Unsere Empfehlungen

Wie hoch die Wasser steigen Anja Kampmann

gebunden

Waclaw verliert seinen besten Freund und Kollegen Mátyás während eines Arbeitsunfalls auf der Ölbohrplattform.
Anja Kampmanns Debütroman erzählt von dem harten Leben der modernen Wanderarbeiter. Sie beschreibt sehr anschaulich die körperliche und menschliche Härte, die dieses den Arbeitern abverlangt.

Waclaw ist im Ruhrpott groß geworden - seine Familie wanderte von Polen nach Deutschland ein. Als junger Mann flieht er mit seiner großen Liebe Milena zurück nach Polen. In der Hoffnung auf ein gemeinsames, besseres Leben, lässt er sich als Bohrarbeiter anwerben.
Er kehrt nie zurück, sondern verliert sich in der Welt. Erst nach dem Tod des Freundes stellt er sich seiner Vergangenheit und begibt sich an alte Orte aus seiner und ihrer gemeinsamen Zeit. Kampmann beschreibt dies durch atmosphärisch vage Erinnerungsbilder.
Ein alter Freund seines Vaters gibt ihm letztendlich ein Gefühl von Heimat zurück ...

Kampmann gelingt es - egal in welchem Land sich Waclaw gerade aufhält - die jetzige und die damalige Arbeitswelt miteinander zu verweben. Dabei lässt sie die Lesenden in eine Melancholie gleiten, die noch lange anhält.

zum Produkt € 23,00*

Lincoln im Bardo George Saunders

gebunden

„Lincoln in the Bardo“ von George Saunders erhielt im letzten Jahr den Man Booker Prize und ist gerade auf Deutsch erschienen.
Ich hatte einen historischen Roman vermutet, bereits auf Seite zwölf stand jedoch fest: Saunders schickt seine LeserInnen dabei auf eine ganz besondere Reise.

Willie Lincoln, der elfjährige Sohn des amerikanischen Präsidenten ist tragisch früh gestorben. In einer Zwischenwelt, angelehnt an das tibetische Bardo, erzählen verschiedenste Geisterstimmen seine, ihre und irgendwie auch unsere Geschichte. Sie führen ohne Rücksicht auf uns Lesende Dialoge, fallen sich ins Wort, bilden einen gewaltigen Chor, kommentieren, beobachten, erinnern, streiten, wundern, bereuen, hoffen.
Die Bandbreite dessen, was wir dabei erfahren, reicht von bestürzendster Trauer bis zu albernster Ausgelassenheit, von scheinbar unwichtigen Befindlichkeiten, bis zu absolut Weltbewegendem.
Die sprachlichen Versatzstücke, das generell Stückhafte, der Verzicht auf die klassische Erzählstruktur, die schnellen Perspektivwechsel funktionieren dabei ganz wunderbar. Dieses Buch transportiert feinste Stimmungen, ohne irgendetwas mit Netz und doppeltem Boden auszuerzählen.
Was für ein gelungenes, natürlich wirkendes Sprachexperiment, das Frank Heibert geradezu überirdisch gut ins Deutsche übertragen hat.
Große, warme, besondere, begeisterte Leseempfehlung.

zum Produkt € 25,00*

Circe Madeline Miller

kartoniert

The witch Circe plays only a small role in the Odyssey, just one of many obstacles on Odysseus' journey back home to Ithaca, but in this beautiful new book by Madeline Miller, she gets center stage. In a very lyrical language that evokes Homer's ancient epics but feels very modern at the same time, Miller lets Circe tell her own tale, a story which lasts several human lifetimes. You get to meet many of your favorite characters from the Greek myths, like Prometheus, the Minotaur, Daedalus and Icarus, Jason and Medea, all connected by the powerful voice of a woman who defies her family, her gods and her fate again and again in her attempt to carve out her own path in life.

If you like Greek mythology or feminist retellings of classical stories, this is definitely the right book for you!

zum Produkt € 12,50*

Zeit der Zauberer Wolfram Eilenberger

gebunden

Als würden man ein Bergpanorama fotografieren wollen und dabei nur die höchsten Gipfel ins Bild nehmen. So erzählt Wolfram Eilenberger die deutschsprachige Philosophiegeschichte der Weimarer Republik anhand der vier hervorragenden Köpfe dieser Zeit: Walter Benjamin, Ernst Cassirer, Ludwig Wittgenstein und Martin Heidegger. Man erkennt sie gut in dieser Aufstellung, ihre Höhe und ihre Distanz zu einander. Worauf sie jedoch fußen, die Gebirgsmassive des 18., 19. und frühen 20. Jahrhunderts, auch die fast so hohen Nebengipfel wie Gershom Scholem, Karl Jaspers, auch Wiesengrund Adorno, Siegfried Kracauer und Charles Baudelaire (lang noch ist diese Liste und nie vollständig), bleibt auf dieser Fotografie fast unsichtbar.

