms“ im Umfang nicht mal annähernd an „Das Buch der Unruhe“ heranreicht, so zeigen sich doch deutliche Parallelen. In diesem fiktiven Abschiedsbrief eines Selbstmörders spricht auch ein Aus-der-Welt-Gefallener. Auch hier möchte ich jeden zweiten Satz unterstreichen. Auch hier offenbart sich die radikale Hinwendung zum Wesen der Dinge in einer Sprache, die alles um einen herum still werden lässt. Mit dem von Alexander Nitzberg genial übersetzten „Zerfall des Atoms“ bekommt meine sehr überschaubare Bibliothek der Lebensbücher nun Zuwachs.

zum Produkt € 16,00*

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