Ich möchte diese Verkürzung dennoch als Stärke des Buches auslegen, weil sie wesentlich zu dessen Lesbarkeit beiträgt. Sicher schneidet Eilenberger große Stücke aus dem Bild, aber was übrigbleibt, erscheint schlüssig und interessant komponiert. Er stellt vier Bruchstücke von vier Denkbiografien in der letzten Dekade großer deutschsprachiger Philosophie gegenüber. Das bedeutet nicht weniger, als die großen Errungenschaften, die weiten Möglichkeiten, die offenen Kontroversen und auch den späteren Verlust eines intellektuellen Milieus zu erfassen, wie es nach 1945 nicht wieder aufgebaut werden konnte. Die Entscheidung Eilenbergers für diese vier Protagonisten erzeugt Kontraste auf vielen Ebenen, zwischen Stadt und Land, zwischen akademischer Festanstellung und freiem Feuilleton, zwischen radikaler Logik und mystischer Metaphysik. Der wohl deutlichste - und in den 20er Jahren noch fruchtbare - Austausch lässt sich jedoch zwischen jüdischen und nicht jüdischen Denkern lesen. Weil Cassierer und Heidegger vor 1933 noch in Symposien aufeinandertrafen, weil es eine europäische Geisteswissenschaft gab, in der Religion noch keine große Rolle spielte, weil es um Erkenntnis ging und nicht um Rasse, schauen wir heute mit Eilenberger hinauf zu diesen Gipfeln mit diesem wehmütigen Blick. Was hätte es noch werden können, was ist da untergegangen!
Behält man diese Perspektive, lässt sich - ähnlich wie in Stefan Zweigs genialer Autobiografie „Die Welt von Gestern“ - die „Zeit der Zauberer“ als Geschichte eines Höhepunkts europäischen Denkens lesen. Und die ganze Fallhöhe ihres Absturzes. Über die 20er Jahre lesen heißt immer auch, über die eigene Gegenwart lesen. Nicht nur aus diesem Grund lohnt die Lektüre von Eilenbergers Buch.

zum Produkt € 25,00*

Lied vom Abendrot Lewis Grassic Gibbon

gebunden

Lewis Grassic Gibbon (1901 - 1935) ist das Pseudonym von James Leslie Mitchell, dessen "Szenen aus Schottland" ebenfalls im Guggolz Verlag vorliegen.
Ich schätze diesen Verlag seit seinem ersten Programm, den belesenen, wachen, engagierten Verleger Sebastian Guggolz, der nur Neu- und Wiederentdeckungen aus Nord- und Osteuropa veröffentlicht. Dafür arbeitet er eng mit ÜbersetzerInnen zusammen und hebt jedes Mal wahre literarische Schätze, die er in Neuübersetzungen und wunderschön gestalteten Ausgaben vor dem Vergessen bewahrt .
Diese besonderen Bücher, dieses Handschmeichlerische, dieses Genaue, dieses Umsichtige, dieses Wertvolle ist für mich einfach ein großer sinnlicher und geistiger Genuss.
Eigentlich will ich kein absolutes Lieblingsbuch unter allen Guggolz-Kostbarkeiten hervorheben, auch wenn mir natürlich manche Texte näher sind als andere - ich bewundere sie wirklich alle. Aber nun hat sich das vermutlich erledigt. Denn ich habe "Lied vom Abendrot" gelesen und wusste:
DAS ist einer der Romane, die mich mein Leben lang begleiten werden.

Im Osten Schottlands, unweit der Nordseeküste, am Fuße der rauen Mearns liegt die fiktive Ortschaft Kinraddie. Hier wächst zu Beginn des 20. Jahrhunderts Chris Guthrie auf einem Bauernhof auf.
Ihr Leben ist geprägt von harter Landarbeit, vom strengen Vater, von der ewig mit den kleinen Geschwistern und dem Vieh beschäftigten, kränkelnden Mutter – und trotzdem hat sie als älteste Tochter die Chance, das College zu besuchen, fremde Sprachen zu erlernen, die Literatur zu entdecken, über den Tellerrand zu schauen.
Nach dem Tod ihrer Eltern entscheidet sie sich aus freien Stücken, ihrer Liebe zu diesem besonderen Landstrich, seiner Sprache und seinen Menschen zu folgen. So sucht sie nicht eine Stellung als Lehrerin, sondern übernimmt die Pacht für den kleinen Hof Blawearie, sie landwirtschaftet, heiratet aus Liebe –dann bricht der erste Weltkrieg aus.
Um die scharfe Beobachtungsgabe und den feinen Humor des Autors zu spüren, empfehle ich einfach wärmstens, dieses Buch selbst zu lesen.
Nicht nur die Menschen auf den Nachbarhöfen und diese besondere Landschaft sind weitere ProtagonistInnen, die einem beim Lesen sofort ans Herz wachsen, sondern vor allem die außergewöhnliche Sprache, in der Lewis Grassic Gibbon all dies beschreibt.

Die Übersetzerin Esther Kinsky hat wirklich eine Meisterleistung vollbracht, so intuitiv und gekonnt, wie sie die wunderbare Melodie dieses Buches so klangvoll ins Deutsche übertragen hat.
Indem sie treffsicher und sensibel Anleihen bei einer Form des Plattdeutschen gemacht hat, wirkt der besondere schottische Dialekt auf ganz wunderbare Weise intensiv, ohne je zu dick aufzutragen. (Ohmdraut und fuchtig sind meine Lieblingsworte gewesen.) Nicht einmal das aufmerksame Glossar ist wirklich nötig, da die Sprachmelodie die Geschichte so natürlich trägt.

Über "Sunset Song" wurde nach dem Erscheinen 1932 gemunkelt, dass es ja von einer Autorin unter Pseudonym geschrieben sein müsse, da sich niemals ein Autor so gut in eine weibliche Protagonistin hätte versetzen können.
Chris Guthrie gehört für mich in eine Riege mit den großen Frauenfiguren der Weltliteratur, mit Jane Eyre, Elizabeth Bennett und Anna Karenina und ich wünsche diesem Juwel von einem Roman (der bisher lediglich in einer längst vergriffenen DDR-Ausgabe auf Deutsch erschienen war) durch diese wirklich meisterhaft gelungene Neuübersetzung viele ebenso begeisterte LeserInnen.

zum Produkt € 26,00*

Speicher 13 Jon McGregor

gebunden

Ein Mädchen, 13 Jahre alt, verschwindet – und versetzt ein Dorf, irgendwo in Norfolk, England, damit in Aufruhr.
Klingt wie ein Krimi, ist aber keiner. Nicht mal ansatzweise.
Stattdessen ist Jon McGregors Roman „Speicher 13“ ein auf seine ruhige Art beinahe sanftmütiger Roman über das Vergessen, über Veränderungen und darüber, dass am Ende doch alles irgendwie gleich bleibt. Über dreizehn Jahre hinweg nämlich fokussiert diese Erzählung das Leben der Dorfbewohner_innen, die kleinen und großen Umbrüche in ihrem Leben, die Entwicklung des Dorfes als Ganzes, und die immer wiederkehrenden Zyklen der Natur, die sich so gar nicht um die menschlichen Dramen schert. Und entwickelt dabei seinen ganz eigenen, ruhigen Sog.
Ein Roman, der – ebenso wie zuletzt Annie Ernaux großer Roman „die Jahre“ – die Balance zwischen einer kollektiven Erzählung und Psychogramm nicht nur schafft, sondern etwas Neues daraus macht: ein leises, manchmal zynisches, hier und da in seiner Schonungslosigkeit brutales, aber oft liebevolles Raunen, in dem doch immer wieder einzelne Stimmen herauszuhören sind.

zum Produkt € 22,00*

Olga Bernhard Schlink

gebunden

Zugegeben, dies ist mein erster "Schlink".
Und dann gleich so ein Treffer, so ein Lesegenuss! Olga!
Ihre Geschichte, die in Pommern zu Beginn des 20. Jahrhunderts sprachlich schön, aber thematisch eher sanft beginnt und wie die Romanbiografie der sofort sympathischen Protagonistin anmutet, entwickelt sich spätestens ab der Hälfte des Buches zu einem unfassbaren Leserausch. Und unfassbar steht hier auch für fassungslos.
Ein Buch über eine innerlich und äußerlich begrenzte und trotzdem (oder gerade deshalb?) grandiose Liebe, über die männliche Sehnsucht nach großen Taten und die stillen, aber nachwirkenden Entscheidungen der Frauen im vergangenen Jahrhundert.
Und dann blättert man zurück zu den ruhigen Anfangsseiten und fragt sich, ob es sein kann, ob es wirklich sein kann und beginnt noch einmal von vorn ...

zum Produkt € 24,00*

The Bathroom Chronicles

gebunden

Ich bin knallverliebt in dieses Buch!
100 wirklich spannende Frauen haben der Lektorin Friederike Schilbach kleine Einblicke in ihre Badezimmer gewährt.
Ihr wisst schon, dieses Allerheiligste, in dem wir morgens den Tag an- und abends wieder ablegen; dieser private Raum (vielleicht der letzte wirkliche), der so viel mehr über uns verraten kann, als unser Schlafzimmer.
Dieses wunderschön gestaltete Buch ist ein Hort an Bildern und Anekdoten, die wunderbar viel Luft und Inspiration hinterlassen und oft gerade durch das faszinieren, was nicht erzählt und gezeigt wird.
Ich muss es sofort allen meinen Freundinnen schenken!

zum Produkt € 18,00*

Quecke Petre M. Andreevski

gebunden

"Quecke" von Petre M. Andreevski (1934-2006) wurde erstmals 1980 veröffentlicht und zählt bis heute zu den meistgelesenen Büchern in Mazedonien. Mazedonien, dieses südosteuropäische Land, über dessen (von großen Mächten durchgerüttelte) Geschichte wir hierzulande viel zu wenig wissen.

In "Quecke" lässt Andreevski in wechselseitigen, kurzen Kapiteln das Ehepaar Jon und Velika zu Wort kommen. Sie leben zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts in einem mazedonischen Bergdorf und teilen mit uns die Nöte ihres harschen, kargen Lebens, geprägt von bitterer Armut und harter Arbeit, Dürre, Krankheiten und dem Versuch des Überlebens der scheinbar nicht enden wollenden, eiskalten Winter.
Als Jon zwangsrekrutiert wird, erfahren wir in den Grauen des Balkan- und Ersten Weltkrieges, als er nicht einmal weiß, für wen er da gerade an der Front stehen muss, viel über die politischen Wirrnisse dieser Zeit.
Doch wie die Quecke, dieses allgegenwärtige Unkraut, das Hitze, Kälte und Trockenheit mühelos übersteht, ja überwuchert und selbst ausgerissen wieder zum Leben erwacht, sobald es mit der Erde in Berührung kommt, erzählt dieses Buch auch von der unbändigen Liebe zum Leben, die den Menschen den Mut gibt, nach jedem noch so harten Schicksalschlag wieder offenen Auges einem neuen Tag entgegenzusehen.

Dank der wirklich gelungenen Übersetzung von Benjamin Langer liegt dieses grandiose Buch nun endlich zum ersten Mal auf deutsch vor.
Wie bei allen Bücher aus dem wunderbaren Guggolz Verlag, könnte ich jetzt seitenlang in der Bewunderung dieser (wie immer) ausgezeichneten Buchgestaltung schwelgen: Die feine Typografie, die stimmigen Illustrationen von Valeria Gordeew, das schöne Vorsatzpapier, der perfekte Buchsatz, die hilfreichen, aber niemals ausufernden Anhänge - es stimmt mal wieder alles bei Guggolz.

Doch auch inhaltlich hat mich "Quecke" zutiefst berührt und gebannt und von allen Guggolz-Büchern, die mir ohnehin immer sehr zu den liebsten jeder Saison gehören, ist dieses hier nun besonders nah an meinem Herzen. Es hat sich tief verankert, eingequeckt.

zum Produkt € 24,00*

American War Omar El Akkad

kartoniert

Das Amerika der Zukunft ist ein naturkatastrophengepeitschter Landstrich auf dem ein jahrzehntelanger, erbitterter Bürgerkrieg tobt: Der solarbetriebene Norden kämpft gegen die rückständigen Südstaaten, die partout nicht auf die Nutzung von Benzin verzichten wollen. Mexiko hat zum eigenen Schutz längst die Mauer hochgezogen und die arabischen Staaten haben sich in einer großen Allianz zusammengeschlossen, die regelmässig Hilfspakete nach Amerika schickt.
Drohnenangriffe und Selbstmordattentate gehören genauso zum täglichen Überlebenskampf des Südens, wie die riesigen Flüchtlingslager an der Grenze zum Norden.
Doch der Autor Omar El Akkad setzt uns nicht allein diesem Endzeit-Drama aus. Er schenkt den LerserInnen eine Protagonistin, die mit allen ihren Ecken und Kanten sofort zu unserer Heldin wird: Sarat Chestnut.

zum Produkt € 12,00*

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